Erle. Fehlende Papiere, ungesicherte Ladung: Bei einer Kontrollaktion hat die Gelsenkirchener Polizei Verstöße bei Lastern und Fahrern aufgedeckt.
Etwas geknickt wirkt der Fahrer des blau-gelben Lkw, der auf dem Parkplatz P6 an der Arena auf- und abläuft. Die Fahrzeugschlüssel und Papiere musste er gerade an die Polizisten abgeben. Denn der Führerschein des Mannes ist seit einem Monat abgelaufen. Trotzdem hat er sich noch 19 Mal hinters Steuer eines Lasters gesetzt. „Das ist jedes Mal Fahren ohne Fahrerlaubnis“, erklärt Hauptkommissar Christian Lein. Er hat den Fahrer soeben kontrolliert und ihm die Weiterfahrt verboten.
Brummis im Blick hatte die Polizei am Donnerstag. Bei einer Kontrollaktion prüften Polizisten nicht nur, ob die Fahrer alle nötigen Papiere beisammen und ihre Lenk- und Ruhezeiten eingehalten haben. Auch die Ladung der Fahrzeuge und vor allem deren Sicherung begutachteten die Beamten genau – und deckten dabei so einige Verstöße auf.
Kleinlaster mit Fleisch in Kisten
Ein Kleinlaster, der Kisten mit Fleisch geladen hatte, fiel gleich mehrfach negativ auf: Der Fahrer hatte die roten Behälter auf der Ladefläche nicht nur unzureichend gesichert, er konnte den Beamten auch nicht sagen, woher seine Ladung stammt. Das rief die ebenfalls an der Aktion beteiligten Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung auf den Plan. Sie untersagten dem Mann, die Ware in Umlauf zu bringen, bevor entsprechende Belege nachgereicht worden seien.
Lkw werden nur selten kontrolliert
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Bereits um sechs Uhr hatten Einsatzkräfte aus Gelsenkirchen Position auf dem Busparkplatz an der Arena bezogen. Zu dieser Einsatzzentrale lotsten die Streifenwagenbesatzungen, die im Stadtgebiet unterwegs waren, Lkw und Kleinlaster. „Lkw-Kontrollen sind nicht beliebt und immer mit viel Papierkram verbunden. Die Fahrer werden daher nur selten kontrolliert. Bei solchen Aktionen decken wir deshalb oft viele Verstöße auf“, erklärt Lein.
Und mancher Fahrer erfüllte auch gängige Klischees. So wie der junge Mann hinterm Steuer eines sehr neu wirkenden Lasters mit polnischem Kennzeichen. In Badelatschen kletterte er vom Fahrersitz. Dass eine Rückleuchte des Lkw nur mit Klebeband zusammengehalten wurde, ließ ihn nur mit den Schultern zucken. Weil er die geladenen Dönerspieße aber richtig gesichert hatte und seine Fahrerkarte keine Verstöße anzeigte, kam er mit einer Verwarnung davon – und der Auflage, feste Schuhe anzuziehen.
Polizei zeigt Verständnis für die Fahrer
Positiv fiel hingegen der Fahrer eines etwas älteren, weißen Lasters auf. Er transportiere Gewichte für eine Aufzugfirma und hatte die Ladefläche des Lkw dafür extra umgebaut und mit zusätzlichen Ösen versehen. So konnte er die schweren Metallblöcke mit Spanngurten befestigen. Von der bundesweiten Kontrollaktion hatte er bereits gehört. Dass die Beamten ihn angehalten haben, sieht er locker: „Es ist zeitaufwendig und ich hätte jetzt eigentlich schon Feierabend. Aber es ist definitiv nützlich“, sagt er.
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Dass die Fahrer bisweilen genervt reagieren, versteht Christian Lein. In vielen Situationen habe er sogar Mitleid mit ihnen. Schließlich stünden viele stark unter Druck, auch durch ihre Vorgesetzten. „Trotzdem müssen die Gesetze eingehalten werden“, macht er deutlich.
Deshalb muss der Mann mit dem abgelaufenen Führerschein am Donnerstag zu Fuß nach Hause, nachdem ein Kollege – mit gültigen Papieren – seinen Laster übernommen hat. Er und sein Chef werden außerdem Bußgeldbescheide erhalten.
Die Ergebnisse der Schwerpunktkontrolle will die Polizei nach der Auswertung am Freitag bekanntgeben.