Gelsenkirchen. Das schmucke Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus bildete den feierlichen Rahmen für die Ernennung von 149 Kommissaren und Kommissarinnen der Polizei.
Blutdruckmessgeräte hätte man gern in Augenschein genommen. Wer hatte wohl den höheren Puls, Eltern und Anverwandte, die eifrig Fotos und Videos machten, oder die neuen Uniformträger? Wahrscheinlich beide Seiten. Das Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus bildete am Freitagnachmittag den feierlichen Rahmen für die Ernennung von 149 Kommissaren und Kommissarinnen der Polizei. Dass die Wahl zum vierten Mal auf das Verwaltungszentrum im Herzen der Innenstadt fiel, hat zwar auch mit dem repräsentativen Charakter des im backsteinexpressionistischen Stil erbauten Gebäudes zu tun, ist aber ohne Zweifel mehr Ausdruck der engen Kooperation von Stadt und Polizei.
Arbeit im Dienst für die Menschen
Polizeidirektorin Heidi Fahrenholz, Bürgermeisterin Martina Rudowitz und die ehemalige Gelsenkirchener Polizeipräsidentin Anne Heselhaus im Auftrag von NRW-Innenminister Herbert Reul begrüßten und beglückwünschten die neuen Polizisten zu ihrem ersten erfolgreichen Karriereschritt. In ihren Grußworten mahnten die Rednerinnen den Polizeinachwuchs, die Arbeits stets „bürgernah, sorgfältig und verhältnismäßig“ zu verrichten. Niemals zu vergessen, im „Dienst für die Menschen“ zu stehen, sich stets darüber im Klaren zu sein, dass man im „Einsatz für das Gute sehr oft dem Bösen begegnen wird“ und dass ein Polizist nicht immer als Helfer, sondern vielfach als „Gegner betrachtet wird.“ Insbesondere die heute als leitende Ministerialrätin in Düsseldorf tätige Anne Heselhaus erinnerte die Neuen an den geleisteten Amtseid, „Gerechtigkeit gegenüber jedermann“ walten zu lassen.
31 Kräfte bleiben in Gelsenkirchen
Von den 149 ehemaligen Anwärtern - darunter 48 Frauen und 101 Männer, bleiben 31 bei der Gelsenkirchener Polizei. „Überwiegend werden sie in der Folgezeit in den Wach- und Wechseldienst respektive bei der Hundertschaft eingesetzt“, erklärte Polizeisprecher Christopher Grauwinkel. Danach sind Wechsel in andere Abteilungen möglich.
Zwei, die sich für den Polizeidienst entscheiden haben, sind Insa Tosch (23) aus Recklinghausen und Dominik Gawron (30) aus Essen - sie gelernte Tourismuskauffrau, er studierter Kommunikationsdesigner. Beiden gemein ist, dass sie ihr vorheriger Job nicht komplett ausfüllte. Das breite Spektrum polizeilicher Arbeit und die vielfältigen Karrierechancen haben sie zu Umstieg bewogen. „Insbesondere die Arbeit in einem großen Team“ hat für beide den Ausschlag gegeben. Wunschperspektive: der spätere Einsatz „bei der Kriminalpolizei“.
Vielseitig talentiert
Seit 2017 stellt die Landesregierung jedes Jahr 2300 Polizeianwärterinnen und -anwärter ein. Ab Herbst 2019 wurde die Zahl der Auszubildenden auf 2500 erhöht. In den Augen der Polizeigewerkschaft aber immer noch zu wenig.
Die Anwärter absolvieren ein duales Bachelor-Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV). Die Ausbildung dauert drei Jahre. Neben der Theorie werden die Studenten auch in Polizeibehörden eingesetzt.
Dass es innerhalb der Polizei Kräfte gibt mit ganz unterschiedlichen Talenten, das bewies Josephine Magga vom Polizeipräsidium Recklinghausen. Sie sang für die neuen Kollegen, unter anderem das Lied „Are we human“ von The Killers.
Innenminister Reul will Schlagkraft der Kripo erhöhen
Es sind aber auch andere Karrierewege denkbar. Denn Innenminister Herbert Reul (CDU) plant, demnächst junge Kommissaranwärter „mit besonderen Talenten“ direkt nach der dreijährigen Ausbildung zur Kripo wechseln zu lassen, um die Schlagkraft der Kriminalpolizei in NRW zu erhöhen. Entscheidend dabei soll die Vorbildung des Polizei-Nachwuchses sein. Absolventen, die bereits kaufmännische oder IT-Kenntnisse haben oder zuvor Kfz-Mechaniker waren, müssten „nicht erst durch den Wach- und Wechseldienst geschleust werden“, sondern könnten direkt zu Spezialisten werden.
Ausbildungsbeginn für 281 Anwärter in Gelsenkirchen
Am kommenden Montag stoßen zu den 31 neuen Kommissaren und Kommissarinnen für Gelsenkirchen noch sechs weitere hinzu, sie wurden nach Gelsenkirchen versetzt. Parallel dazu beginnt landesweit die Ausbildung 2500 weiterer Anwärter, auf das Gelsenkirchener Präsidium entfallen 281.