Nach dem offenen Brief eines Fahrlehrers an den OB beschäftigt der Zustand der Schalker Meile in dieser Woche die Gelsenkirchener. Ein Kommentar.
An jedem Arbeitstag fahre ich mit dem Auto zweimal über die Schalker Meile – morgens in südlicher, abends in nördlicher Richtung. Ich gebe zu – noch nie habe ich dabei gedacht: „Mann, das ist aber schön hier!“ Gut, über Geschmack lässt sich ja bekanntlich eh nicht streiten. Ist an dieser Stelle aber auch nicht nötig, weil es dort ganz objektiv betrachtet nicht schön ist. Mit Abstand betrachtet könnte man sagen: Ist auch nicht schlimm, denn es gibt neben Gelsenkirchen keine Großstadt auf der Welt, die nicht auch hässliche Ecken hat. Für die Menschen, die dort wohnen, ist das aber kein Argument. Wer wohnt schon gerne dort, wo es nicht schön ist?
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Fahrlehrer Steffen Schiegner möchte an einem solchen Ort nicht mal gerne arbeiten. Er schrieb in dieser Woche einen offenen Brief an Oberbürgermeister Frank Baranowski. Tenor in der Kurzfassung: Hier ist alles verwahrlost und heruntergekommen – machen Sie etwas dagegen! In seinem Brief führt er detailliert die Missstände auf. Nur: Beziehen sich diese im Kern auf die Häuser, ihre Besitzer und Hausverwalter – und damit auf Dinge, die im privatrechtlichen Bereich liegen. Dafür ist der OB sicherlich der falsche Ansprechpartner.
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Dennoch wird auch Baranowski dem Grundanliegen Schiegners kaum widersprechen können. Auch er würde einer Aufwertung der Schalker Meile sofort zustimmen. Nur lässt sich so etwas nicht von heute auf morgen machen – schon gar nicht in der Stärkungspaktkommune Gelsenkirchen, die nicht nur keine schöne Schalker Meile, sondern auch kein Geld hat. Ein Dilemma! Einzig eine Frage muss sich auch – wenn auch nicht ausschließlich – die Stadtverwaltung stellen: Wie konnte man eigentlich zulassen, dass es überhaupt so weit kommt?