Gelsenkirchen-Altstadt. Beim vierten Abend der Sommersound“-Konzerte geben die Berliner von „Schnaftl Ufftschik“ Rätsel auf. Auch „ZMEI3“ begeistern im Stadtgarten.
„Wir haben offenbar nicht alles verkehrt gemacht, dass wir ein erneutes Mal hier sein dürfen“, schmeichelte sich die Berliner Brass-Band im Stadtgarten ein. Sicher nicht, denn die Besucher waren schon beim Soundcheck zum vierten Doppelkonzert beim „Sommersound“ gespannt. „Rätselhaft“ trifft als Beschreibung für „Schnaftl Ufftschik“ sicher noch am besten und ein virtuoser Ritt durch die Musikgattungen rund um den Globus war es allemal, den die Band da bot.
Veranstalter Guntmar Feuerstein hatte nicht allzu ernsthaft versucht, den Bandnamen zu erklären: „Es gibt viele Bedeutungen, da macht jeder sein Ding.“ Hinter „Schnaftl“ und „Ufftschik“ deutete er „das Einfache und das Schwierige, das es zu kombinieren gilt“. Die Band selbst klärte auf, „Ufftschik“ sei der Rhythmus, „Schnaftl“ übernehme die Klarinette: „Das kommt cool.“
Souzaphon trifft Marimba-Schlagwerk
Das Quintett in den Second-Hand-Anzügen mit Hut oder Schiebermütze nimmt jedenfalls jeden Stil auf, lotet mit Posaune und Souzaphon auch die tiefsten Tiefen des Klangs aus und mixt mit dem Marimbaphon dazu noch neu und erfrischend Schlagwerkelemente unter – und das mit einer überbordenden Spielfreude.
Folk & Jazz
Die nächste Station des Sommersounds im Stadtgarten an der Zeppelinallee steht für Sonntag, 18. August, von 19 bis gegen 22 Uhr auf dem Programm, der Biergarten öffnet um 18 Uhr.
Zunächst spielen auf dem Musikpavillon „Handmade Moments“, ein Indie-Folk-Duo aus dem Herzen Arkansas’. Den zweiten Teil ab 20.30 Uhr bestreiten „Marion & Sobo Band“ mit Gypsy Jazz, Worldmusic und Chansons. Der Eintritt ist wie gewohnt frei.
Nichts bleibt verschont, wenn angekündigt wird, eine Klezmer-Ballade gebe es auch noch als 70er-Jahre Disco-Hit, und nicht wenige der begeisterten Zuhörer dürften das Rätsel nicht gelöst haben: „Staying Alive“ von den Bee Gees ist wohl noch nie so musikalisch eingewickelt worden.
Polka, Walzer und Jazz-Klassiker
In schnodderigem Berlinerisch erfuhren sie dazu noch, das Tempo des Stücks eigne sich hervorragend zur Lebensrettung per Herz-Druck-Massage. Und um ihrem einstündigen Gastspiel einen roten Faden zu geben, skizzierte „Schnaftl Ufftschik“ eine Reise mit der transsibirischen Eisenbahn, beginnend in der Ukraine, über die Türkei sogar bis an die amerikanische Westküste, dabei immer wieder mit schmissigen
Anklängen an Polka oder Dreiviertel-Takt-Walzer.
Erst der Text löst das Rätselraten
Bei so einer gleichermaßen unterhaltsamen, verrückten und verspielten und vor allem gekonnten Mischung konnten die Fünf sogar Dave Brubecks Jazz-Ikone „Take Five“ in allen Ehren mitnehmen. Um mit dem eigentlich letzten Stück die kleine, mexikanische Gitarre, die Vihuela, auszupacken und noch einmal alle auf eine falsche Fährte zu locken: „Kein schöner Land“ wurde erst deutlich, als der getragene Gesang das Rätsel löste. Bei der Zugabe blieben sie zumindest in dieser Richtung, denn das Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ mit instrumentaler Frischzellenkur war alles anderes als einschläfernd.
Soul aus Rumänien
Wer dennoch an diesem doch noch klaren und lauen Abend meinte, schon genug zu haben, verpasste „Rough Romanian Soul“ von „ZMEI3“, raue und dabei beschwörende Klänge, getragen von einer exzellenten Sängerin Paula Turcas, treibenden Vibraphon-Passagen von Oli Bott und Gänsehaut bei den E-Gitarren-Akkorden von Bandleader Mihai Victor Iliescu.