Gelsenkirchen-Schalke. Über die Gelsenkirchener Jugendberufshilfe findet Marius Müller den Weg in ein geregeltes Berufsleben. Sein Gesellenstück wird sogar prämiert.

Für ein klassisches Gesellenstück hat sich Marius Müller entschieden. Ein TV-Möbel. Eiche massiv, geschliffen und geölt, aus dreieinhalb Zentimeter starkem Holz hat er die Oberflächen gearbeitet. Dazu gibt’s lederbezogene Türen mit gebürsteten Alu-Griffleisten, Schubkästen – das Möbel ist für die Wandmontage vorbereitet. Die Wahl für die Arbeit war für Müller naheliegend und praxis-getrieben: „Das war das Möbel, das ich am dringendsten brauchte“, sagt er. In der Ausstellung „Die gute Form“ belegte er mit seinem Schrank den ersten Platz, insgesamt schloss Müller seine Tischlerlehre mit einer guten Drei ab, Note 1,8 stand auf seinem Abgangszeugnis der Berufsschule. „Damit bin ich definitiv zufrieden gewesen“, sagt der Geselle. Der Abschluss ist sein Ticket in die Zukunft.

In den Droste Werkstätten hat er Tischler gelernt. Dort wurde er auch jetzt unbefristet übernommen. Die Johannes Droste GmbH ist national und international im Geschäft. Innenausbau, Ladenbau, Messebau, seit 2001 vor allem für Lufthansa-Technik, sind die tragenden Geschäftsfelder. Und Müller steht „mit knackigen 28“ als Handwerker die Welt offen. „Erstmal“, sagt er, „will ich jetzt Erfahrung sammeln und dann mal schauen, was kommt.“

Nach der Hauptschule gejobbt und festgestellt: Da muss mehr kommen

Mit 18 ist Marius Müller daheim ausgezogen. Sein Weg ins Handwerk führte über ein paar Stationen: Hauptschule halbwegs solide beendet, dann gejobbt und Zivildienst abgeleistet, wieder gejobbt. Doch mit 25 stand dann für ihn fest: „Da muss mehr kommen. Was hinzukriegen und zu schaffen“, war damals sein Anspruch, als die WAZ ihn das erste Mal traf. Müller hat den Realschulabschluss nachgeholt und hat dann Hilfe bekommen, die ihn entscheidend voran gebracht hat. Er ist im „Förderkorb“ gelandet, der Jugendberufshilfe der Katholischen Sozialarbeit Gelsenkirchen gGmbH, die jungen Menschen stützt und flankiert, ihnen Beratung und Hilfen bietet, Struktur und Orientierung geben will, sogenannte „multiple Vermittlungshemmnisse“ ausräumt. Das Idealziel: Raus aus Hartz IV, rein in den Arbeitsmarkt.

Praktikum und persönlicher Kontakt ebnen den Weg ins Berufsleben

Innenarchitekt Henner Droste steht mit Schreinergeselle Marius Müller an einer Säge. Bei Droste hat er ein Praktikum gemacht – konnte sich bewerben, wurde angenommen.
Innenarchitekt Henner Droste steht mit Schreinergeselle Marius Müller an einer Säge. Bei Droste hat er ein Praktikum gemacht – konnte sich bewerben, wurde angenommen. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning


Müller ist im Förderkorb an der Wildenbruchstraße in der Holzwerkstatt untergekommen, hat hier erste Grunderfahrungen gesammelt. „Für mich ist das perfekt gewesen. Die haben sich super gekümmert“, findet er. Doch entscheidend war für ihn schließlich der persönliche Kontakt zu Betrieben. Bei Droste hat er ein Praktikum gemacht – konnte sich bewerben, wurde angenommen. Gekommen, um zu bleiben. „Wir nehmen nur Azubis, die bei uns ein Praktikum gemacht haben und von denen wir so einen Eindruck bekommen“, sagt Henner Droste. „Der Schreinerbereich ist nach wie vor sehr gefragt. Wir haben jedes Jahr noch so 15 bis 20 Bewerbungen.“ Der Bauboom ist auch in dieser Sparte zu spüren. Droste: „Handwerker haben gut zu tun. Es brummt. Das merkt man schon.“

Hochwertige Messestände für internationale Kundschaft

Rund 40 Mitarbeiter haben die Droste-Werkstätten. Davon sechs Auszubildende. „Für mich“, schwärmt der 58-jährige Henner Droste, „ist Schreiner der schönste Handwerksberuf, ich schätze besonders die Vielseitigkeit. Wenn man am Bau arbeitet, macht man oft Sachen, die hinterher keiner sehen möchte, die unter Putz oder Fliesen verschwinden. Aber was wir bauen, kann man anfassen, fühlen sehen…“

Droste ist Schreinermeister und Innenarchitekt, teilt sich mit seinem Bruder Georg die Geschäftsführung. Seit 1879 besteht der Familienbetrieb. Henner und Georg Droste sind die vierte Generation an der Firmenspitze. „Mit meinem Neffen Lars ist die fünfte Generation bereits am Start“, sagt Droste.

An- und Aufbau in Teamarbeit

International hat das Geschäft für die Firma in den vergangenen Jahren zugenommen – reichlich Reisetätigkeit inklusive. Weltweit baut Droste für Lufthansa-Technik hochwertige Messestände. Dubai, Denver oder Monaco sind einige der Stationen dieses Jahres. Die verschiedenen Messebauten – von sechs mal sechs bis zu 18 mal zwölf Meter – gehören Droste. In Transportkisten liegen sie in Schalke auf Lager, treten dann im Seecontainer die Reise an ihre Bestimmungsort an. Und immer sind Droste-Schreiner dabei, wenn es an den Auf- und Abbau geht. „In Moskau“, sagt Henner Droste, „waren wir dieses Jahr mit vier Leuten, in Singapur mit sieben und in Genf mit zehn Mann.“