Gelsenkirchen-Schalke. Ehrung für Gelsenkirchener Werk in Berlin: Thyssenkrupp Electrical Steel erhält Ludwig-Erhard-Preis für vorbildliches unternehmerisches Handeln.
Elektroband ist der Kernwerkstoff der Energiewende. Es wird zwingend für den Einsatz in Transformatoren und Generatoren benötigt. Im Gelsenkirchener Werk von Thyssenkrupp Electrical Steel (TKES) wird Elektroband produziert – und das vorbildlich aus Sicht einer Jury. Die Gelsenkirchener wurden neben den internationalen Standorten Isbergues in Frankreich und Nashik in Indien für ihre Managementleistungen mit dem Ludwig-Erhardt-Preis, auch bekannt als „Deutscher Excellence-Preis“, ausgezeichnet – und zwar mit „Bronze“ bei der ersten Bewerbung in der Kategorie große Unternehmen.
TKES in Gelsenkirchen profitiert von der Energiewende
„Das zeigt, wie wir uns hier entwickelt haben“, sagt Barbara Kremser-Bruttel, die Betriebsratsvorsitzende. Ein „Leuchtturm-Projekt“ alleine reicht für diese Auszeichnung nicht aus. Mit dem Ludwig-Erhard-Preis werden ganzheitliche Managementleistungen gewürdigt, die, im Sinne des ehemaligen Wirtschaftsministers und Bundeskanzlers, den wirtschaftlichen Erfolg, die Wettbewerbsfähigkeit und die soziale Verantwortung von Unternehmen berücksichtigen. Weitere Faktoren sind die Kundenorientierung, Prozessoptimierung und Innovation sowie die nachhaltige Entwicklung von Unternehmen.
Thyssenkrupp Electrical Steel ist europäischer Marktführer im Bereich Elektroband. Die GmbH hat weltweit etwa 1700 Beschäftigte. Im Werk neben der Berliner Brücke arbeiten rund 700 Mitarbeiter. „Wir haben Personal aufgestockt. Es brummt. Elektroband hat Hochkonjunktur. Wir profitieren von der Energiewende“, stellt Barbara Kremser-Bruttel fest.
Qualitätssteigerung und Optimierung des Schalker Werks
Der Standort hat stürmischere Zeiten hinter sich: Um 2013 schien der Verkauf beschlossene Sache. Mitte der Dekade lief dann die Restrukturierung. Schließlich investierte der Konzern mehrere Millionen Euro in die Qualitätssteigerung und Optimierung des Schalker Werks, das seitdem auf Klasse statt Masse setzt. Die Bemühungen waren 2016 erfolgreich, wie die Betriebsratsvorsitzende und die IG Metall feststellten: „Nach fast zwei Jahren sehen wir, dass es vernünftig und richtig läuft. Wir schreiben wieder schwarze Zahlen“, betonten sie damals.
Standort hat mittlerweile fast 700 Mitarbeiter
Das Gelsenkirchener Werk hat in den vergangenen Jahren einen Veränderungsprozess angestoßen, der die gesamte Organisation umfasst. Am Anfang stand 2017 die Mitarbeiterbefragung ORCA, das steht für Organizational Capability Assessment, also Bewertung der Unternehmensfähigkeiten. Aus dieser detaillierten Befragung ließen sich Ansätze für einen maßgeschneiderten Veränderungsprozess ermitteln. Der Erfolg ließ sich in einer erneuten Umfrage 2018 mit verbessertem Ergebnis messen.
Qualitäts-Kriterien für den Preis
Unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie soll mit dem Preis der Grundgedanke der Sozialen Marktwirtschaft weitergeführt werden, um Wirtschaftsleistungen zu prämieren, die dem Verbraucher nutzen, mit denen sich Mitarbeiter identifizieren und die die Umwelt schonen.
Anwärter auf den Ludwig-Erhard-Preis berücksichtigen in ihrer Bewerbung die Anforderungen des EFQM-Modells, eines Qualitätsmanagement-Systems, das von der European Foundation for Quality Management (EFQM) entwickelt wurde.
„Exzellenz in der Produktion alleine genügt heute zur Differenzierung in unserem Marktumfeld nicht mehr. Die Prozesslandschaft und die Mentalität aller sind von elementarer Bedeutung“, fasst Jens Overrath, geschäftsführender Vorstand von Thyssenkrupp Electrical Steel, die Projektüberlegungen zusammen. Der Preisverleihung ging ein Assessmentprozess voraus – eine komplexe Bewertung zahlreicher Kriterien, mit denen die Jury die Leistungen von Thyssenkrupp Electrical Steel begutachtet hat. Vertreter der Initiative Ludwig-Erhard-Preis e.V. haben das Unternehmen dafür besucht und zahlreiche Interviews mit den Mitarbeitern geführt.
Eine externe Beratungsgesellschaft ist im Werk
„Durch den Blick von außen haben wir gute und interessante Ansatzpunkte ermitteln können, an welchen Stellen sich Electrical Steel als Unternehmen nach vorne entwickeln kann“, blickt der kaufmännische Geschäftsführer Jonathan Weber auf den Prozess zurück.
Alles gut? Keineswegs, so die Betriebsratsvorsitzende. Aktuell sei wieder eine externe Beratungsgesellschaft im Hause. „Diese Überprüfung der Strategie von außen können wir nicht nachvollziehen.“ Bei der Unruhe, die im gesamten Konzern herrsche, „gehen wir wieder erstmal von dem Schlimmsten aus.“ Klarheit erwartet sie zum Herbst.