Gelsenkirchen-Ückendorf. Die „Trinkhalle“ ist an der Bochumer Straße 139 angesiedelt. Hier gibt es an die 120 Biersorten, über 50 Limonaden und das traditionelle Solei.

Im Zuge der Industrialisierung boten Trinkhallen früher lediglich Mineralwasser und andere alkoholfreie Getränke an. Mit der Zeit wurde die Auswahl deutlich aufgestockt. Neben Süßigkeiten, Zeitschriften und Tabak erweiterten die Büdchenbetreiber das Sortiment auch auf alkoholische Getränke. Das neue Lokal „Trinkhalle“ an der Bochumer Straße 139 erinnert, wie bereits das Vorbild in Bochum am „Kortländer-Kiez“, genau an diese alte Tradition.

Trinkhalle hat ein modernes Konzept mit Tradition

In der modernen Version der Trinkhalle, ein Mix aus Gastro und Kiosk, hat der Gast die Wahl zwischen an die 120 Biersorten und 50 verschiedenen Limonaden, ordentlich eingereiht in schwarzen Kühlschränken. Hier darf der Besucher in einer minimalistischen Raumgestaltung auf Barhockern Platz nehmen oder sich in den gemütlichen Sesseln niederlassen. „Da wir ins Ruhrgebiet verliebt sind, hatten wir die Idee, eine Neuinterpretation der Ruhrgebiets-Trinkhalle zu eröffnen“, sagt Ladenbesitzer Tom Gawlig, der den Bochumer Betrieb vor fünf Jahren eröffnete. Zusammen mit Alex Philipps (44) führt der 47-Jährige ab sofort auch die „Trinkhalle“ in Gelsenkirchen.

Alex Philipps, rechts, und Inhaber Tom Gawlig vor ihrem Vierfach-Kühlschrank, in dem die Flaschenbestände der Trinkhalle lagern.
Alex Philipps, rechts, und Inhaber Tom Gawlig vor ihrem Vierfach-Kühlschrank, in dem die Flaschenbestände der Trinkhalle lagern. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Warum ein zweites Lokal in Ückendorf? „Als Schalke-Fans sind wir auf dem Weg zum Stadion immer mit der 302 durch das Viertel gefahren und waren gerade von der Kirche und dem morbiden Charme fasziniert“, sagt Gawlig, der zuvor als Aufnahmeleiter für Film- und Fernsehproduktionen arbeitete.

Nach Besichtigungen verschiedener Objekte und Gesprächen entschied der Bochumer sich im Sommer letzten Jahres für den Eckladen an der Bochumer Straße. „Uns war es wichtig, dass wir einen Bezug zum Viertel entwickeln – ein Neubau hätte nicht gepasst“, so der Inhaber. Vermieter ist die Stadterneuerungsgesellschaft. Im Zuge der Revitalisierung der Bochumer Straße hatte diese das Objekt aufgekauft. Große Fenster lassen viel Licht in das 150 Quadratmeter große schlauchförmige Lokal.

Blick auf einen urbanen Gemeinschaftsgarten

Durch die Fensterfront fällt der Blick auf einen urbanen Gemeinschaftsgarten. Um die Inneneinrichtung, darunter eine moderne hölzerne Bar, kümmerten sich die Betreiber selbst. Der hintere Bereich, mit Kicker und Tischtennisplatte, soll noch weiter aufgehübscht werden. Ihre Schalke-04-Liebe planen die beiden noch mit einer Schwarz-Weiß-Aufnahme des Parkstadions an die Wand zu bringen. Der international ausgezeichnete Fotograf Reinhard Krause lichtete die Sportstätte in den 1980er-Jahren ab.

Soleier, Bio-Frikadellen und Gewürzgurken aus dem Glas

Die Bierauswahl in der „Trinkhalle“ reicht von verschiedenen Pils-Sorten über Belgisches Kirschbier bis zu Indian Pale Ale oder Mönchsbier. Bei der Getränkeauswahl haben Gawlik und Phillips ganz eigene Prinzipien. So wird lediglich Bier von Privatbrauereien, am liebsten aus der Region, verkauft. Eine weitere typische Trinkhallen-Tradition gehört zusätzlich zum Konzept: Der Hungerturm. Auf Wunsch erhält der Gast Soleier, Bio-Frikadellen und Gewürzgurken aus dem Glas. Zum Naschen stehen zudem Weingummi und Lakritzstangen für eine gemischte Tüte bereit.

Gut zu tun hatte der Ladenbesitzer bei der „Szeniale“. Bei dem Kulturfestival hatte die „Trinkhalle“ erstmals geöffnet.
Gut zu tun hatte der Ladenbesitzer bei der „Szeniale“. Bei dem Kulturfestival hatte die „Trinkhalle“ erstmals geöffnet. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Die Gastronomen freuen sich schon auf die neue Kundschaft. Einige Gäste durften sie bereits bei der „Szeniale“ kennenlernen. „Wir wünschen uns hier den einfachen Hausmeister, aber auch hippe Tischtennisspieler sind gern willkommen“, sagt Gawlig. Sein Kollege Philipps, der hauptsächlich vor Ort sein wird, fügt hinzu: „Gerne auch multikulti und altersmäßig bunt gemischt.“

Veranstaltungsformate in der „Trinkhalle“

Wer mehr über das Brauen des Gerstensafts erfahren möchte, kann an der Bierakademie teilnehmen. Hier erhalten die Teilnehmer Hintergrundwissen von Brauereiexperten und dürfen das Resultat auch gleich geschmacklich testen. Auch wird es musikalisch: vier mal im Jahr wollen die Betreiber Konzerte veranstalten.

Geöffnet haben wird die Trinkhalle zunächst immer donnerstags, freitags und samstags zu den Kernzeiten von 17 Uhr bis ein Uhr.