Gelsenkirchen. Zum dritten Mal soll im Gelsenkirchener Süden ein Passionsspiel stattfinden. Ab sofort werden Laiendarsteller zwischen 18 und 98 dafür gesucht.

Die Oberammergauer Passionsspiele sind weltweit bekannt: In einer mehrere Stunden dauernden Aufführung stellen die Dorfbewohner Oberammergaus in der Passionszeit die letzten fünf Tage im Leben Jesu nach. Aber auch in Gelsenkirchen sind die Passionsspiele auf dem besten Wege, eine neue Tradition zu werden: Zum dritten Mal sollen sie 2020 in Rotthausen vor Ostern mit Laiendarstellern auf die Bühne gebracht werden.

Mitstreiter im Gelsenkirchener Süden

Offenes Casting im Gemeindehaus

Die „Passionsspiele Rotthausen“ gehen mit einem offenen Casting in der evangelischen Kirche an der Steeler Straße 48 an den Start: Am 30. Juli und am 1. August darf jeder, der mitspielen möchte, ab 19 Uhr vorbei kommen und vorsprechen.

Mehr Info zum Projekt gibt es bei Ulrich Penquitt vom Trias Theater Ruhr unter 0209 39169 oder auf triastheater.de

Was 2013 als fixe Idee begann und 2015 mit großem Erfolg wiederholt wurde, soll nun zum dritten Mal Mitstreiter und Publikum begeistern: Ein kleines Team plant für 2020 erneut ein Passionsspiel in der Evangelischen Kirche Rotthausen. „Die ersten Passionen fanden ja unter der Regie von Elmar Rasch statt. Und Elmar plante weitere Passions-Aufführungen, doch sein Tod beendete diese Ideen abrupt“, sagt der Schauspieler und Regisseur Ulrich Penquitt. Die Erfahrungen und Erlebnisse des monumentalen Schauspiels blieben Mitspielern und Zuschauern jedoch weiterhin in Erinnerung. „Als Gelsenkirchener Schauspieler und Regisseur wurde ich Ende 2018 von dem ehemaligen Jesus-Darsteller Jesse Krauß angesprochen, ob ich nicht das ‘Erbe’ von Elmar Rasch antreten und eine weitere Passion in Gelsenkirchen inszenieren möchte“, erzählt Penquitt.

Zahlreiche Laien wirkten bei dem Passionsspiel in der Evangelischen Kirche im Stadtsüden von Gelsenkirchen mit.
Zahlreiche Laien wirkten bei dem Passionsspiel in der Evangelischen Kirche im Stadtsüden von Gelsenkirchen mit. © Martin Möller / Funke Foto Services

„Ich hatte in Sachen Johannes-Passion bereits Erfahrungen gesammelt, als ich 2013 für kurze Zeit die Rolle des Johannes übernehmen konnte. Die Passion hat mich ständig begleitet, sowohl als Schauspieler, als auch als Regisseur“, betont er dann. „Ich begann meine Fühler auszustrecken, ob ich mit dem Passionsgedanken auch auf weitere offene Ohren und Herzen stoßen würde und so konnte ich wieder den Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Rotthausen, Rolf Neuhaus, für das Projekt gewinnen“, sagt der Regisseur. Die erste Hürde war genommen. „Uns war jedoch klar, dass wir keine Kopie der aufgeführten Passion zeigen, sondern frisch und aktuell in die Passion 2020 gehen wollten, denn die vergangenen Jahre haben neue Themen in den Focus gebracht, die 2015 noch Randnotizen waren“, erklärt der Leiter des Trias-Theaters.

Aktuelle Themen fließen in das Stück ein

Der früherer Pfarrer der Gemeinde, Wolf Rainer Borkowski, 2015 der Darsteller des Teufels, übernahm die Aufgabe, aktuelle Themen wie die Flüchtlingskrise, Migration und Integration in den Ur-Text einfließen zu lassen. „Man ist ja bei so einer biblischen Vorlage an bestimmte Textvorgaben gebunden, viel Spielraum gibt es da nicht, aber uns war es wichtig, die Bibelpassagen in die Jetzt-Zeit zu übertragen“, erzählt Borkowski. Er setzte Maria aus Magdala als Erzählfigur ein, die nun im Epilog aktuelle Themen einbindet. „So ein Passionsspiel lebt ja von den Bildern, die unter die Haut gehen. Aber wir möchten den Zuschauern auch nachhaltige Denkanstöße geben“, sagt Wolf Rainer Borkowski. „Urchristliche Themen, wie Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit lassen

Auch die 2. Gelsenkirchener Passionsfestspiele in Rotthausen wurden zum Publikumsschlager, hier ein Bild aus der Probe.
Auch die 2. Gelsenkirchener Passionsfestspiele in Rotthausen wurden zum Publikumsschlager, hier ein Bild aus der Probe. © Funke Foto Services | Michael Korte

die Passionsgeschichte wieder in einem neuen Licht stehen“, da ist er sich sicher.

Das Team komplettiert der Musiker Danny Tristan Bombosch, mit dem Ulrich Penquitt bereits erfolgreich bei einigen Theater-Produktionen zusammengearbeitet hat. Angela Heid-Schilling wird die Kostüme entwerfen.

Und damit diese auch mit Leben gefüllt werden, sucht das Passions-Team Darsteller. „Für unsere derzeitige Fassung brauchen wir rund 35 bis 40 Darsteller aus allen Altersgruppen zwischen 18 und 98“, sagt Penquitt lachend. Schauspielerfahrung sei nicht erforderlich: „Wer nicht gerne vor Publikum spricht, für den gibt es auch stumme Rollen“, verspricht der Gelsenkirchener Regisseur. Nur Spielfreude und die Lust, sich mit dem Thema zu beschäftigen, seien gefragt. Der Probenstart ist laut Penquitt für Ende September oder Anfang Oktober vorgesehen. „Es wird bis zum Frühling dann jeweils ein bis zwei Mal pro Woche geprobt – kurz vor den Aufführungen dann entsprechend öfter“, sagt der Gelsenkirchener. Und: „Die Aufführungstermine sind festgelegt und können nicht geändert werden.“ Passionsspiele finden nun mal traditionell in der Passionszeit statt...