Gelsenkirchen. Busse der neuen Linie 388 verbinden Gelsenkirchen-Feldmark und Rotthausen. Doch wird die Verbindung auch genutzt? Wir haben den Test gemacht.
Pünktlich um 9.47 Uhr fährt der rot-weiße Bus der Linie 388 am Donnerstagvormittag am Bussteig 10 am Hauptbahnhof vor. Weil Schichtwechsel ist, wird die Fahrerin von einer Kollegin abgelöst. Außer ihr steigt nur eine junge Frau ein. „Ich fahre die Tour heute zum ersten Mal“, verrät die Busfahrerin ihr, bevor sich die Türen schließen und sich das Fahrzeug in Bewegung setzt.
Seit Montag, 1. Juli, verkehrt die neue Buslinie im Halbstundentakt zwischen Hauptbahnhof und Ückendorfer Marienhospital – planmäßige Fahrzeit je Strecke 27 Minuten. Mit dem Auto wären die 1,7 Kilometer auf direkter Strecke in sieben Minuten zurückgelegt. Doch um eine schnelle Direktverbindung geht es der Bogestra gar nicht. Die Linie 388 fährt auf ihrer Tour an 21 Stationen Ärzte, Supermärkte und Banken in der Altstadt, Feldmark, Rotthausen und Ückendorf an und verbindet die Stadtteile dabei auf direkter Strecke miteinander, ein Novum.
„Die neue Verbindung macht viele Wege kürzer und lässt Umwege überflüssig werden“, lobt die SPD-Fraktion. So müssen Fahrgäste etwa künftig nicht mehr erst zum Hauptbahnhof fahren und dort umsteigen, wenn sie von der Feldmark nach Rotthausen gelangen wollen. Bogestra-Vorstand Jörg Filter hebt zudem hervor, dass so auch die Anbindung des Marienhospitals von Rotthausen aus gelungen sei.
Nur zwei Passagiere steigen auf der Hinfahrt zu
Die Gelsenkirchener haben am Donnerstag allerdings offenbar andere Ziele. Mit einem gleichmäßigen Motorenbrummen bewegt sich der Bus in einem langgezogenen Linksbogen vom Start zum Ziel, er hält aber öfter an Ampeln als an Haltestellen. Und obwohl an einigen Halten Menschen warten, steigen nur noch zwei weitere Passagiere im Laufe der Fahrt zu.
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Die ältere Frau freut sich, nun direkt von der Hans-Böckler-Allee bis zum Nahversorgungszentrum an der Schemannstraße fahren zu können. Der Mann steigt an der Schwarzmühlenstraße zu und nutzt anschließend die neue Haltestelle Hördeweg. Auch die erste Passagierin steigt kurz danach aus. Weil den Bus auf der zweiten Streckenhälfte niemand mehr in Anspruch nimmt, bleiben die waghalsigen Rangiermanöver der Autofahrer, die dem Fahrzeug auf der schmalen und völlig zugeparkten Achternbergstraße entgegenkommen, unbemerkt.
Gelsenkirchener hatten sich die neue Verbindung gewünscht
„Das hat sich gar nicht gelohnt“, resümiert die Busfahrerin entsprechend, als sie den Rückweg antritt. Dabei sei die Verbindung an sich gut, fügt sie hinzu. Zumal die Idee dazu von Bürgern an die Politik herangetragen worden war. Dass nach mehreren Jahren der Planung nun Busse auf der Strecke fahren, freut auch das Rotthauser Netzwerk und den Runden Tisch Feldmark.
Die Linie 388 verkehrt nur testweise
Auf mehrfachen Wunsch haben Stadt und Bogestra die Linie 388 eingerichtet. Doch die Busse verkehren zunächst nur testweise auf der Strecke.
In den kommenden drei Jahren soll sich zeigen, ob die Verbindung gut angenommen wird, dass sie sich für Stadt und Verkehrsbetriebe lohnt. Jährlich investiert Gelsenkirchen nämlich 170.000 Euro in die neue Linie 388. Eine Investition, die nur bei entsprechender Nutzung zu rechtfertigen ist.
Bis zur Feldmark bleibt das Fahrzeug auf dem Rückweg trotzdem wieder leer. Dabei spricht die Fahrerin beim Halt an Schemannstraße sogar die dort Wartenden an und erklärt ihnen die Route, nachdem diese irritiert auf die Anzeige des Busses und dann auf den Fahrplan gesehen hatten.
Völlig zugeparkte Haltestelle
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Etwas verwirrt reagiert auch die Fahrerin auf die völlig zugeparkte Haltestelle Hans-Böckler-Allee. Weil gleich mehrere Autos dort mitten auf der Straße abgestellt sind, hält sie ihren Bus auf der linken Spur und wartet hoffnungsvoll auf Fahrgäste – wieder erfolglos.
Die Passagiere, die dann schließlich doch einsteigen, haben sich bewusst für die neue Linie entschieden: „Ich nehme sonst immer die 107, wenn ich vom Frühschoppen komme. Aber die Haltestelle hier ist wesentlich näher und der Bus ist sehr pünktlich und nicht so voll“, lobt ein an der Holbeinstraße Zugestiegener. „Ich nehme die 388 jetzt, wenn ich zum Sportstudio fahre. Die Verbindung ist super“, betont ein anderer.
Bogestra zieht positives Fazit nach drei Tagen
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Dass der Bus mit fünf Mitfahrern leerer ist, als Fahrzeuge auf anderen Linien, fällt dennoch auf. „Das muss sich erst durchsetzen“, sind sich Fahrerin und Mitfahrer einig. Die Bogestra hält dagegen, dass die Verbindung in den vergangenen Tagen besser frequentiert gewesen sei. Am Montag wären über 800 Menschen mit den Bussen gefahren – an diesem Tag waren die Fahrten allerdings kostenfrei –, am Dienstag und Mittwoch rund 500. „Aus unserer Sicht ein positives Ergebnis, das zeigt, dass die neue Linie bereits bekannt ist und der Bedarf für die neue Verbindung auf jeden Fall vorliegt“, sagt eine Unternehmenssprecherin der Redaktion.
Immerhin: Als der Bus schließlich wieder am Bahnhof hält, warten mehrere Passagiere am Bussteig 10.