Gelsenkirchen. Im Gelsenkirchener Nordsternpark feierten die Besucher eine entspannte Extraschicht. Zwischen Turm und Bergbaustollen herrschte reger Betrieb.
„Wie lange ist die Wartezeit?“, wahrscheinlich der meist gefragte Satz am langen Samstagabend der Extraschicht im Ruhrgebiet. 50 Spielorte in 24 Städten, unzählige Angebote, aber eben auch Tausende von Besuchern. Der Nordsternturm war da keine Ausnahme, Herkules winkte schon von Weitem und der Ansturm begann direkt mit Eröffnung um 18 Uhr. „Wir haben eine Ausnahmegenehmigung für 150 Personen, die sich gleichzeitig auf der Terrasse aufhalten dürfen, das sind 50 mehr als im Regelbetrieb“, informierte Vivawest-Pressesprecherin Marie Mense.
Vivawest spendiert Streuselkuchen für die Wartezeit
Mit „Follow you, follow me“ verkürzte das Duo Nova musikalisch die Wartezeit, Neuankömmlinge geduldeten sich in Reih und Glied. Für jeden, der den Turm verließ, durfte ein neuer Gast hinauf. In der Tat war überall nur gute Laune zu spüren, Kaltgetränke standen bereit, Streuselkuchen und Bienenstich verteilte Vivawest kostenlos.
Lieber nur eine Stadt in Ruhe genießen
Bis zu dreißig Minuten Wartezeit brauchte es im Schnitt, bevor es in den 16. Stock gehen konnte, um die Aussicht über das Revier zu genießen. „Ich konnte bis zur Schleuse in Dorsten gucken“, berichtete Michael ganz begeistert über den Blick auf seine Heimatstadt am nördlichen Horizont. Mit Freundin Nadine aus Bochum ist er seit Jahren Extraschicht-Fan. „Wir nehmen uns jedes Jahr nur eine Stadt vor, da hat man mehr Ruhe, alles zu genießen“.
Weniger Angebote als früher
Eine entspannte Zeit schien tatsächlich das Motto der abertausenden Besucher des frühen Abends im Nordsternpark zu sein. Selten war die Atmosphäre so ruhig und gelassen, was auch an den heißen Temperaturen gelegen haben mag. „Vielleicht liegt es auch daran, dass etwas weniger angeboten wird als früher“, bemerkte Bettina von der Höh vom Geschichtskreis Karnap. Das Pumpwerk beispielsweise blieb diesmal geschlossen.
Kesselhaus im Takt der Musik beleuchtet
Mit Shuttle-Bussen, Fahrrädern oder auf Schusters Rappen – mit dem Auto reiste kaum ein Besucher an. Der Parkplatz am Park war nicht annähernd gefüllt.
Eine ausgefallene Licht-Installation bot das Kesselhaus von Vivawest, begleitet von „Chamäleon in Concert“, eigens komponierter Musik.
Nicht Daten und Fakten, sondern Emotionen vermitteln
Von der Höh betätigte sich als Privatfotografin für Reinhold Adam, der Bergmann im Ruhestand übernahm die Führungen über das einstige Zechengelände. „Wir möchten nicht Daten und Fakten, sondern Emotionen vermitteln, die Erinnerung an den Bergbau darf nicht verschwinden“. Adam freute sich bei den Touren über bis zu dreißig Teilnehmer. Der Wunsch, die Industriegeschichte hautnah zu erleben, ist ungebrochen. Das erlebten auch die Ehrenamtlichen vom „Freundeskreis Nordstern“, nach gut zwei Stunden Extraschicht verzeichnete Doris schon 1105 Besucher. Mit einem herzlichen „Glück Auf“ wurde hier jeder begrüßt, im zur BUGA 1997 nachgebauten Stollen haben sich in den Jahren Requisiten aus allen stillgelegten Zechen angesammelt: Helme, Grubentelefone, Fotos aus alten Zeiten. Der große, gelbe Ballon, das „Schachtzeichen“ aus dem Kulturhauptstadtjahr, und Live-Musik im Biergarten lockten dann zu geballter Unterhaltung. Am Abend übernahm das Party-Volk lautstark die Kulisse.