Gelsenkirchen. Nach zwei Todesfällen in städtischen Bädern in Gelsenkirchen verteilen die Betreiber jetzt Gratis-Schwimmflügel. Appelle richten sich an Eltern.

Mangelndes Wissen über die Gefahr des Wassers ist nach Auffassung von Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich Köllmann der Hauptgrund für die Unglücke im Zentralbad und im Sportparadies. Nach dem ersten Todesfall im Zentralbad war zuletzt ein zweijähriger syrischer Junge am 10. Juni im Sportparadies ertrunken. Die Stadtwerke AG als Betreiber stellte gestern die Kampagne „Sicher schwimmen“ vor, mit der die Sicherheit für Kinder in städtischen Bädern verbessert werden soll. Ab sofort müssen alle Kinder, die nicht schwimmen können, Schwimmflügel anlegen.

Mit Sozialen Netzwerken

Sollten die Schwimmflügel schnell vergriffen sein, werden kostenlos auch Schwimmscheiben verteilt. Die Mitarbeiter im Sportparadies tragen Buttons, auf denen auf die Schwimmflügelpflicht hingewiesen wird.

Auch auf Facebook und Instagram stellen die Stadtwerke die Kampagne vor. Zusammen mit Vereinen werden Kurse für Nichtschwimmer angeboten.

4000 Exemplare der Schwimmhilfen bestellt

Das Unternehmen hat 4000 Schwimmflügel bestellt, die in den nächsten Wochen verteilt werden sollen. Sportparadies-Betriebsleiter Frank Hansch: „Alle Kinder, die kleiner als 1,30 Meter sind und nicht schwimmen können, erhalten an der Kasse ab sofort kostenlose Schwimmflügel.“ Auch nach der Aktion können Schwimmflügel ausgeliehen werden. Vorherige Appelle des Badpersonals an Begleiter, den Kindern Schwimmflügel anzulegen, hatten kaum Wirkung gezeigt. Auf neuen Plakaten Schildern, Piktogrammen und Flyern wird in fünf Sprachen auf die Schwimmflügelpflicht und die Aufsichtspflicht von Eltern und Begleitung hingewiesen. Der Badchef hat die Erfahrung gemacht, dass viele Besucher mit dem Thema Sicherheit nicht so umgehen, wie man es sich als Betreiber wünscht. Er erwartet mehr Aufmerksamkeit der begleitenden Personen. Hansch nennt ein Problem, das allen Mitarbeitern besonders unter den Nägeln brennt. Immer häufiger befassten sich Eltern und Begleiter mehr mit ihrem Smartphone als auf ihre Kinder zu achten.

Schwimmflügel sind kein Ersatz für die Aufsichtspflicht

Schwimmflügel eignen sich bei Nichtschwimmern nur als Zusatzsicherung. Aufpassen müssen Eltern und andere erwachsene Begleiter trotzdem immer.
Schwimmflügel eignen sich bei Nichtschwimmern nur als Zusatzsicherung. Aufpassen müssen Eltern und andere erwachsene Begleiter trotzdem immer. © Florian Schuh/dpa

Die Schwimmflügel seien kein Ersatz für die Aufsichtspflicht durch Eltern oder andere erwachsene Begleiter. Ihnen müsse bewusst werden, dass auch schon im flachen Becken Unfälle möglich seien. Es sei bei vielen Badegästen der Irrglaube verbreitet, weiß Hansch, dass das Personal die Aufsicht über alle Badegäste habe. „Das kann ein Badbetreiber nicht leisten“, so Ulrich Köllmann. „Wir übernehmen nicht die Aufsichtspflicht für jedes Kind im Bad. Mit unserer Kampagne wollen wir es den Begleitpersonen einfacher machen und gleichzeitig ihr Bewusstsein für mehr Eigenverantwortung wecken.“

Sicherheitsaktionen gemeinsam mit dem DLRG

In Zusammenarbeit mit der DLRG will das Sportparadies zusätzlich mit Sicherheitsaktionen darstellen, wie man sich mit Kleinkindern in Schwimmbädern verhält. Gemeinsam mit dem Referat Zuwanderung und Sozialverbänden plant die Stadtwerke AG Aufklärungsaktionen an Tagen mit starkem Besucherandrang. Muttersprachler wollen die Besucher in ihrer Heimatsprache ansprechen und über mögliche Gefahrenquellen in Bädern aufklären. Die Kripo ermittelt nach wie vor in beiden Unglücksfällen wie auch in der Auseinandersetzung im Bad, bei der eine Person schwer verletzt worden war.