Gelsenkirchen. Das Seminar, das Menschen aus ganz Europa nach Gelsenkirchen lockte, findet auch 2020 in der Arena statt. Der Veranstalter weist Vorwürfe zurück.

Das dubiose „Elite-Seminar“ der Firma „Lyconet“, welches am vergangenen Wochenende in der Veltins-Arena stattgefunden hat und Menschen aus ganz Europa nach Gelsenkirchen gelockt hatte, soll auch im kommenden Jahr erneut auf Schalke stattfinden. Das bestätigte Maria Samos von der Firma Fullstop PR aus Berlin, die die Großveranstaltung organisiert hatte, am Mittwoch dieser Redaktion.

Es waren sogar über 40.000 Leute zu Gast

„Die Arena ist für unseren Bedarf groß genug und auch für ein mehrtägiges Event hervorragend geeignet“, begründete Samos die Wahl auf das Schalke-Stadion. Anders als ursprünglich berichtet, seien am vergangenen Wochenende deutlich mehr als 30.000 Leute zu Gast gewesen. „Es waren 42.000 Besucher vor Ort“, sagte Samos.

Anwohner hatten sich verwundert gezeigt, dass bei einem „Elite-Seminar“ Partyklänge und lautstarke Bässe aus der Arena dringen. Samos: „Wir versuchen natürlich auch ein passendes Rahmenprogramm zu schaffen. Da gehört Musik zwischendurch auch dazu.“ Grundsätzlich hätten an den Seminartagen vor allem Vorträge und Referate von Netzwerk- und Marketingspezialisten stattgefunden.

Firmenkonstrukt ist in Norwegen bereits verboten

„Lyconet“ gehört zu der 2003 gegründeten österreichischen „Lyoness International AG“, das seinen Sitz in der Schweiz hat. 2018 fand eine Umbenennung zu „myWorld“ statt. Das schwer nachvollziehbare Firmenkonstrukt mit seinem Cashback-Modell ist höchst umstritten und in Norwegen bereits verboten, da es ein „illegales Pyramidenspiel“ sei, in Italien wurde deshalb eine Strafe in Höhe von 3,2 Millionen Euro gegen das Unternehmen verhängt. Maria Samos wies den Vorwurf, dass es auch in Deutschland noch Klagen gegen die Firma gibt, jedoch zurück: „Sämtliche Verfahren in Deutschland sind eingestellt. Das Verbot in Norwegen kann Lyconet nicht nachvollziehen.“

Anwerbung von so genannten „Marketers“

Inhaber der so genannten „Cashback Card“, die Einkaufsrabatte bei bestimmten Produkten verspricht, müssen zur Nutzung keine Einzahlung tätigen. Das hatte diese Redaktion fälschlicherweise zunächst behauptet. Beträge von über 2000 Euro müssen dagegen die so genannten „Marketers“ bezahlen, um als „Premium Marketer“ im Strukturvertrieb von „Lyoness“, „myWorld“ oder „Lyconet“ – wie auch immer man den Betrieb gerade nennen mag – aufzusteigen. Das gelingt aber wiederum nur durch das Anwerben weiterer Marketers. Genau darum geht es bei Veranstaltungen wie der in der Veltins-Arena. Der Eintrittspreis für die Veranstaltung lag bei mindestens 199 Euro. In der Schweiz und Österreich wurde das Firmengeflecht deshalb von mehreren Gerichten bereits als Schneeballsystem klassifiziert.

Stadt hat wenig Mitspracherecht bei der Arena-Vermietung

Die Vermietung der Veltins-Arena für Konzerte oder private Veranstaltungen liegt ganz beim Arena-Management. „Wir können da wenig machen, sofern sich alles im öffentlich-rechtlichen Rahmen bewegt“, sagte Stadtsprecher Martin Schulmann. Angemeldet sei die Veranstaltung natürlich ordnungsgemäß geworden, da Bauordnungsvorschriften bei den Bühnen eingehalten werden mussten.