Gelsenkirchen. 40.000 Menschen aus ganz Europa waren am Wochenende in der Schalke-Arena. Der Veranstalter des Seminars ist umstritten und teils sogar verboten.

Wer am vergangenen Wochenende an der Veltins-Arena entlanglief, konnte sie eigentlich nicht übersehen: Abertausende Autos aus ganz Europa standen nicht nur auf den regulären Parkplätzen, sondern auch in den Seitenstraßen. Da jedoch weder der FC Schalke 04 ein außerplanmäßiges Heimspiel zu absolvieren hatte noch eine große Band ein Konzert spielte, war vor allem bei den Anwohnern die Verwunderung groß. Was war da eigentlich los?

Vorwurf des Schneeballsystems

„Elite-Seminar“ prangte an der Arena. Dabei handelte es sich um eine dreitätige Veranstaltung der Firma „Lyconet“, die von Donnerstag bis Samstag stattfand. Über 40.000 Menschen kamen – darunter viele aus dem Baltikum, Polen, Spanien oder Italien. Allesamt äußerst vornehm gekleidet. „Es hatte etwas von einer Sekte“, schilderte Reinhard Jäger, der unweit der Arena wohnt, seine Eindrücke von der Veranstaltung. Partyklänge und laute Bässe aus dem Inneren der Arena ließen ihn zumindest an der Bezeichnung „Elite-Seminar“ zweifeln. „Da ging es richtig zur Sache“, so der 73-Jährige.

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Die Firma „Lyconet“ ist alles andere als unumstritten. Sie gehört zu der „Lyoness AG“, die vom Österreicher Hubert Freidl gegründet wurde und ihren Sitz in der Schweiz hat. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als „eine der größten Einkaufsgemeinschaften der Welt“. Mit einer so genannten „Cashback Card“ – ein Produkt der Myworld-Unternehmensgruppe, zu der auch „Lyconet“ gehört – sollen Kunden beim Einkaufen bestimmter Produkte Rabatte erhalten. Doch die großen Firmen, mit denen regelmäßig als Partner geworben wird, akzeptieren diese Karte häufig gar nicht.

Auch in Deutschland liefen Klagen gegen „Lyoness“, deren System hierzulande jedoch legal ist. In Norwegen wurde das Unternehmen von der Glücksspielbehörde dagegen komplett verboten. In der Schweiz und Österreich wurde „Lyoness“ von mehreren Gerichten als Schneeballsystem klassifiziert – also als ein Geschäftsmodell, bei dem die Teilnehmer jeweils immer selbst neue Mitglieder anwerben sollen, letztlich aber nur hochrangige Mitarbeiter damit auch Geld verdienen können.

Keine Umweltplakette: Zahlreiche Knöllchen

Die zahlreichen Gäste an der Veltins-Arena hatten auch Probleme bei der Parkplatz-Suche. Viele stellten ihren Wagen regulär in der Eschfeldstraße ab – und „bekamen dennoch ein Knöllchen“, wie Anwohner Wolfgang Krug erstaunt feststellte.

Der Grund: Die fehlende Umweltplakette. „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“, erklärte Stadtsprecher Martin Schulmann. 80 Euro beträgt das Bußgeld dafür. „Aber auf der A2 dürfen sie ungestraft volles Rohr fahren“, wunderte sich Krug.

Wir vermieten die Veltins-Arena für eine große Bandbreite an Veranstaltungen – Sportveranstaltungen, Kongresse, Messen, Konzerte und Firmenveranstaltungen. Natürlich sind wir über die grundsätzlichen Inhalte auch der extern vermieteten Veranstaltungen informiert und diskutieren diese, falls notwendig“, sagte Schalke-Sprecherin Anja Kleine-Wilde auf Nachfrage. Als Richtschnur gelte dabei das Schalker Leitbild: „Keine Diskriminierungen und keine Gewalt.“

Weltstar Pitbull war zu Gast

Eine Eintrittskarte für das Elite-Seminar soll mindestens 199 Euro gekostet haben. Dort traten in den drei Tagen vor allem Motivationskünstler wie Bestsellerautor Tony Robbins auf. Auch der amerikanische Rapper Pitbull war als Redner zu Gast.

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