Gelsenkirchen. Die Grünen haben bei der Europawahl zugelegt. Reicht das? Wir haben bei den Gelsenkirchener Fridays-for-Future-Demonstranten nachgehört.

Es ist der erste Freitag nach der Europawahl, bei der so viele und vor allem junge Wähler in Deutschland ihr Kreuz bei Parteien machten, die schon lange Klimaschutz und ein Umdenken anmahnen. Wie werten dieses Ergebnis die Schülerinnen und Schüler, die auch in Gelsenkirchen seit März für eine Kehrtwende in der Klimapolitik freitags als „Fridays for Future“ (FFF)-Demonstranten schlechte Schulnoten riskieren? Wobei: An diesem Demonstrations-Freitag schwänzt eigentlich gar keiner. Weil die Demo erst um 16 Uhr beginnt und weil ohnehin Brückentag ist. Der Andrang hält sich diesmal auf dem Bahnhofsvorplatz allerdings in Grenzen.

Aufmerksamkeit für das Thema wecken reicht allein nicht

Einen symbolischen Tod starben die FFF-Demonstranten auf dem Heinrich-König-Platz, skeptisch beäugt von den GEspana-Gastronomen und Besuchern.
Einen symbolischen Tod starben die FFF-Demonstranten auf dem Heinrich-König-Platz, skeptisch beäugt von den GEspana-Gastronomen und Besuchern. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

Das Wahlergebnis als Erfolg? Dario, einer der FFF-Organisatoren der überparteilichen Gruppe, sieht das eher nicht so. „Die AfD hat ihre Stimmenzahl verdoppelt, das ist kein Erfolg. Die Grünen haben dazu gewonnen, das ist vielleicht gut. Ja, die Fridays haben sich eingebracht, die Aufmerksamkeit auf die Brisanz des Themas gelenkt. Aber das reicht noch nicht.“

Marie (17) ist erstmals wieder bei einer FFF-Demo, hatte wegen Klausuren pausiert. Sie glaubt schon, dass die Bewegung Aufmerksamkeit gebracht hat. Aber längst nicht genug. Kimberley pflichtet ihr bei: „Ja, es haben viele die Grünen gewählt. Aber es gibt zwei Arten von Grünen: Die, die an den Zielen festhalten, und die, die Kompromisse machen, um an der Macht zu bleiben. Aber bei den Klimaschutzzielen darf es keine Kompromisse geben.“ Furkan, der Moderator an diesem Tag, mahnt: „Wir müssen jetzt schauen, ob die, die Klimaschutz im Wahlkampf propagiert haben, das auch umsetzen.“

Ideen willkommen

Die „Fridays for Future“-Gruppe sucht dringend Unterstützer und Ideengeber, auch für die Vorbereitung von Aktionen. Die Gruppe trifft sich dienstags um 18 Uhr vor dem Bildungszentrum an der Ebertstraße 11.

Demonstriert wird freitags im Wechsel, ab 12.30 Uhr und 16 Uhr, um auch jenen die Teilnahme zu ermöglichen, die nicht die Schule schwänzen wollen.

Demonstrationszug mit Liedern, Lyrik, Reden und Appellen

Über die Bahnhofstraße mit Station am Preuteplatz zieht die Gruppe mit Reden, Appellen, auf FFF-Themen umgedichteten Kampfliedern von „Bella Ciao“ („make it now“) bis zum Kinderlied „Heute kann es regnen, stürmen oder schneien“ („das wird künftig öfter und extremer sein“) bis hin zu poetischer Klimaschutzlyrik des österreichischen Rappers Kilez More zum Neumarkt. Unter den skeptischen Blicken der Gastronomen gibt es einen kurzen Stopp bei GEspana, bis die letzte Kundgebung vor der Altstadtkirche startet. „Die Partei“ – die sich vor der Wahl zurückgehalten hatte, um nicht FFF für Wahlkampf zu missbrauchen, so Spitzenkandidat Marc – ruft hier zum „All Days for Future“ und Mut zum Generalstreik auf. Großer Applaus.