Gelsenkirchen-Buer. . Barrierefreiheit ist zwar ein wichtiges Thema, wird aber häufig nicht gut umgesetzt. Das sagt zumindest ein Betroffener beim Weg durch Buer.
Auch wenn sich Bürgersteige in ihrer Höhe schon einmal gerne deutlich unterscheiden – für Fußgänger stellen sie für gewöhnlich keine sonderlich große Hürde dar. Anders ist die Situation bei Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Barrierefreiheit ist zwar ein großes Thema, wird aber häufig nicht ausreichend angegangen. Das sagt zumindest Manfred Liebich, Experte des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK). „Es wird zwar einiges getan, aber vieles liegt selbst danach noch im Argen“, sagt der Bueraner.
Die Pfefferackerstraße im Fokus
Liebich hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht, weil er vehement und regelmäßig auf die Probleme von Menschen mit Behinderungen im öffentlichen Leben hinweist. Beim Spaziergang durch die Stadt macht der 80-Jährige deutlich, an welchen Stellen Verbesserungsbedarf herrscht. Besonders im Fokus: Die Pfefferackerstraße.
Arbeiten fanden erst kürzlich statt
Unterschiede bei Blinden und Rollstuhlfahrern
Bis in die 70er-Jahre waren Bordsteine häufig gar zehn bis zwölf Zentimeter hoch. Danach entschied man sich für den Kompromiss, dass eine Querung in der Regel drei Zentimeter hoch sein sollte.
Das Problem: Während drei Zentimeter für viele Rollstuhlfahrer und Rollatornutzer immer noch zu hoch sind, ist bei sehbehinderten Menschen das Gegenteil der Fall. Für sie sind die Bordsteine teils zu tief.
Für sehbehinderte Menschen muss durch eine kontrastreiche Kante auf das Betreten der Straße hingewiesen werden.
Die Stadt hat hier erst vor einigen Wochen Arbeiten durchgeführt, um die Bordsteine herabzusenken. „Es sollte ein möglichst barrierefreier Weg vom Bruder Jordan Haus zur Buerschen City geschaffen werden“, heißt es auf Anfrage aus dem Büro von Stadtbaurat Martin Harter. Nicht Gegenstand der Planung war die Einmündung zum Helene-Weber-Weg. Hier ist der Bordstein recht hoch. Als Manfred Liebich versucht, mit seinem Elektro-Rollstuhl die Erhöhung zu überqueren, stellen sich die Räder seines Wagens sofort quer. „Dadurch gehen viele Rollstühle auch kaputt“, sagt Liebich. Wer in zu hohem Tempo fährt, könnte sogar aus dem Rollstuhl heraus nach vorne fallen.
Zu steile Bordsteine können Rollstühle kippen lassen
Doch auch die Bordsteine an der Einmündung zum Bruder Jordan Haus und zur Straße Im Hufschmied an der Pfefferackerschule weisen weiterhin Mängel auf. Genauer gesagt: Sie sind zu steil. „Es ist maximal eine Steigung von sechs Prozent erlaubt“, weiß Liebich. In hohem Tempo über die so genannte Nullabsenkung zu fahren, kann dadurch zu einem Kippen nach hinten führen.
Die Stadt bestätigt, dass die Grenzwerte aus verschiedenen Gründen nicht im ganzen Abschnitt eingehalten werden konnten: „Die vorhandenen Örtlichkeiten lassen die anstrebten Neigungen von unter sechs Prozent nicht grundsätzlich zu.“ Teilweise lägen Gefälle zwischen sieben und acht Prozent vor.
Probleme auch an der Domplatte
Liebichs Unmut bezieht sich jedoch nicht nur auf zu hohe oder zu steile Bordsteine. Auch an der Domplatte in Buer stellt er einige Mängel fest – insbesondere was die Handläufe betrifft. Diese sind zum einen zu breit und zum anderen zu kurz. Sie enden nämlich nicht erst auf dem Boden, sondern bereits auf der Stufe zuvor. Gerade sichtbehinderte Menschen könnten dadurch vor große Probleme gestellt sein. Des Weiteren soll der Norm zufolge alle zwölf Meter ein Handlauf vorhanden sein. An den Schleppstufen auf der Domplatte ist das jedoch nicht der Fall. „Es fehlen mindestens zwei Handläufe“, hofft Liebich auf Verbesserungen.