Resse. . Der Landwirtschaftliche Lokalverein Buer feiert sein 150-jähriges Jubiläum. Er entstand als Interessenvertretung in sozial schwieriger Zeit.

Hier die Düngemittelverordnung, dort das Insektensterben und die Abhängigkeit vom Preisdiktat der Discounter: Die Welt der Landwirte ist heute eine andere als 1869, zu Gründungszeiten des Landwirtschaftlichen Lokalvereins Buer. Als sich am 9. Mai jenes Jahres Landwirte im Raum Buer zusammenschlossen, ging es ihnen um einen gemeinsamen Kampf für den Bestand ihrer Betriebe kurz nach der Bauernbefreiung und zu Beginn der Industrialisierung.

Eine Interessensgemeinschaft war es, die die Mitglieder da ein Jahr nach der Gründung des Kreisbauernvereins Recklinghausen aus der Taufe hoben. „Damals vergrößerten sich die Absatzmärkte genauso, wie sich die Industrie ausweitete. Aber nur diejenigen Bauern konnten sich gegenüber in- und ausländischen Konkurrenten behaupten, die bereit waren, ihre Betriebe technisch und wirtschaftlich zu rationalisieren“, so der Heimatforscher Carl-Heinrich Lueg in einem Aufsatz. Viele Bauern seien auf die Zechen gewechselt, wo mehr Geld zu verdienen war als auf den Bauernhöfen.

„Hauptaufgabe des Lokalvereins war die wirtschaftliche Unterstützung der Mitglieder, besonders die Schaffung genossenschaftlicher Einrichtungen“, etwa um sich die Kosten für Deckbullen, -hengste, Maschinen, Düngemittel oder Saatgut zu teilen, so Lueg. Wichtig war dem Verein auch die fachliche und politische Bildung der Mitglieder durch Vorträge.

Und heute? Ortslandwirt Hubertus Hölscher jedenfalls mag seiner erwachsenen Tochter nur bedingt raten, in seine Fußstapfen zu treten: „Mein Beruf ist für mich nach wie vor Berufung. Aber jeder sollte sich genau überlegen, ob er sich diesen Stress – privat auf dem Hof wie in der öffentlichen Diskussion etwa um artgerechte Haltung und Pflanzenschutz – antun will. Das Problem ist die fehlende Planungssicherheit durch die Politik.“

Jedes Jahr neue Herausforderung

Von den heute 45 Mitgliedern sind nach Angaben Hölschers nur noch zwei Drittel aktive Landwirte – Tendenz eher sinkend. „Wer einen landwirtschaftlichen Betrieb führt, steht oft am Pranger“, ärgert sich der Ortslandwirt. Um im nächsten Augenblick von der Vielfältigkeit seines Berufs zu schwärmen: „Kein Frühjahr ist wie das vorherige. Jedes Jahr hält neue Herausforderungen mit der Natur bereit. Das ist schon toll!“