Gelsenkirchen. Dr. Klaus Mika ist der Leiter des Gesundheitsamtes Gelsenkirchen. Hier erklärt er, warum vor allem Kleinkinder geimpft werden sollten.

Heftig debattiert wird in der Politik seit Wochen über eine Impfpflicht. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn denkt laut über ein Gesetz nach, dass nur Kindern mit Impfschutz einen Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas oder Schulen erlaubt. Bei der Diskussion geht es zurzeit in erster Linie um die Masern-Impfung. „Wir hier in Gelsenkirchen haben bisher einfach Glück gehabt“, sagt der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Klaus Mika.

Immer wieder hat es im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen Masernwellen gegeben – betroffen war vor allem Duisburg. Dort gab es von Januar bis August 2017 insgesamt 330 Fälle. Auch in Essen wurden in dem Jahr Dutzende von Masernfällen registriert, eine 37-jährige Frau starb sogar an den Folgen.

Wenige Fälle in Gelsenkirchen

Dr. Klaus Mika ist in Gelsenkirchen Leiter des Gesundheitsamtes.
Dr. Klaus Mika ist in Gelsenkirchen Leiter des Gesundheitsamtes.

In Gelsenkirchen wurden 2016 zwei Masern-Erkrankungen gezählt, 2017 waren es zehn und im vergangenen Jahr null. „Krankheiten wie Masern, Mumps, Röteln, aber auch Windpocken sind Infektionskrankheiten, die hoch ansteckend sind“, sagt Mika. Durch die Schutzimpfung, die zweimal erfolgen muss, um lebenslangen Schutz zu haben, erreicht man gleich drei Erkrankungen: Masern, Mumps und Röteln.

Vor allem in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet können Impflücken schwerwiegende Folgen haben. Laut eines Berichts des Duisburger Gesundheitsamtes 2017 stellten dort lebende Rumänen die größte Gruppe der Masern-Erkrankten dar. Durch die Zuwanderer hatten sich auch sehr viele Deutsche angesteckt. „Es ist ja von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in den vergangenen Jahren unglaublich viel Aufklärungsarbeit gemacht worden“, stellt der Leiter des Gesundheitsamtes fest.

Hohe Impfbereitschaft

Immer wieder gab es in NRW Masern-Ausbrüche. Gelsenkirchen blieb glücklicherweise von schweren Epidemien verschont.
Immer wieder gab es in NRW Masern-Ausbrüche. Gelsenkirchen blieb glücklicherweise von schweren Epidemien verschont. © Manuela Nossutta / Grafik

„Und trotzdem gibt es immer noch Menschen, die man nicht erreicht.“ Bei den Zuwanderern aus den Kriegsgebieten in Syrien gebe es eine hohe Bereitschaft zur Schutzimpfung, wenn man die Menschen aufkläre. Bis zum Ausbruch des Krieges seien die meisten auch geimpft worden.

Dr. Klaus Mika erinnert an die Pflicht vor Jahrzehnten, sich gegen Pocken impfen zu lassen. „Weil man sich zum Ziel gesetzt hatte, die Pocken auszurotten, was ja auch gelungen ist“, sagt er. Aus dem Grunde ist auch seine Meinung eindeutig: „Für Kinder im Vorschulalter, die in Gemeinschaftseinrichtungen untergebracht werden sollen, sollte die Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln verpflichtend werden. Wenn man das konsequent macht, sind auch diese Krankheiten irgendwann ausgerottet.“

Probleme nach der Impfung sind selten, aber möglich

Die Masernerkrankung verläuft in zwei Phasen

Masern verlaufen in zwei Krankheitsphasen, die von Fieberschüben begleitet werden. Es treten grippeähnliche Symptome auf, trockener Husten, Schnupfen und Halsschmerzen.

Auch Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopf- und Bauchschmerzen sind mit dabei. Später treten die charakteristischen Hautausschläge auf. Auch die Spätfolgen können gravierend sein.

Der Leiter des Gesundheitsamtes ist auch deswegen ein Verfechter dieser Impfung, weil sie „ausgesprochen gut vertragen wird.“ Wenn es aber – in seltenen Fällen – zu Problemen nach einer Masern-Erkrankung komme, dann könne es durchaus gravierend werden.

Zum Beispiel kann es sechs bis zehn Jahre nach einer Erkrankung zu einer Gehirnentzündung kommen. Auch eine Lungen- oder Mittelohr-Entzündung kann die Folge sein. „Das sind wirkliche Belastungen für den Patienten.“ Nicht zuletzt seien die Behandlungskosten nach einer Erkrankung ein Vielfaches höher als die einer Impfung.