Gladbeck. Sie freut sich auf ihre neue Aufgabe. Und sie kann auf eine reichhaltige musikalisch-künstlerische Erfahrung zurückblicken: Diana Petrova (34) leitet als Nachfolgerin von Friedrich Storfinger den Kammerchor Gladbeck.

Sie betörte in Mozarts „Zauberflöte“ als „Königin der Nacht“, fesselte ihr Publikum, als sie in die Rolle der Konstanze aus der Oper „Die Entführung aus dem Serail“ schlüpfte. Ihre Heimatstadt St. Petersburg, Zürich und Gelsenkirchen, wo sie auf der Bühne des Musiktheaters im Revier (MiR) steht, gehören zu den beruflichen Stationen der Russin. In Gladbeck übernimmt die 34-Jährige einen neuen Part: Sie hat die Nachfolge von Friedrich Storfinger angetreten.

Storfinger leitete seit 2006 die musikalischen Geschicke des Kammerchors Gladbeck, verabschiedete sich aus Alters- und Termingründen in diesem Sommer mit einem Konzert. Diana Petrova gibt seit September den Ton im 15-köpfigen Ensemble an. Wer die freiberufliche Musikerin im Gespräch mit den beiden Vorsitzenden Ulrike Schulte-Zurhausen und Gabriele Gendreizig erlebt, kann es deutlich heraushören: Hier haben zwei Seiten zu einander gefunden.

„Wir haben uns umgehört und im Internet recherchiert“, berichtet Schulte-Zurhausen. Die Sängerin erzählt: „Ich bin selbst drauf gekommen.“ Freudig erwartungsvoll klingt es, wenn Diana Petrova plaudert. Charmant blitzt immer wieder in ihren Worten der Akzent ihrer Heimat durch. Musiktheorie und Dirgieren hat die Russin zwar studiert, doch bislang kennt sie das Publikum eher in der Rolle als Sängerin – auf dieses Fach habe sie sich in den Vorjahren konzentriert. Bescheiden sagt die vielseitige Künstlerin: „Ich bin als Chorleiterin am Anfang, Erfahrungen zu sammeln.“ Was so nicht ganz zutrifft, arbeitet sie doch bereits mit einem Chor in Bochum. Dennoch sagt die Musikerin aus vollem Herzen über ihren neuen Wirkungskreis: „Ich freue mich auf diese Erfahrung.“ Sie denkt, „man kann noch mehr zusammenwachsen.“ Und ist fest davon überzeugt, mit dem Kammerchor noch einiges entwickeln zu können.

„So ein guter Chor, der kann alles selber singen“

Solch ein Lob klingt wie Musik in den Ohren von Ulrike Schulte-Zurhausen und Gabriele Gendreizig. Sie freuen sich: „Mit uns kann man also arbeiten . . .“ Petrova bejaht mit Vehemenz und glänzenden Augen: „So ein guter Chor, der kann alles selber singen.“ Die Probe aufs Exempel legen der Profi und die Laien gleich als ersten Akt ihrer offenkundlich harmonischen Zusammenarbeit hin – wenn sie am Samstag, 21. Dezember, ihr Adventskonzert geben.

Auszüge aus dem Oratorio de Noel von Camille Saint-Saens hat der Kammerchor einstudiert. Ein „extrem schweres Werk“, befindet Diana Petrova. Diese Aufgabe sieht sie schon als eine Herausforderung, aber: „So ein guter Chor singt alles selbst.“ Da zählt halt jede Stimme. Und die Leiterin fügt hinzu: „Solche Werke sind nicht für einen Kammerchor geschrieben.“ Es sei denn, ein Profi legt Hand an. Und das hat Diana Petrova getan: Sie hat „ein bisschen arrangiert“, umgeschrieben, wird dem Ensemble sogar die eigene Stimme leihen. Der lateinische Text bleibe unverändert.

Ihr Lieblingskomponist ist Dmitri Schostakowitsch

Ausgewählt hat die Russin, die als Lieblingskomponisten Dmitri Schostakowitsch, Sergei Rachmaninov und Francis Jean Marcel Poulenc nennt, das Weihnachtsoratorium von Saint-Saens aus einem einfachen Grund: „Ich liebe seine Werke. Sie sind einfach immer schön und romantisch.“ Die Musikfreunde dürfen also gespannt sein.

Ihre neue Leiterin werde dem Wirken des Chores zukünftig sicher ihre eigene Handschrift geben, sagen die beiden Vorsitzenden – und ein bisschen erwartungsvolle Neugierde schwingt in dieser Aussage mit. Sich selbst sieht Petrova auch ein bisschen in der Rolle der „Frontwoman“ und Managerin. Als langfristiges Ziel hat die 34-Jährige ins Auge gefasst: „Vielleicht können wir in Zukunft mehrere Konzerte im Jahr geben und vielleicht auch in einem breiteren Rahmen in der Region.“