Gelsenkirchen. Der 47-Jährige folgt auf Bernhard Fessler. Bei der Feier im Musiktheater findet Justizminister Peter Biesenbach lobende Worte für beide.

Ein Mann aus dem Pott ist neuer Chef im Verwaltungsgericht Gelsenkirchen. Um Siegbert Gatawis einzuführen und den bisherigen Präsidenten Bernhard Fessler zu verabschieden, erschien Justizminister Peter Biesenbach auf Visite in Gelsenkirchen. Mit Dank und Anerkennung für den scheidenden Juristen und hohen Erwartungen an den neuen Mann verband der Minister die Verleihung beider Urkunden.

Dr. Siegbert Gatawis (2.v.l.) freut sich über seine Ernennung zum neuen Präsident des Verwaltungsgerichts. Es gratulierten NRW-Justizminister Peter Biesenbach, Gatawis’ Vorgänger Bernhard Fessler und Ricarda Brandts, Präsidentin des Oberverwaltungsgerichts NRW (v.l.).
Dr. Siegbert Gatawis (2.v.l.) freut sich über seine Ernennung zum neuen Präsident des Verwaltungsgerichts. Es gratulierten NRW-Justizminister Peter Biesenbach, Gatawis’ Vorgänger Bernhard Fessler und Ricarda Brandts, Präsidentin des Oberverwaltungsgerichts NRW (v.l.). © Thomas Gödde

Die Gerichtsbarkeit aus ganz NRW füllte die Reihen im kleinen Haus des Musiktheaters für die besondere, gewissermaßen eigene Vorstellung. Die Präsidentin des OVG in Münster, Ricarda Brandts, wies auf die verstärkten Herausforderungen durch zunehmenden Rassismus und Antisemitismus, denen sich der Rechtsstaat gegenübersehe. Es müsse verhindert werden, dass das Vertrauen leide und Parolen und einfache Lösungen Hochkonjunktur bekämen.

Selten Eintracht zwischen Stadt und Gericht

OB Frank Baranowski bekannte, dass das Verhältnis zwischen Stadt und Verwaltungsgericht selten von vollkommener Eintracht geprägt sei. Im Rechtsstreit um das Dieselfahrverbot habe sich das Verwaltungsgericht standhaft und unbeirrbar gezeigt. Gerichte, so Baranowski, spielten den Ball bisweilen an die Politik zurück. Politische Fragen müssten politisch gelöst werden.

Der 47-jährige Gatawis hat eine lange juristische Reise hinter sich, ehe er wieder in der Nähe seiner Heimat angekommen ist. In Herne ist er geboren, hat dort sein Abi gemacht, in Bochum studiert, in Düsseldorf die erste juristische Staatsprüfung abgelegt. Sein Postgraduierten-Studium schloss er in England mit dem Titel Master of Law ab. Seine Promotion über „Grundfragen eines europäischen Raumordnungsrechts“ wurde von der Uni Münster mit „summa cum laude“ ausgezeichnet.

Langer Weg zurück in die alte Heimat

Die Referendariatszeit führte Gatawis zum Verwaltungsgericht Gelsenkirchen. In der lettischen Hauptstadt Riga dozierte der Jurist über das Europarecht, ehe er im März 2003 die zweite juristische Staatsprüfung ablegte. Wieder führte ihn der Weg nach Gelsenkirchen, zunächst als Proberichter, im Mai 2006 als Richter auf Lebenszeit. Es folgten Abordnungen an das OVG in Münster, seine Ernennung zum Richter ans OVG, Leitung von Dezernaten.

Hartnäckigkeit zeichneten die bisherigen Chefs in Gelsenkirchen aus. Sie alle erreichten hier ihr Pensionsalter. Gut 19 Jahre bleiben dem Neuen also. Einen kleinen Unterschied in ihren Vorlieben haben Vorgänger und Nachfolger schon ausgemacht. Der Scheidende ist leidenschaftlicher Blau-Weißer, der neue Präsident Schwarz-Gelber.

Fußball und Orgel als Hobby

Vor 16 Jahren hatte Siegbert Gatawis in Gelsenkirchen zum ersten Mal am Gericht aufgeschlagen. Der dreifache Familienvater dankte seinem Vorgänger für die gut aufgestellte Mannschaft, mit der er die Herausforderungen meistern wolle. Der 47-Jährige hat neben dem Hobby Fußball noch eine weitere Leidenschaft. Er arbeitet nebenamtlich als Organist in der Stephanus-Kirchengemeinde in Herne-Holsterhausen.