Ückendorf. . Ein Kinderchirurg am Marienhospital Gelsenkirchen setzt auf Ultraschall statt Röntgen, um Knochenbrüche zu erkennen. Warum und wie geht das?
Die Kinderchirurgie am Marienhospital Ückendorf wird mittelfristig ausgebaut. Mit Dr. Kolja Eckert (45), der soeben von der Uniklinik Düsseldorf an das Gelsenkirchener Haus wechselte, gibt es nun bereits einen zweiten Kinderchirurgen in der Kinderklinik, weitere sollen bald folgen. Und der neue leitende Arzt bringt eine Besonderheit mit, über die er sich „nebenbei“ auch noch gerade habilitiert: Ultraschalluntersuchungen zum Ausschluss von Brüchen bei Kindern als Ersatz fürs Röntgen.
Die Speiche bricht am häufigsten
Hinfallen, wieder aufstehen und weitermachen – für Kinder im Entdeckeralter ist das eine Selbstverständlichkeit. Wer allerdings mit Fahrrad, Skateboard oder auch Roller experimentiert, stürzt auch schon mal so, dass das Aufstehen nicht so einfach ist, Arm oder Bein stark schmerzen und Verdacht auf einen Knochenbruch besteht. Ob eine Prellung und der blaue Fleck einzige Ursache der Schmerzen sind oder ob eine Absplitterung oder gar ein Bruch vorliegt, lässt sich mit bloßem Auge in der Regel nicht erkennen. Am häufigsten ist es übrigens die Speiche am Unterarm, die bricht.
Dr. Kolja Eckert hat für seinen Weg zum Professor (oder Privat-Dozenten) darüber geforscht, wie weitgehend in solchen Fällen strahlenfreie, ungefährliche Ultraschalluntersuchungen (Sonographien) verlässlich mit Strahlen belastende Röntgenuntersuchungen ersetzen können. Seine Forschungen für die Habilitationsschrift dazu sind abgeschlossen. Klar ist für ihn nun, dass vor allem im Bereich der Extremitäten, also Beine und Arme, die Sonographie bei Kindern ein sehr zuverlässiges Diagnoseinstrument ist. Auf Erwachsene lasse sich das Ergebnis nicht komplett übertragen, da die Knochenoberfläche bei Erwachsenen in der Regel nicht mehr so regelmäßig glatt sei wie bei Kindern. Und weil bei Erwachsenen häufig Gelenke beteiligt sind, die per Sonographie nur bedingt sicher dargestellt werden können.
Die Knochenoberfläche bei Kindern ist noch glatt
„Bei Kindern ist die Knochenoberfläche in der Regel noch glatt. Wülste oder kleine Unterbrechungen auf der Knochenoberfläche, die beim Ultraschall sichtbar werden, weisen auf Brüche hin“, erklärt Eckert. Problematisch könne die Ultraschall-Diagnose aber auch bei Kindern noch werden, wenn es um die Finger geht.
Nun kümmert sich der neue Kinderchirurg natürlich nicht allein um Knochenbrüche. Verkürzte Zungen- und Lippenbändchen bei Kindern werden in seiner Abteilung ebenso operiert wie eingewachsene Nägel, Leistenhernien, Hautanhängsel, Hodenhochstand, Darmverschluss oder -verdrehungen, Speiseröhrenverschluss, Blinddarmentzüdungen (letztere Eingriffe nur stationär). . . Die Liste der OP-Möglichkeiten soll noch wachsen, vor allem bei der Neugeborenenchirurgie. Bis zu vier Kinderchirurgen plus Assistenzärzte sollen es werden, auch um das Leistungsspektrum des
Neue Lücke nördlich der Ruhr entstanden
Dass die Kinderchirurgie am Marienhospital gerade jetzt ausgebaut wird, ist kein Zufall. Nördlich der Ruhr gibt es derzeit zwischen Oberhausen und Dortmund keine andere Kinderchirurgie mehr.
Die bislang genau in der Mitte, in Herne nämlich, angesiedelte Kinderchirurgie zog an eine Klinik in Witten um.
Perinatalzentrums im Haus zu erweitern.