Duisburg-Huckingen. . Bei Knochenbrüchen von Kindern nutzt der Orthopäde Ultraschall statt Röntgen: Weil sie strahlenempfindlich sind. Neue Praxis öffnet Mitte Juli.
Die Knochen von Kindern sind sehr empfindlich, auch gegenüber Röntgenstrahlung. „Kinder sind im Wachstum. Und Zellen, die sich teilen, sind besonders strahlungsempfindlich. Deswegen fallen zum Beispiel Krebspatienten bei einer Strahlentherapie auch die Haare aus“, sagt Dr. Ole Ackermann. Der Orthopäde versucht, die Strahlenbelastung zu vermeiden, und arbeitet deshalb mit dem Ultraschallgerät, um Brüche bei Kindern zu diagnostizieren. Er ist Fachmann auf diesem Gebiet, bildet andere Orthopäden darin weiter und eröffnet Mitte des Monats eine Praxis, in der Raiffeisenstraße, wo er natürlich auch Erwachsene behandelt.
Bei Erwachsenen zeigt Ultraschall keine Brüche
Doch bei Erwachsenen funktioniert eine Ultraschalluntersuchung zur Abklärung von Brüchen nicht mehr. „Das liegt daran, dass Erwachsene keine Wachstumszone mehr haben. Bei ihnen können Brüche ins Gelenk einstrahlen. Das kann man auf dem Ultraschall nicht darstellen“, erklärt der Experte. Bei Kindern funktioniert die Sonographie zuverlässig bis zum zwölften Lebensjahr, manchmal auch darüber hinaus. „Natürlich steht die Sicherheit an erster Stelle. Gibt es irgendwelche Zweifel, kommt Röntgen dazu“, so Ackermann.
In der Hälfte der Fälle bricht das Handgelenk
Am häufigsten haben Orthopäden mit Brüchen des Handgelenks zu tun. „Sie machen 50 Prozent aller Brüche aus“, sagt der Arzt. Erfreulich: 90 Prozent dieser Brüche heilen ohne Operation aus. Selbst extreme Brüche, bei denen die Knochenstellung um 40 Prozent abweicht, würden in der Regel zusammen wachsen. „So etwas braucht natürlich Zeit. Bei extremen Abweichungen kann das zwei Jahre dauern.“
Man müsse abwägen, ob man sich oder seinem Kind diese Zeit einräumen will. Oder ob das Ziel ist, das Gelenk möglichst schnell wieder normal zu belasten, etwa beim Sport. Manchmal muss der Orthopäde zwischen Eltern und Kindern vermitteln. Nämlich dann, wenn er merkt, dass die Vorstellungen auseinander liegen.
Der Mediziner sagt, er arbeite gerne mit Kindern. Besonders freut es ihn zu sehen, wenn ein Bruch schnell und gut zusammenwächst, was bei Kindern häufig vorkommt. „Kinder sind oft sehr tapfer“, lobt Ole Ackermann. Wenn man ihnen erkläre, dass eine Spritze unbedingt notwendig ist, dann akzeptierten sie dies. „Man darf sie nicht beschwindeln und behaupten, das tue jetzt gar nicht weh.“
Vor 20 Jahren am BG Klinikum die Karriere begonnen
Der Orthopäde hat seine Laufbahn vor 20 Jahren an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Buchholz begonnen (heute BG Klinikum), ist im Hubschrauber zu Rettungseinsätzen geflogen. Er hat eine Facharztausbildung in der Unfallchirurgie.
Auch jetzt operiert der Essener neben seiner Tätigkeit in der Praxis. Ackermann verfügt über Belegbetten in den Sanakliniken Duisburg, wo er unter anderem arthroskopische Operationen, also Gelenkspiegelungen, zum Beispiel am Knie, durchführt. „Dabei bleibt alles in einer Hand. Ich kann meine Patienten auch vor und nach der Operation betreuen“, so der Mediziner.
Ein Chirurg muss handwerklich geschickt sein. Tatsächlich sehen die Instrumente, die er benutzt, nicht viel anders aus als die Bohrer vom Schreiner. Und die Schrauben ähneln denen aus dem Baumarkt, auch wenn sie aus hochwertigem Titan-Stahl gefertigt sind. Der entscheidende Unterschied, so Ackermann: „Als Chirurg hat man nur einen Versuch.“ Das Ikea-Regal kann man notfalls noch mal gerade rücken. Der Arzt: „Aber ich gehe mit lebendem Gewebe um, das muss man schonend behandeln.“