Gelsenkirchen-Erle. . Die Gelsenwasser-Stiftung unterstützt Projekte in Nepal und Äthiopien nicht nur mit Geld. Auch Mitarbeiter helfen, Problemlösungen zu entwickeln.

Die Lösung für manche Probleme kann recht einfach sein. In diesem Fall wurde sie auf dem Gelsenwasser Betriebshof ausgetüftelt und in der Praxis getestet. Die Grundherausforderung stellte sich für Didi Eschner (48), Meister in der Betriebsdirektion, nach seiner Tour nach Nepal. Die Gelsenwasser-Stiftung unterstützt dort wie auch in Äthiopien über die Hilfsorganisationen Welthungerhilfe und Viva con Agua Projekte vor Ort, die eine sichere Wasserversorgung bieten, aber auch Hygiene und Aufklärung verbessern sollen.

Verunreinigungen der Tanks gibt es häufig

Rohrnetzmeister Didi Eschner (r) und Ingenieur Arne Steinkamp mit einer UV-Lampen,  mit der bei Gelsenwasser auf dem Betriebshof in Erle die Desinfektion in einem 500-Liter-Wasserbottich getestet wurde.
Rohrnetzmeister Didi Eschner (r) und Ingenieur Arne Steinkamp mit einer UV-Lampen, mit der bei Gelsenwasser auf dem Betriebshof in Erle die Desinfektion in einem 500-Liter-Wasserbottich getestet wurde. © Joachim Kleine-Büning

Sichere Wasserversorgung. Für 884 Millionen Menschen weltweit, stellt Unicef zum Tag des Trinkwassers fest, ist sie keineswegs Alltag. In Nepal bedeutet das auf dem Land in der Regel, dass Trinkwasser für Dorfbewohner dort oft in simpel konstruierten 3000- bis 5000-Liter-Großtanks gespeichert und über ein Schlauchleitungsnetz zu Ausgabestellen transportiert wird. Kontaminierungen und Verunreinigungen gibt es häufig, die Möglichkeiten mit Bakterien belastetes Wasser über Filter zu klären oder relativ einfach wieder aufzubereiten, dagegen nicht.

Eschners Desinfektions-Lösung ist praxisnah. Zumindest Strom, stellte er fest, gibt es in der Regel. Vielleicht, so seine Überlegung, könnte UV-Bestrahlung wie bei der Teichwasseraufbereitung helfen. Das System hat er nach der Reise ausprobiert – mit handelsüblichen UV-Lampen für den Zierfischeinsatz, nur eben im XXL-Format. 40 Minuten, sagt Eschner nach mehreren Praxistest, „haben ausgereicht, um 500 Liter verunreinigtes Wasser aufzubereiten.“

Wasseranalyse im Gelsenwasser-Labor

© Lea May

Im Gelsenwasser-Labor hat die Analyse die Annahme bestätigt. Auch wurden hier schon einfache Tonwasser-Filter zur Trinkwasseraufbereitung in Uganda getestet. Zwei Beispiele für die einfache Hilfe vor Ort, aber auch, dafür, was sich die Gelsenwasser-Stiftung für ihr Engagement verspricht: „Wir versuchen, nicht nur Geld zu geben, sondern uns auf vielfältige Art einzubringen und auszutauschen“, sagt Stiftungs-Geschäftsführerin Bärbel Kerkhoff.

Eine Basis für den Wissenstransfer

Wenn Dieter „Didi“ Eschner reist, packt er gerne eine kleine Werkzeugausstattung ein: Flachzange, Isolierband, was man so braucht. Klar, dass der 48-Jährige auch Werkzeug mitnahm, als er für die Stiftung des Konzerns unterwegs war und in Nepal gleich mal „Leitungsarbeit“ leistete.
Wenn Dieter „Didi“ Eschner reist, packt er gerne eine kleine Werkzeugausstattung ein: Flachzange, Isolierband, was man so braucht. Klar, dass der 48-Jährige auch Werkzeug mitnahm, als er für die Stiftung des Konzerns unterwegs war und in Nepal gleich mal „Leitungsarbeit“ leistete.

Mit den beiden Hilfsorganisationen wurden jüngst Kooperationsverträge für weitere drei Jahre geschlossen. Eingebunden wird die Gelsenwasser-Belegschaft. Eschner und Arne Steinkamp, 29, Ingenieur, und in der Abteilung Abwasserprojekte tätig, bringen die nötige Expertise mit. „Die Kollegen engagieren sich ganz pragmatisch“, sagt Kerkhoff.

Brunnenbau oder auch Kampagnen unterstützt

„Wir kommen als Unternehmen vom Wasser. Uns ist wichtig, dass man auch auf andere Wasserversorgungen guckt und sieht, wie es dort funktioniert, vor allem aber, dass Kinder und Jugendliche profitieren“, sagt Stiftungssprecher Felix Wirtz. Gelsenwasser unterstützt den Brunnenbau. Oder auch Kampagnen. Lösungen, stellt Eschner fest, „müssen leicht umsetzbar, leicht erklärbar und leicht zu schulen sein.“

So sieht es auch Steinkamp nach seinen Erfahrungen in Afrika. In Äthiopien, hat er bei seiner Rundfahrt mit lokalen Helfern erfahren, haben nur 60 Prozent der Bevölkerung. „Zugang zu adäquater Wasserversorgung“. Die Landflucht ist groß, die Städte wachsen schnell. Das Angebot zu verbessern, ist ein Ziel, nicht minder wichtig ist Steinkamp aber auch nach seiner Tour der Wissenstransfer. „Es hat sich herausgestellt, dass man die Leute auch nach einer Projektphase zunächst aktiv betreuen muss“, um langfristig Erfolge zu sichern.

Toilettenanlage auf einem Schulhof aufgemöbelt

Dazu zählt der Ingenieur auch einfach geschriebene Betriebsanleitungen beispielsweise für Biogas- oder Kompostanlagen, die vornehmlich auf Piktogrammen basieren. „Wir organisieren das gerade und wollen eine Art Forum schaffen“, sagt Steinkamp. Hilfsorganisationen und Einrichtungen vor Ort könnten dann auf diese Angebote zurückgreifen. Manche Projekte sind noch viel simpler. Und direkter: In einer äthiopischen Provinzstadt wurde eine Toilettenanlage auf einem Schulhof aufgemöbelt und mit Musik und einem Skate-Festival gefeiert. Die Zielgruppe ist riesig. Steinkamp: „Das Durchschnittsalter liegt bei 17 Jahren.“

>>> Schwerpunkte in Bildung, Kultur und Entwicklung

„Wir investieren in Menschen“ lautet das Leitmotiv der 2015 gegründeten Gelsenwasser-Stiftung. Bildung wie die Projekte „Von klein auf“, Kultur, Kunst und Entwicklung zählt das Unternehmen dazu. Dabei arbeitet die Stiftung eng mit Partnern wie der Organisation Viva con Agua zusammen. Unterstützt werden auch zwei SOS-Kinderdörfer und eine Sozialstation.