Gelsenkirchen/Herne/Essen/Dortmund.. Die Polizei Gelsenkirchen hat vier junge Männer festgenommen, die im Oktober 2018 ein Mitglied der Freeway Riders niedergestochen haben sollen.
„Reiki“ saß in der Kneipe, hatte einen fröhlichen Freitagabend mit Freunden. Zwei Stunden später war Johannes R. (63) tot. Nur wenige Schritte vom „Badland“ an der Mechtenberg-straße entfernt, dem Clubheim des Motorrad Clubs Freeway Rider’s im Gelsenkirchener Stadtteil Rotthausen, stachen Unbekannte den Rocker in der Nähe einer Kleingarten-Anlage an der Wembkenstraße nieder. Fünf Monate später hat die Polizei vier Verdächtige festgenommen – mit Verbindungen ins Rocker-Milieu.
Rund fünf Monate nach dem gewaltsamen Tod von „Reiki“ am 12. Oktober 2018 hat die Polizei nun vier Männer – 23,24, 25 und 26 Jahre alt – bei einer Razzia am Mittwoch festgenommen. Die vier Männer aus Dortmund, Essen und Herne, sollen nach Erkenntnissen der Essener Staatsanwaltschaft zu einer Kölner Gruppe aus dem Rocker-Milieu gehören.
Gerüchte über Verbindung zu den Bandidos
Auffällig: Die Staatsanwaltschaft sprach von vier Tätern, das deutet darauf hin, dass sie sich ihrer Sache ziemlich sicher ist. „Die Motivlage allerdings ist bislang noch unklar“, sagte Staatsanwältin Elke Hinterberg.
Gerüchte über eine Verbindung der Tatverdächtigen zu den verfeindeten Bandidos, einem der vielen Konkurrenten unter den Rocker-Gruppen in Deutschland, bestätigte die Staatsanwaltschaft nicht.
Dramatische Szenen auf dem Grünstreifen
Ein heftiger, lauter Streit gegen Mitternacht hatte damals im Oktober die Bewohner aufgeschreckt, sie alarmierten daraufhin die Polizei. Ein Anwohner eilte zu dem Schwerverletzten. Der 63-Jährige lag auf dem Grünstreifen nahe des Kleingartens und rief um Hilfe. Der Anwohner versuchte darauf noch verzweifelt, den blutenden Mann bei Bewusstsein zu halten. Vergeblich. Der gebürtige Hattinger starb laut Polizei „trotz notärztlicher Versorgung und Reanimation“ an seinen Verletzungen.
Die eingesetzte Mordkommission stützte ihre umfangreichen Ermittlungen zunächst auf mehrere Augenzeugen. Die hatten übereinstimmend geschildert, dass sich im Verlauf des Geschreis „eine dunkle Limousine mit vier Männern“, unmittelbar nach dem Streit vom Tatort in Richtung Wiehagen/Innenstadt entfernt haben soll.
Rocker hinterlässt drei Kinder
Johannes „Reiki“ R. galt als freundlicher, unauffälliger Zeitgenosse. Er gehörte seit etwa acht Jahren dem Hattinger Chapter (Vertretung) der Freeway Rider’s an und wohnte in Rotthausen. Er hatte innerhalb des Clubs keine Funktionen oder Posten.
Nach Angaben der Freeway Rider’s hat das Opfer zwei erwachsene Söhne und eine Tochter. Zu seiner Beerdigung auf dem Rotthauser Friedhof gaben hunderte Rocker ihrem verstorbenem Kumpel das letzte Geleit.
Die Rocker hatten kurz nach der Tat auf Facebook von „feigem Mord“ gesprochen. Clubsprecher Frank Fröhlich war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Rockerkrieg zwischen Freeway Rider’s und Bandidos
Zwischen den alteingesessenen Freeway Rider’s in Hagen und ihren Rivalen, den Bandidos, ist ein Rockerkrieg entbrannt. Vier Jahrzehnte lang war Ruhe in Hagen, seitdem 2017 die Bandidos ein sogenanntes Prospect Chapter gründeten, eskaliert die Lage. Derzeit laufen fünf Verfahren wegen versuchter Tötung in Hagen, darunter sind auch die Vorwürfe versuchter Totschlag und versuchter Mord zu finden.
Pikant dabei: Es hat in der Führungsebene der Rocker eine Art Fahnenflucht gegeben, das heißt, führende Mitglieder der Rider’s sind zu den Badidos gewechselt und umgekeht. Im Rocker-Millieu eine Todsünde. Ein Prospect ist ein Mitglied auf Probe, das sich die vollwertige Mitgliedschaft in einem Rockerclub erst noch verdienen muss.