Gelsenkirchen-Feldmark. . Hannes Bongartz hat lange für den FC Schalke 04 im Mittelfeld gespielt. Auf der Rennbahn fährt er gerne ganz vorne mit, auch mit 67 Jahren noch.
Der Sport lässt Hannes Bongartz auch im Alter nicht los. Nach einer erfolgreichen Karriere als Fußballnationalspieler und Bundesligatrainer nimmt der 67-Jährige gerne im Sulky hinter selbst gezüchteten Pferden Platz. Seine Leidenschaft für den Trabrennsport entfachte bereits zu Bongartz’ aktiver Zeit beim FC Schalke 04.
Damals, in den 70er Jahren, gehörten Rennbesuche fest zum Alltag von Spielern und Funktionären, viele besaßen eigene Pferde. Rudi Assauer kam zum Kicken mit dem Nachwuchs vorbei. Der Mittelfeldspieler mit dem Spitznamen „Spargeltarzan“ kam 1975 beim Promirennen zum ersten Mal mit dem Sport in Kontakt.
Sieger bei den deutschen Amateurmeisterschaften
Danach ließen ihn die Pferde nicht mehr los. Er legte die Prüfung zum Amateurfahrer ab und durfte selbst bei Rennen starten. Neben seiner Laufbahn als Trainer – die Spielerkarriere musste er wegen eines Bandscheibenvorfalls mit 32 Jahren beenden – sammelte er Erfolge im Sulky. „Zu dem Zeitpunkt war das der Familienmittelpunkt“, erinnert er sich.
Seinen größten Erfolg feierte Bongartz 1997. Sein Trainervertrag mit Borussia Mönchengladbach erlaubte ihm pro Jahr nur einen Rennstart. Den absolvierte er bei den deutschen Amateurmeisterschaften in Berlin – und kam als Sieger von der Bahn.
„El Conchita“ hat besonders geprägt
Besonders geprägt hat ihn die Stute „El Conchita“. „Das Pferd hatte eine eigene Geschichte“, erzählt er. Damals habe niemand das Tier kaufen wollen, sie sei ihm nahezu „angedreht“ worden. „Und dann hat sie ihre ersten zehn Rennen am Stück gewonnen.“ Aber das Pferd hatte einen Tick: Ohne Ziege „Esmeralda“ ging sie nirgendwohin.
Dann der Schock: Nach einem schweren Unfall auf der Weide im Jahr 2013 musste „El Conchita“ notoperiert werden, schwebte in Lebensgefahr, die Karriere schien vorbei. Doch Bongartz gab sie nicht auf und feierte bereits wenige Monate später einen weiteren Sieg mit ihr. Heute trainiert und besitzt der Ex-Fußballer drei Stuten. Ihre Mutter ist „El Conchita“.
Training mit dem Landesbesten
Der in der Szene als Pferdefreund bekannte Bongartz legt Wert darauf, möglichst alles in der Ausbildung der Pferde selbst zu übernehmen. „Wenn man die von klein auf hat, weiß man, was sie erlebt haben.“ Trainer Ralf Oppoli steht ihm dabei zur Seite.
Erfolgreiche Bundesligakarriere
298 Bundesligaspiele bestritt Bongartz in seiner Karriere beim FC Schalke 04 und 1. FC Kaiserslautern zwischen 1974 und 1984.
39 Bundesligatore erzielte der Mittelfeldspieler in seiner Laufbahn. 1976 trat er mit der Nationalmannschaft bei der EM in Jugoslawien an. Er wurde im Finale eingewechselt, traf im Elfmeterschießen. Zum Titel reichte es aber nicht.
Die Tiere sind alle auf dem Gelände der Gelsenkirchener Rennbahn untergebracht. Denn „die Trainingsmöglichkeiten, die wir hier haben, sind sensationell“. An der Nienhausenstraße ist die einzige Rennbahn Deutschlands, die neben dem Renn- auch einen Trainingsbetrieb hat. Der erfolgreichste Fahrer des Landes, Michael Nimczyk, ist regelmäßiger Gast.
Sturm Kyrill hat Schäden hinterlassen
Trotz der guten Bedingungen wünscht Bongartz sich aber Hilfe von der Stadt. Die Halde hinter der Bahn ist ideal für Konditionstraining geeignet und wurde früher gern von den Fahrern genutzt. Nach Sturm Kyrill sind die Wege allerdings in schlechtem Zustand. Zusammen mit anderen Vereinsmitgliedern hat Bongartz sogar schon selbst versucht, sie freizuschneiden. „Aber das ist wahnsinnig viel Arbeit.“
Denn zum Rennverein, in dem der Familienvater aktives Mitglied ist, gehören nur wenige Mitglieder. Nicht nur deshalb will Bongartz sich auch in Zukunft noch weiter dort engagieren und bis mindestens 70 im Sulky sitzen: „Das ist einfach ein wahnsinniges Gefühl, wenn die antreten. Das Pferd ist für den Menschen unersetzbar. Es ist für Gelsenkirchen wichtig, dass das hier erhalten bleibt.“ Sein nächster Start wird voraussichtlich am 3.März sein.