Buer. . In jecker Mission unterwegs war jetzt Organist Otto Maria Krämer, Dozent aus Köln: Er improvisierte in St. Urbanus zu bekannten Karnevalshits.

So humorvoll sind Kirchenkonzerte wirklich selten: Was der Organist Otto Maria Krämer seinen unglaublich zahlreichen Zuhörern in St. Urbanus am Sonntag mitbrachte, war zum einen ziemlich jeck, zum anderen aber auf hohem Niveau. Unter dem Titel „Mer losse d’r Dom in Buer“ spielte er Werke von Komponisten, die es so niemals gab. Deren Vita stellte er dennoch in ernstem Ton vor.

Bolero über „Echte Fründe“

So eröffnete er sein Konzert mit einem Stück von „O.M.K. Bach, der unglaublich jüngere“. Dessen erste Initialen sind natürlich die des Interpreten, der hier unter dem Deckmantel eines Verwandten des großen Meisters („der Sohn von Karl-Heinz Bach, der wohnte zwei Straßen weiter“) eine Improvisation ablieferte mit dem Titel „spiritus, dexum eum“. Soll heißen: „Schnaps, das war sein letztes Wort“.

Die zahlreichen Besucher erlebten in der St.-Urbanus-Kirche einen Meister seines Fachs.
Die zahlreichen Besucher erlebten in der St.-Urbanus-Kirche einen Meister seines Fachs. © Heinrich Jung

Jenes Stück kam als Choralpartitur daher, bei welcher die Gäste zunächst recht gut zuhören mussten, um den jecken Hit überhaupt ausfindig zu machen. Dessen Thema – in ganz unterschiedlichen Variationen – gesellte sich zu einem weiteren jecken Intermezzo: „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel.“ Irgendwie war auch das ein durchaus passender Auftakt für ein Konzert im Dom.

„Karawane“ wird zur „Suite francaise“

Das bot im Verlauf viel Humoriges: Einen Bolero über „Echte Fründe“ etwa, sich steigernd in Intensität und Dynamik, bis aus dem kölschen Song geradezu ein Feuerwerk an der Orgel wurde. Und noch einmal kamen Henning Krautmacher und seine Mannen groß raus. Aus „Die Karanwane zieht weiter“ wurde hier gar eine „Suite francaise“ mit fünf Teilen – von „Eautot M. Marchant-Höhner-Offenbach“.

Gegen Konzertende fanden sich immer mehr karnevalistische Superhits in den Improvisationen wieder. Hier erahnte man das Konzertmotto „Mer losse d’r Dom in Kölle“, dort blitzte auf „Ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär“, dann wieder der „treue Husar“.

Wer so virtuos so unterschiedliche Stile und Sujets mischen kann, der kennt sie nicht nur alle, der ist auch ein Meister seines Faches. Die allermeisten Gäste, von denen viele jeck gewesen sein mögen und einige dies auch zur Schau trugen, hatten daran ihre Freude – und einige wenige verließen die Kirche.