Gelsenkirchen-Altstadt. . Narrenzunft begeistert die Besucher bei ihrer Prunksitzung im Hans-Sachs-Haus. Narrenzicken persiflieren das Märchen von Rotkäppchen und dem Wolf.
Wenn die Narrenzunft im Hans-Sachs-Haus zur Prunksitzung lädt, verwandelt sich das Foyer in einen Tempel des Frohsinns, voll bepackt mit närrischen Glanzlichtern. Fast fünf Stunden lang ließen sich die Gäste vom Bühnenzauber verwöhnen, rockten im Saal oder begleiteten die Musik auf den wenigen Freiflächen mit eigenen Tanzkompositionen.
Die Kleinen als Squaws und Cowgirls
Ausgelassenheit im Saal und vor allem viel Beinarbeit auf der Bühne bestimmen den Abend. Dabei zeigen schon die Kleinsten der Minigarde, dass Musik sie animiert und sie ihre Körper im Gleichtakt der Musik zu bewegen wissen. Als Squaws und Cowgirls stürmen sie mit Indianergeheul die Bühne. Was Dauertraining auf dem Parkett ausmacht, demonstriert die Juniorengarde, die im Höchsttempo unterwegs ist. Jeder Tanzschritt sitzt, eine Vorstellung voller Harmonie und Musikalität. Das gilt auch für die Prinzengarde, die die Tollitäten Dennis I. und Laura I. begleiten. Es schmerzt schon beim Zuschauen, wenn die routinierten Tänzerinnen langsam in den Spagat gleiten. Eine beeindruckende Kür.
Ausflug in die Klassik
Der Tenor von Kölle hat sich mit seinem tenoralen Ausflug in die klassische Partitur keinen Gefallen getan. Es dauert lange, bis er mit seinen kaum bekannten Liedern die Herzen der Besucher erwärmen kann. Mit ICE-Tempo dagegen ist die große Garde der Narrenzunft auf der Bühne unterwegs. Trainerin Ramona Kunze, die selbst mit tanzt, hat ihre Tänzerinnen mit neuen Formationen glänzend eingestellt. Eine Truppe, die sich choreographisch ständig erneuert und durch Präzision, Bewegungsablauf und Harmonie begeistern kann. Euphorisch reagiert das Narrenvolk bei ihrem späteren Auftritt, als sie in Strandkleidung die Sehnsüchte des Sommers professionell in Szene setzen.
Freude über die Rückkehr der Jecken
Auch OB Frank Baranowski, der fünf Orden verleiht, ist angetan von dem Programm der Gesellschaft. Früher habe man ein Visum benötigt, um ihre Vorstellungen in Herne sehen zu können, erinnert er sich. „Es war höchste Zeit, dass ihr zurückgekommen seid“, ruft er ihnen zu und freut sich über die Rückkehr der Jecken und den gefüllten Saal.
Schöne Geste: Steigerlied zum Finale
Mit sehr viel Fantasie und verrückten Kostümen persiflieren die Narrenzicken das Märchen von Rotkäppchen und dem Wolf. Originell auch die akustisch verstärkten Spracheinblendungen, mit der die sieben Frauen die Musik begleiten. Eine eindrucksvolle Parodie. Einen verbalen närrischen Streifzug durchs Revier unternimmt Anton Klopotek, der als Botschafter des Ruhrgebiets Anekdoten von seiner Oma, Dönekes beim Thekengespräch oder beim Disput mit der Ehefrau erzählt. Zum Finale erhebt sich das Publikum und stimmt gemeinsam mit ihm das Steigerlied an. Eine schöne Geste.
Blaue Jungs sind Dauerakteure auf der Bühne
Die blauen Jungs aus Köln-Lövenich sind quasi Dauerakteure auf der Narrenzunft-Bühne. Die Partnerinnen der Matrosen sind fast mehr in der Luft unterwegs als auf dem Bühnenboden. Zum Mittanzen lässt sich auch Propst Pottbäcker auf die Bühne holen. Er zeigt, dass auch Beinarbeit zu seinem Repertoire gehört.
Schwebende Tollitäten
Dass Fliegen eine Sache der Konzentration und der Körperspannung ist, erleben schließlich auch die Tollitäten. Die kräftigen Burschen der Tanztruppe hieven die beiden nacheinander in die Luft. Das Fazit: Landung geglückt. Das gilt auch für die Gesellschaft, die einen gelungenen Abend mit ihrer Männertruppe „Energiebündel“ ausklingen lässt. Ganz in Schwarz blasen die Burschen zur Razzia, formieren sich zum Tanz auf der Bühne. Ein origineller Abschluss, der Freude auf die nächste Vorstellung macht.
>> Rosenmontag ist 2020 eine Woche früher
Im nächsten Jahr müssen die Jecken kürzer treten. Rosenmontag ist bereits am 24. Februar, eine Woche früher als 2019.
Wer die Prunksitzung der Narrenzunft schon fest eingeplant hat, sollte sich den 15. Februar vormerken. Dann lädt die Gesellschaft wieder ins Hans-Sachs-Haus ein. Info www.narrenzunft-ge.de