Gelsenkirchen. . Die Gelsenkirchener Volkshochschule lud Frauen zum Diskutieren ins Barcamp ein. Heraus kamen analoge Gespräche mit digitalem Nachhall.

Analoge Diskussionsrunden zu Themen aus fast allen Bereichen, die Frauen heute bewegen mit digitaler Begleitung via Twitter und Blog – das verbirgt sich hinter dem #GEcamp:Frauen.Welten, dem Barcamp für Frauen, zu dem die Volkshochschule am Freitag Frauen einlud. Kinder, Kopftuch, Karriere und Sexismus waren die zentralen Themen, zu denen es jeweils 45-minütige Gesprächsrunden mit verschiedenen Ausrichtungen gab.

Um Handlungsstrategien im Umgang mit Alltagssexismus ging es in einer der Runden. Frau sollte trainieren, auf sexistische Sprüche entsprechend antworten zu können, war ein Fazit. Mit Humor, mit höflicher Erklärung oder auch nur mit hochgezogener Augenbraue und Missachtung des Sprücheklopfers, je nach Situation. Auch dass reine Frauenzirkel nicht zwingend Wohlfühlunternehmen sind, war ein Thema.

Es gibt immer noch Vorurteile gegenüber Frauen, die Kopftuch tragen- Oft werden sie unterschätzt, auch von anderen Frauen.
Es gibt immer noch Vorurteile gegenüber Frauen, die Kopftuch tragen- Oft werden sie unterschätzt, auch von anderen Frauen. © Olaf Ziegler

„Arbeit und Kopftuch“ – „Bio-deutsche“ und solche mit Zuwanderungshintergrund kamen in dieser Runde einander deutlich näher. Letztere klagten, dass Frauen mit Kopftuch häufig unterschätzt und diskriminiert würden, auch im Beruf. Trotz Studiums und Abitur werde man häufig unterschätzt. Das Kopftuch werten heute viele – Frauen und Männer – fälschlich als Zeichen der Unterdrückung, oft werden ihren Trägerinnen nichts zugetraut.

Andere Rollenbilder akzeptieren

Frauen sind die cooleren Chefinnen?! Die drei jungen Frauen aus dem DGB-Haus der Jugend zeigten sich davon überzeugt, auch aus eigener Erfahrung. Von Alice-Schwarzer-Feminismus hielten sie wenig, auch wenn klar sei, dass in Sachen Gleichberechtigung noch einiges zu tun ist. Rollenbilder müsse man akzeptieren: moderne, die sie selbst bevorzugen, ebenso wie konservative.

Frauen in Führungspositionen, Sexismus und Feminismus waren Themen in diesem Barcamp.
Frauen in Führungspositionen, Sexismus und Feminismus waren Themen in diesem Barcamp. © Olaf Ziegler

Um Integration ging es auch in einer anderen Runde, in der neben den Vorteilen der Multikulturalität die besondere Situation für Zuwandererfrauen im Fokus stand. Betont wurde, wie wichtig für sie anfangs geschützte Begegnungsorte sind, vor allem nach Flucht- und Kriegserlebnissen. Auch ein Fazit: In Gelsenkirchen läuft da heute vieles sehr gut. Kontaktangebote, die für Sprachenlernen und Integration elementar sind, gebe es viele – und sie werden genutzt. Nicht immer aber sei der Integrationskurs der schnellste Weg, deutsch zu lernen. „Sprache lernen funktioniert am besten über Kontakte“, betont Haxhere Salkurti. Die Grammatik helfe nicht immer.

Die Runde zur „Zukunft des Feminismus“ blieb klein. Ute (36) hat zwar leidvoll erlebt, wie schwer es alleinerziehende Frauen haben, wie wenig Unternehmen noch heute deren Talente zu schätzen wissen, wie schwer ein Neustart ist. Der Begriff Feminismus allerdings ist für die wenigsten Frauen hier positiv besetzt.

>>> Diskussion kann im Blog fortgeführt werden

Die Diskussionen zu den verschiedenen, von den Teilnehmerinnen selbst gewählten, Themen können online fortgeführt werden, auch von Nicht-Teilnehmern. Die Beiträge aus dem Barcamp sind nachlesbar im begleitenden Blog im Internet unter gecampblog.wordpress.com

120 Frauen hatten sich zum Barcamp – dem neunten in Gelsenkirchen – angemeldet.