Gelsenkirchen. . Atilla Öner (52) engagiert sich im Internationalen Unternehmerverband. Um Benachteiligten zu helfen, greift er auch zu ungewöhnlichen Mitteln.

Das Engagement für benachteiligte Jugendliche liegt ihm besonders am Herzen: Atilla S. Öner (52) engagiert sich ehrenamtlich im Internationalen Unternehmerverband (Intuv). Über die Ziele von Intuv und seine persönliche Motivation unterhielt sich mit dem Vorsitzenden Redakteurin Tina Bucek.

Herr Öner, was macht der Intuv?

Wir sind rund 60 Selbstständige, die sich zusammengeschlossen haben. Erst einmal geht es darum, dass wir uns gegenseitig bei Problemen unterstützen. Bei Steuer- und Rechtsfragen tauschen wir uns aus. Oder der Fachkräftemangel: Da haben wir fast alle mit zu kämpfen. Dazu laden wir dann Fachleute ein, veranstalten Businesstreffen. So fünf bis sechs Mal im Jahr kommen wir zusammen.

Kinokarten für die, die die Bücherei betreten

Welche Branchen sind im Intuv vertreten?

Die Unternehmer sind auf ganz unterschiedlichen Felder unterwegs. Es gibt Ärzte, Rechtsanwälte, Apotheker, Auto- und Immobilienhändler, Pflegedienstbetreiber. . . 45 Prozent unserer Mitglieder haben türkische Wurzeln, 45 Prozent sind Deutsche, zehn Prozent sind Sonstige. Bei uns ist jeder willkommen, nicht nur Unternehmer mit Zuwanderungshintergrund.

Sie haben kürzlich ein Theaterprojekt von Schülern des Max-Planck-Gymnasiums zu Flüchtlingen gesponsort. Was hat es damit auf sich?

Ein großer Teil unserer Arbeit ist die Unterstützung von finanziell benachteiligten und bildungsfernen Jugendlichen. Dafür stehen wir in engem Kontakt vor allem mit Hauptschulen und Berufskollegs in Gelsenkirchen. Dieses Projekt war die erste Zusammenarbeit mit einem Gymnasium. Das Jugendliche in unserer Stadt keinen Schulabschluss machen, dass sie zum Beispiel nicht lesen – das treibt uns um. Dabei geht es auch nicht nur um zugewanderte Menschen. Wir machen da keinen Unterschied zu deutschen Schülern. Jeder, der Hilfe braucht, soll Hilfe bekommen.

Im Bus mit Jugendlichen nach Berlin

Wie sieht die Unterstützung aus?

Ich finde es etwas unbefriedigend, nur Geld zu geben. Wenn wir etwas fördern, dann legen wir meistens auch selbst Hand an. Wir haben zum Beispiel schon Unterrichtsstunden im Berufskolleg gegeben. Erstaunlicherweise klappt das super, das melden uns jedenfalls die Lehrer zurück. Die Schüler sind sehr interessiert, gerade, wenn es um Fragen wie Beruf, Ausbildung, Karriere geht. Und sie hören uns eher zu, als den Lehrern.

Atilla S. Öner (r.) vom Internationalen Unternehmerverband mit Erhan Baz, Gründer von Mr Chicken und ebenfalls Vorstandsmitglied beim INTUV.
Atilla S. Öner (r.) vom Internationalen Unternehmerverband mit Erhan Baz, Gründer von Mr Chicken und ebenfalls Vorstandsmitglied beim INTUV. © Jana Tessaring

Welche Aktion ist Ihnen in Erinnerung?

Wir haben zum Beispiel ein Projekt mit 56 Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren vom Eduard-Spranger-Berufskolleg gemacht, alle haben einen Büchereiausweis bekommen und sollten damit in die Bibliothek gehen. Der Deal war: Wer die Schwelle der Bibliothek überschreitet, der bekommt eine Kinokarte für die Schauburg. Alle 56 haben die Karte gekriegt! Wer es dann noch geschafft hat, ein Buch zu lesen und dazu Fragen zu beantworten, für den gab es zusätzliche noch eine Karte für ein Schalke-Spiel. Das waren dann nicht mehr alle, aber doch noch erstaunlich viele. Möglich ist so eine Aktion natürlich nur mit Partnern, die Schauburg hat uns Karten spendiert und Schalke 04 natürlich ebenfalls.

Mehr Frauen im Verband wären schön

Und sonst?

Wir unternehmen als Verband regelmäßige Fahrten in den Landtag nach Düsseldorf und in den Reichstag nach Berlin. Dann buchen wir einen Bus für 40 Leute, vom Intuv fahren aber meistens nur so 20 bis 25 Mitglieder mit. Die restlichen Plätze vergeben wir an Jugendliche. Und bei solchen Fahrten kommen dann die erstaunlichsten Dinge heraus. Da sind auch schon Ausbildungsplätze verteilt worden. Und die Schüler erfahren etwas über den politischen Betrieb.

Wie viele Stunden in der Woche engagieren Sie sich ehrenamtlich?

Das kann ich gar nicht sagen. Es gibt Tage, da mache ich nichts anderes. In meinem Kalender habe ich für jeden Bereich eine andere Farbe: Für die Firma, fürs Private, die Arbeit für Intuv ist gelb. Und manchmal sagt meine Frau: Guck mal in deinen Kalender, da ist schon wieder alles gelb (lacht). Wir überlegen jetzt aber, jemanden einzustellen, der uns organisatorische Dinge abnimmt.

Gibt es eigentlich auch Frauen in Ihrem Verband?

Ja, die gibt es, aber es sind auf jeden Fall zu wenige. Im Vorstand haben wir von zehn Leuten nur eine Frau. Es wäre schön, wenn das noch mehr würden. Wenn Sie dafür in der Zeitung werben könnten: Dass mehr Frauen bei uns mitmachen bei uns – da würden wir uns sehr freuen.

<<<Auch Mitglieder aus Nachbarstädten

  • Im Internationalen Unternehmerverband engagieren sich rund 40 Teilnehmer aus Gelsenkirchen. Der Rest kommt aus den Nachbarstädten Oberhausen, Bottrop und Essen.
  • Außer dem zehnköpfigen Vorstand hat der Verband einen Beirat, der aus ausgesuchten Persönlichkeiten aus Gelsenkirchen besteht.
  • Mehr Informationen unter www.intuv.de