Gelsenkirchen. . Rudi Assauer ist tot. Er wurde 74 Jahre alt. Die WAZ fragte Menschen der Stadtgesellschaft, was sie mit dem ehemaligen Schalke-Manager verbindet.
Eine Stadt, ihr Traditionsverein, die Fußballwelt trauert: Der legendäre Schalker Manager, Macher und Ex-Fußballprofi Rudi Assauer ist tot. Er starb Mittwoch mit 74 Jahren. Die Stadt wird die Flaggen vor dem Rathaus in Buer und dem Hans-Sachs-Haus auf halbmast setzen
Der Gesundheitszustand Assauers hatte sich in den letzen Wochen rapide verschlechtert. Assauer, der 2012 seine Alzheimer-Erkrankung öffentlich gemacht hatte, wurde daheim in Herten von seiner Tochter Bettina Michel gepflegt. „Rudi ist heute Nachmittag gestorben. Es ist traurig, aber auch eine Erlösung für ihn. Wir sind alle wahnsinnig traurig“, bestätigte seine ehemalige Lebensgefährtin Beate Schneider Mittwoch gegenüber der Illustrierten „Bunte“. Nach WAZ-Informationen ist Assauer gegen 15.30 Uhr zu Hause gestorben.
Bei der Filmpremiere in seinem Wohnzimmer
Im Mai 2018 feierte Schalke Assauer mit einem Film, der Doku-Premiere von Regisseur Don Schubert. Und der Mann, der dem Film seinen Namen gab, „Macher. Mensch. Legende“, er war tatsächlich in „seiner“ Arena. Rudi Assauer, von dem es hieß, er sei zu krank, um diesen Abend in seinem Wohnzimmer mitzuerleben, kam mit seiner Tochter und im Rollstuhl. 21.600 Besucher feierten Assauer. Es war eine Hommage für sein Lebenswerk in Interviews, Spielszenen und Gesprächen. Assauer wie er lebte und was er liebte: Zigarre rauchend, auf dem Platz, mit Pokalen, in Jubel- und Macho-Pose.
Auf dem Weg zum DFB-Pokalspiel war der Tod des Ex-Managers am frühen Abend kaum ein Thema. „In der Linie 302 wurde gesungen, schallten Fansprechchöre. Wie an anderen Spieltagen auch. „Die Nachricht war da wohl bei den meisten noch nicht durchgesickert“, so ein Mitfahrer.
Das sagt Frank Baranowski
Für Oberbürgermeister Frank Baranowski verliert Gelsenkirchen und der FC Schalke 04 mit Rudi Assauers eine wichtige Persönlichkeit. „Er hat den Verein und besonders seine erfolgreichen Zeiten geprägt. Damit hat er natürlich über den Verein hinaus auch die Stadt geprägt.“ Ohne Assauer hätte es die Veltins-Arena nicht gegeben, da ist sich der OB sicher. „Das ist seine Vision, die er da umgesetzt hat.“
In diesem Zusammenhang erinnert er sich auch an seine erste Begegnung mit dem damaligen Schalke-Manager. „Da war ich noch Landtagsabgeordneter und da ging es um Bürgschaften des Landes für die Arena.“ Später als Oberbürgermeister hatte Baranowski dann mehrfach und intensiveren Kontakt zu Assauer. Er hat ihn sehr geschätzt. „Er war kantig, klar direkt. Man konnte sich auf ihn verlassen.“
Ob er sich noch an die letzte Begegnung mit ihm erinnern kann? „Ich habe ihn noch mal gesehen bei einer Veranstaltung in der Arena, da war er aber schon krank. Das letzte Mal, dass ich ihn gesprochen habe, war am Flughafen. Da war er auf dem Weg nach New York zu Filmaufnahmen mit Bruce Willis.“ Vielleicht weiß es nicht mehr jeder: Assauer hatte damals nach vielen Werbespots mit Simone Thomalla auch einen Beitrag mit dem „Stirb langsam“-Star gedreht.
Frank Baranowski zieht auch den Hut davor, wie Rudi Assauer mit seiner Krankheit umgegangen ist. „Damit hat er Barrieren abgebaut und eine Ausrufezeichen gesetzt.“
Das sagt Gerd Rehberg
Betroffen auf die Nachricht vom Tod Assauers reagierte Gerd Rehberg, der S04-Ehrenpräsident. Der 83-Jährige sagte vor dem Pokalspiel in der Arena: „Das war zwar zu erwarten, aber wenn der Tod dann eintritt, ist es doch schrecklich. Es tut mir unendlich leid.“ Vor wenigen Monaten habe er Rudi Assauer noch einmal besucht, da sei es ihm schon sehr schlecht gegangen: „Wir beide hatten ein gutes, freundschaftliches Verhältnis, auch wenn es mal Spannungen gab und wir nicht immer einer Meinung waren.“ Rudi Assauer haben große Verdienste um Schalke: „Ich werde ihn in guter Erinnerung halten.“
Das sagt Arhur Saager
Geschockt und angerührt reagierte Arthur Saager. Von 1994 bis 2017 war er im Schalker Fanclubverband aktiv, dessen stellvertretender Vorsitzender, nun lebt er wieder im Schwarzwald. „Es ist unbestritten, was er für die Fans und den Verein getan hat. Rudi Assauer hat den Fanclubverband mit aus der Taufe gehoben. Für mich ist er Mr. Schalke. Er wird für ewig und immer unser Manager bleiben.“
Das sagt Olivier Kruschinski
„Assauers Zeit war wohl gekommen“, so Olivier Kruschinski, unter den Fans als „Oli4“ bekannt und Veranstalter der Mythos-Touren. Gesehen habe er ihn zuletzt bei der Vorstellung des Assauer-Films im Mai letzten Jahres. „Für mich bedeutet Assauer einfach ein starkes Stück Homo Schalkensis.“ Er stehe für eine ganze Epoche, für die Eurofighter, für den Bau der Arena. „Er hat dafür gesorgt, dass der schlafende Riese Schalke wieder erwachte.“ Was man an ihm hatte, das werde man erst jetzt richtig merken, ist sich der 44-Jährige sicher: „Und manche werden spüren, dass sie es verpasst haben, ihm das im Leben mitzuteilen.“
Das sagt Klaus Haertel
Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Klaus Haertel ist die Nachricht vom Tode Assauers ein Schock. „Das muss ich erst mal verdauen!“ Auch er lobt den früheren Schalke-Manager für dessen Verlässlichkeit: „Ein Mann – ein Wort“, so habe er Assauer kennengelernt. Gut kennengelernt. „Wir haben uns geduzt.“ Er habe auch eine sehr ausgeprägte soziale Ader gehabt. „Er hat immer wieder Geld aus der eigenen Tasche in Projekte gesteckt, die ihm wichtig waren.“ Er sei eben nicht nur „der Mann mit der koddrigen Schnauze“ gewesen.
Letztmalig getroffen hätten sich die beiden vor drei Jahren in einem Restaurant. „Da hatte ich schon das Gefühl, dass er mich nicht mehr erkennt.“
Das sagt Christina Totzeck
Für Christina Totzeck, stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende und selbst glühende Schalke-Anhängerin, war Rudi Assauer „für Gelsenkirchen eines der ganz großen Gesichter“. Für sie sei er sogar „das Schalke-Gesicht schlechthin“ gewesen. „Das wird nach ihm so keiner schaffen.“ Sie erinnert sich noch, als sie ihn zum ersten Mal live gesehen hat. „Wir haben ihn mal beim Einkaufen getroffen“, sagt sie. „Da sagte mein Papa: Das ist Rudi Assauer! Ich war noch klein, aber habe schon geschaltet, und dachte noch so: Mensch, der hat ja gar keine Zigarre im Mund.“
Über den Menschen Rudi Assauer sagt sie: „Er war nahbar. Er war Teil der Masse, hat sich nicht abgehoben.“
„Ich will mich nicht vergessen“ erschien 2012
Assauer war ein Mann der klaren Worte — bis ihm zunehmend die Demenzerkrankung auch seine Stimme raubte. „Mein Hirn, die Rübe da oben, funktioniert nicht mehr“, sagte er selber: Vom Gesundheitszustand des ehemaligen Fußballprofis erfuhr die Öffentlichkeit erstmals 2012: In seinem Buch „Ich will mich nicht vergessen“ thematisierte er seine Demenzerkrankung. Da war Assauer, damals 68 Jahre alt, bereits auf Hilfe und Unterstützung angewiesen.