Gelsenkirchen. Regisseur Don Schubert erzählt das Leben des ehemaligen Managers als Film-Doku. 21.600 Besucher kamen zur Premiere in die Schalke-Arena.
Der Mann, der dem Film seinen Namen gab, „Macher. Mensch. Legende“, er ist tatsächlich da. Rudi Assauer, von dem alle dachten, er sei zu krank, um diesen Abend mitzuerleben, kommt mit seiner Tochter und im Rollstuhl. „Gut sieht er aus“, finden die, die ihn sahen, aber das sind nicht viele. Doch seine Schalker feiern ihn und „seine“ Filmpremiere in seiner Arena auf Schalke, seinem Wohnzimmer, als sei er noch mitten unter ihnen.
Die Premiere hatte schon im März über die Leinwand gehen sollen, aber dann schob sich diese Woche im Mai in den Vordergrund, die geradezu schreit nach dieser Uraufführung, zumindest auf Schalke: Rudi Assauer selbst ist am Montag 74 Jahre alt geworden und der Verein FC Schalke 04 am gestrigen Freitag 114. Da kann man nicht mehr anders, als null-vier große Leinwände aufzubauen in der Arena, als um 19.04 Uhr zu öffnen und um 20.04 Uhr zu starten. Eigentlich, hat aber nicht geklappt: Sehnlichst warten die Veranstalter noch auf mehr Zuschauer, sie wollen den Weltrekord brechen der größten Filmpremiere aller Zeiten. 43 625 hätten es dafür werden müssen, bis halb neun sind es „nur“ 21 600.
Was dann um Punkt 21 Uhr trotzdem endlich beginnt, ist, nicht völlig unerwartet bei dem Titel: eine Hommage. Eine Dokumentation für Fans. Für Uwe, der kommt, „weil sie alle kommen“. Weil er mal „das Lebenswerk begucken will und all die Emotionen von früher“. Für Tanja, die eigens aus Göttingen anreiste wie zu jedem Heimspiel auch: „Mitgehangen, mitgefangen.“ Für Axel, der sich auf die „lustigen Anekdoten“ freut und dem sie gesagt haben, dieser Abend sei „Pflicht“ für einen Schalker. Für Matthias, der noch zur Nachtschicht muss, aber „die Sache unterstützen will“. Und für Christian, der ein bisschen ergriffen ist: „Rudi war ein Idol meiner Kindheit.“
Ein Blick auf die Erfolge von Rudi Assauer mit Schalke
Was sie sehen, sind: Interviews, Spielszenen und immer wieder: Schalker Jubel. Assauer in alten Gesprächen („20 000 Menschen vom Gegner waren noch nie in Mailand. Da bin ich schon stolz drauf. Das ist Schalke“). Assauer Spieler umarmend, Pokal schleppend, Zigarre rauchend. 19 Wegbegleiter kommen zu Wort nach Art des früheren Stürmers Gerald Asamoah: „Du konntest ihn jeden Tag anrufen und er war für dich da.“ Damit ist der Tonfall dieses Filmes gesetzt.
Legende, das Wort fällt dann auch häufig. „Er war der perfekte Manager. Eine lebende Legende“, sagen im Film etwa die früheren Schalke-Spieler Mike Büskens und Jörg Böhme. Fußballer wie Marcelo Bordon kommen zu Wort, enge Verwandte wie Assauers Zwillingsschwester oder seine Tochter, Kollegen wie Reiner Calmund, Freunde wie der frühere Sportreporter Werner Hansch. Der, im übrigen, Mitte der Woche ein ganz anderes Verdienst des 74-Jährigen betont hat: „Dass sich Rudi, dieser Macho, dieser Manager und Macher, diese Legende, geoutet und damit dieser verdammten Krankheit (Alzheimer) einen nachhaltigen Schub in Richtung Enttabuisierung verpasst hat, ist seine größte Lebensleistung.”
Werner Hansch: „Die Arena ist Rudis Denkmal“
Und Assauer selbst? „Wir wollten ihn nicht vor die Kamera zerren, ihn nicht vorführen“, hat Don Schubert, der deutsch-kanadische Regisseur („Unter Verdacht“, „Die Pilgerin“), schon vor längerem angekündigt: „Die Krankheit ist nicht Rudi Assauer.“ Schubert war in den letzten Jahren praktisch monatlich im Ruhrgebiet und hat „unfassbar viele Stunden Gespräche geführt“ mit den Wegbegleitern.
Denn, nur zur Erinnerung: Nach seiner Fußballerzeit in Dortmund und Bremen war Rudi Assauer zweimal Manager und Sportvorstand auf Schalke, bis 2006. In diese Jahre fielen der UEFA-Pokalsieg, zwei deutsche Pokalsiege, die vierminütige „Meisterschaft der Herzen“ von 2001 – und der Bau dieser Arena, die dem Mann am Freitagabend zu Füßen liegt. „Die Arena ist Rudis Denkmal“, sagt Werner Hansch. Und der Schalker Uwe sagt: „Ohne ihn wäre die Arena nicht, das ist klar wie Kloßbrühe.“ Visionen habe Assauer gehabt, findet Christian: „Für einen Mittelklasse-Verein“, damals jedenfalls.
Der stehende, langanhaltende Applaus gilt deshalb nur „auch“ dem Film. Er gilt vor allem seinem Namensgeber, der irgendwo dort oben sitzt in seiner Arena und also wenigstens dabei ist.