Gelsenkirchen. . Gelsenkirchen als Modellstadt für moderne elektronische Verwaltung. Hochschule und Start-up liefern das Know-how. 3,8 Millionen Euro Förderung.

Die Digitalisierung schreitet voran und Gelsenkirchen ist als Modellkommune ganz vorn mit dabei. Stadtverwaltung, Westfälische Hochschule (WH), die junge Firma XignSys und die Stadt Aachen arbeiten gemeinsam an einer sogenannten Smartphone Bürger-ID. Die Kooperationspartner entwickeln damit eine modellhafte Authentifizierungsmöglichkeit via Smartphone für eine zeitgemäße elektronische Verwaltung, E-Government genannt.

Stadtsprecher Martin Schulmann (v.l.n.r.) Wolfgang Pauels (Aachen), Dr. Thomas König (Ministerium NRW), Prof. Dr. Norbert Pohlmann (WH GE), Markus Hertlein (XignSys), Manfred vom Sondern (Chief Digital Officer der Stadt Gelsenkirchen) sowie Pascal Manaras  (XignSys).
Stadtsprecher Martin Schulmann (v.l.n.r.) Wolfgang Pauels (Aachen), Dr. Thomas König (Ministerium NRW), Prof. Dr. Norbert Pohlmann (WH GE), Markus Hertlein (XignSys), Manfred vom Sondern (Chief Digital Officer der Stadt Gelsenkirchen) sowie Pascal Manaras (XignSys). © Nikos Kimerlis

Bürger sollen im Ergebnis kommunale Web-Dienste und Verwaltungsdienstleistungen über die Registrierung an einem Identitätsprovider einfacher nutzen können. Das Smartphone dient dabei als Personalausweis. „Etwa wenn es darum geht, einen Bewohnerparkplatz zu beantragen,“ erklärt Markus Hertlein, Geschäftsführer der Gelsenkirchener XignSys GmbH. Darüber hinaus ist per Digitalsignatur das Bezahlen möglich sowie der Abschluss von Verträgen. Das erspart die persönliche Vorstellung bei Amt oder Behörde. Ein weiterer Vorteil: Bürger können so rund um die Uhr online kommunizieren und Verwaltungsangelegenheiten von überall aus erledigen.

Mehrfache Sicherheitsstufen eingebaut

Wolfgang Pauels (Aachen), Thomas König (Land NRW), Prof. Norbert Pohlmann (WH), Markus Hertlein (XignSys) und Manfred vom Sondern (Chief Digital Officer GE) bei der Vorstellung des Digitalprojektes.
Wolfgang Pauels (Aachen), Thomas König (Land NRW), Prof. Norbert Pohlmann (WH), Markus Hertlein (XignSys) und Manfred vom Sondern (Chief Digital Officer GE) bei der Vorstellung des Digitalprojektes. © Joachim Kleine-Büning

Für die Sicherheit des Verfahrens waren an der Entwicklung das renommierte Institut für Internet-Sicherheit der Westfälischen Hochschule beteiligt sowie das High Tech Start-up „XignSys“, eine Ausgründung der WH. Dahinter stecken die IT-Absolventen Markus Hertlein, Pascal Manaras sowie Alexander Stöhr. Ihr Ansatz: eine smartphonebasierte Authentifizierung mit einer vielfachen, stufenweisen Absicherung – etwa mit einem QR-Code, Fingerabdrucksensor und Gesichtserkennung sowie Netzhaut-Scanner gepaart mit extrem schwer zu hackenden Verschlüsselungstechniken.

Strahlkraft für Land und Bund

„Mit der Smartphone Bürger-ID werden wir eines der größten Risiken im Internet, die Nutzung von Passwörtern, reduzieren und mit Hilfe einer Multi-Faktor Authentifikation und digitaler Signatur einen neuen Level von Vertrauenswürdigkeit erreichen“, sagt Prof. D Norbert Pohlmann, Leiter des Instituts für Internet-Sicherheit.

Prof. Dr. Norbert Pohlmann, Direktor des Institutes für Internetsicherheit an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen.
Prof. Dr. Norbert Pohlmann, Direktor des Institutes für Internetsicherheit an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen. © Olaf Ziegler

Gefördert wird das zukunftsweisende Projekt mit 3.825.000 Euro. Projektlaufzeit ist bis Ende 2021. „Was in Gelsenkirchen entwickelt wurde, soll einen digitalen Quantensprung auslösen. Das Projekt ist zukunftsweisend und hat Modellcharakter für andere Kommunen nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern in ganz Deutschland“, betont Thomas König, Leiter der Gruppe Innovation, Zukunftsmärkte, Technologietransfer beim Wirtschaftsministerium NRW, das die „Smartphone-Bürger-ID“ aus Mitteln zur Förderung von digitalen Modellregionen finanziert.

>> Kommentar von Nikos Kimerlis: Made in GErmany

Sollte die App für Behördengänge gut funktionieren, könnte sie auch in anderen Kommunen eingesetzt werden – sogar bundesweit. Denn Gelsenkirchen ist eine von insgesamt fünf Modellkommunen (Paderborn, Soest, Aachen und Wuppertal) in NRW, die vom Land gefördert werden, um digitale Angebote für Bürger und Unternehmen zu entwickeln.

Ein solcher Erfolg hätte eine enorme Strahlkraft. Und würde ein ganz anderes Licht auf eine Stadt und eine Region werfen, die oft dafür herhalten müssen, Negativranglisten anzuführen, vom Strukturwandel übergangen und abgehängt worden zu sein.

Stadt und Region würden profitieren, ein Erfolg das Interesse von Unternehmen und Gründern am Technologie- und Wissensschaftstandort Gelsenkirchen und Ruhrgebiet nachhaltig beflügeln. Wie das Gütesiegel Made in GErmany.