Gelsenkirchen. BP will in Gelsenkirchen zwei Milliarden Euro investieren. Mit Fertigstellung des Uniper-Gaskraftwerks werden Ölpellets nicht mehr benötigt.

„Es ist eine besonders wichtige Raffinerie im Portfolio der BP. Daher werden wir in den Standort in den nächsten Jahren zwei Milliarden Euro investieren“. Ein klares Bekenntnis zu Horst und Scholven lieferte am Dienstag Raffinerieleiter Nick Spencer. Zu Gast hatte er die Mitglieder des Umweltausschusses der Stadt sowie die Landtagsabgeordnete Heike Gebhardt (SPD). BP und Uniper hatten die Politiker eingeladen, um ausführlich über die Produktion, Analyse und Verbrennung der Ölpellets zu informieren.

Fünfstündige Informationsveranstaltung bei BP

In der mehr als fünfstündigen Informationsveranstaltung sagte BP-Manager Rick Johnson den für alle Beteiligten sicher wichtigsten Satz: „Unser Ziel ist es, die Produktion der Pellets 2022 einzustellen.“ Das hänge natürlich auch damit zusammen, dass Uniper plant, 2022 die Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen.

 
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„Stand heute“, bestätigte Kraftwerksleiter Lars Wiese. Denn dann soll das neue Gaskraftwerk ans Netz gehen. Der Wermutstropfen dabei: „Sollte die Gasanlage ohne weitere Anlagen auf dem Gelände in Scholven betrieben werden, müsste die Belegschaft von heute 220 Mitarbeitern auf 50 reduziert werden“, so Wiese.

Leichtweis ist nach Besichtigung erleichtert

„Der Prozess ist endlich“, erklärte Umweltausschuss-Vorsitzender Manfred Leichtweis (SPD) und zeigte sich erleichtert, dass in dem gesamten Produktions- und Verbrennungsprozess keine Grenzwerte überschritten, sondern sogar „um ein vielfaches unterschritten werden“. Er habe zudem verstanden, dass BP nicht einfach, wie von der Stadt Gelsenkirchen und auch vom Umweltausschuss gefordert, aus der Produktion der Pellets von heute auf morgen aussteigen kann.

„Seit 1971 werden die Ölpellets produziert“, erläuterte Rick Johnson zuvor. Und zwar nicht als Abfallprodukt, sondern sehr bewusst. Es entspreche der Firmenphilosophie, in der Raffinerie keine Abfallprodukte zu erzeugen. „Diese Philosophie macht uns zu einer der besten Raffinerien in Europa“, argumentierte auch Stephan Hüsken, Leiter Umwelt bei BP.

Schwerwiegende Auswirkungen

Kerosin-Lieferant

  • 20.000 Tonnen Rohöl werden täglich von der BP verarbeitet. Daraus entstehen über 30 Produkte unter anderem auch für die Pharmaindustrie bis zu Diesel und Kerosin.
  • „Wir beliefern 80 Prozent des Flugbenzins, das am Düsseldorfer Flughafen benötigt wird“, erläutert Michael Kevering von BP. Dafür sorgen 1900 Mitarbeit, etwa 150 Auszubildende und 3000 Kontraktoren an den beiden Standorten Horst und Scholven.
  • Mit der täglichen Produktion, für die 120.000 Kubikmeter Wasserstoff gebraucht wird, fallen auch 80 bis 90 Tonnen Ölpellets an.

Ein sofortiger Stop der Pellet-Produktion hätte schwerwiegende Auswirkungen für den Betrieb der gesamten Raffinerie. So hätte man das Werk in Horst nach dem Stillstand nicht wieder anfahren können. In der Schwerölanlage, in der auch die Pellets anfallen, werde die Hälfte des Wasserstoffs produziert, der in Horst und Scholven für die Produktion benötigt werde. „Wir haben überlegt. Es gab aber keine einfache Alternative“, so Johnson.

Inzwischen hat man bei BP allerdings Ideen, wie man die Pellet-Produktion beenden kann. Bereits im April sollen die ersten Gespräche mit der Bezirksregierung in Münster geführt werden. „Das werden wesentliche Änderungen im Produktionsprozess sein, die genehmigungspflichtig nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz sind. Das geht nicht von heute auf morgen“, sagt Markus Beie, bei BP zuständig für Zukunftsthemen.