Gelsenkirchen. . Die Gelsenkirchener Ex-Putzfrau Susanne Neumann ist mit 59 Jahren gestorben. Die Gewerkschafterin wurde durch Zoff mit Sigmar Gabriel bekannt.

Die aus Gelsenkirchen stammende ehemalige Putzfrau Susanne Neumann ist am Sonntagabend mit 59 Jahren an Krebs gestorben. Das bestätigte der Bezirksverband Emscher-Lippe der IG BAU, bei der die Gewerkschafterin bis zuletzt tätig war, auf Nachfrage. Der Bezirksvorsitzende Georg Nießing würdigte sie: "Susanne war direkt, aber man konnte sehr gut mit ihr arbeiten."

Susanne Neumann hatte den damaligen SPD-Chef Sigmar Gabriel vor drei Jahren auf seiner Gerechtigkeitskonferenz mit unbequemen Fragen ins Schwitzen gebracht und war damit über Nacht berühmt geworden. Sie hatte Gabriel geraten, aus der großen Koalition auszusteigen.

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Befristete Arbeitsverträge, Armut im Alter – das sind Themen, die der Gewerkschaftsfrau am Herzen lagen. Und das machte sie Sigmar Gabriel damals auch deutlich. „Warum soll ich eine Partei wählen, die mir dat eingebrockt hat?“

Viele Jahre in der Gewerkschaft aktiv gewesen

Es folgten Auftritte in TV-Talkshows von Markus Lanz bis Anne Will. In ihrem Buch „Frau Neumann haut auf den Putz – Warum wir ein Leben lang arbeiten und trotzdem verarmen“ gewährte sie Lesern 2017 einen Blick hinter die Fernsehkulissen. Erst im Dezember war Susanne Neumann aus der SPD wieder ausgetreten.

Mehr als 30 Jahre arbeitete sie zudem als Putzfrau für die Gelsenkirchener Reinigungsfirma Stölting, mehr als 20 Jahre war sie in der Gewerkschaft aktiv, acht Jahre davon als ehrenamtliche Vorsitzende.

Außenminister Heiko Maas trauert um die ehemalige Putzfrau

Auf Twitter trauert Außenminister Heiko Maas um die Gewerkschafterin. "Mit ihrer mutigen und direkten Ansprache hat sie vielen Menschen aus dem Herzen gesprochen. Wir trauern um eine engagierte Streiterin für soziale Gerechtigkeit."

Auch der Bundestagsabgeordneten Marco Bülow (parteilos) würdigte Neumann bei Twitter. Bülow schrieb: "Ich bin sehr dankbar dafür, diese engagierte Frau kennengelernt zu haben, mit ihr für eine soziale Politik zu streiten. Sie macht mir Mut und mahnte mich, klar und authentisch zu bleiben."

Kämpferische Ansage noch im Dezember

Susanne Neumann wollte sich nach ihrem SPD-Austritt für die Linke-Bewegung „Aufstehen“ einsetzen. Noch im Dezember gab sich die Mutter zweier Töchter trotz ihrer schweren Erkrankung kämpferisch: "Ich habe die Chemo aufgegeben. 60 werde ich nicht mehr werden, dabei hätte ich die SPD noch ganz gerne geärgert.“

Schon 2015 sei ihr gesagt worden, dass sie das nächste Weihnachtsfest vermutlich nicht mehr erleben werde, sagte ihr Ehemann. Doch sie habe lange gekämpft. "Diese Frau hatte so eine unglaubliche Kraft. Ich weiß nicht, woher sie die genommen hat."

Beisetzung soll Anfang Februar stattfinden

Anfang Februar soll Neumanns Urne nach Angaben ihres Ehemannes beigesetzt werden. "Den Baum, unter dem sie begraben werden soll, hat sie sich selbst ausgesucht. Auch dabei hat sie alles in der Hand gehabt", sagte er. (mit dpa)