Gelsenkirchen-Buer. . Stadtbaurat Martin Harter möchte die wachsende Zahl an Steingärten stoppen. Und versucht das Ziel über den Umweg „Dachbegrünung“ zu erreichen.
In Metallkäfige eingesperrte Steine ersetzen Hecken, ein Buddha den blühenden Rosenstock und Kiesel in unterschiedlichen Schattierungen den grünen Rasen. „Eine unglaubliche und bedauerliche Entwicklung“ nennt Gelsenkirchens Stadtbaurat Martin Harter den neusten Trend. Er hat den modernen Steinwüsten den Kampf angesagt. Über einen Umweg. Der heißt „Dachbegrünung im Revier“. Jetzt hofft er auf die Unterstützung der Politik. Bis Mitte Februar wird sein Vorschlag in den Bezirksvertretungen, im Umwelt- und Verkehrsausschuss und abschließend im Rat der Stadt diskutiert.
„Wir können einem Grundstücksbesitzer, der seinen Garten von Grün nach Grau verändert, dies nicht verbieten“, sagt Harter. Zurzeit jedenfalls. Momentan kann die Stadt nur über Aufklärung hoffen, weitere Menschen davon abzuhalten, graue Steinoasen anzulegen. Denn eines ist klar. Gerade in Ballungsgebieten haben kleine, grüne Flächen eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima in der Stadt. Steine hingegen heizen sich im Sommer auf, speichern die Hitze und strahlen sie wieder ab. „Je dunkler sie sind, desto stärker“, weiß Harter.
Fünf Wärmeinseln im Gelsenkirchener Norden
Dem Stadtklima tut das nicht gut. Allein im Gelsenkirchener Norden wurden fünf Wärmeinseln registriert, im Süden gibt es eine große, die sich über die Stadtteile Schalke, Altstadt, Neustadt und Ückendorf erstreckt.
Um in Zukunft für ein besseres Klima zu sorgen, soll Politik jetzt einem in der gesamten Emscherregion abgestimmten Programm zur Dachbegrünung zustimmen. Initiiert wurde es vom NRW-Umweltministerium und der Emschergenossenschaft.
„Die beteiligten Kommunen kommen zu dem Ergebnis, dass die Begrünung von Dächern einen wirkungsvollen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz, zur Anpassung an den Klimawandel, zur Regenwasserrückhaltung, zur Verbesserung der Luftqualität sowie der Gesundheit und zur Aufwertung des Stadtbildes leisten kann“, heißt es in der Vorlage für die Politiker.
Harter setzt nicht auf Freiwilligkeit
Ein Vorurteil: Steingärten sind pflegeleicht
Modern, unkrautfrei und pflegeleicht – das meinen die meisten Gartenbesitzer, sind ihre neuen steinernen Vorgärten, da lästiges Rasenmähen, Gießen sowie das Unkraut jäten wegfallen.
Stimmt nicht, sagt der Nabu. Denn Blätter fallen auch auf die steinernen Flächen und müssen abgesammelt werden, ansonsten siedeln sich in den Steinfugen Gräser und Pflanzen an. Ebenso bildet sich Moos auf den Steinen, wenn diese nicht regelmäßig gereinigt werden.
In Zukunft soll bei neu geplanten Flachdachhäusern sowie bei Heimen mit einer Dachneigung von 15 Prozent eine Dachbegrünung im Bebauungsplan vorgeschrieben werden. In bereits bestehende Bebauungspläne kann die Forderung ebenfalls aufgenommen werden. Außerdem sollen Hauseigentümer bei genehmigungspflichtigen Renovierungsoder Ergänzungsbauten verpflichtet werden, eine Dachbegrünung einzuplanen. „Natürlich wird es in der Verwaltung dann auch Mitarbeiter geben, die eine entsprechende Beratungsleistung erbringen können“, sagt Harter. Über den Weg erhofft er sich, auch eine entsprechende Regelung für Vorgärten bei Neubauten festschreiben zu können.
Denn auf Freiwilligkeit setzt er nicht mehr. „Wir haben im Neubaugebiet ,Am Waldbogen’ über den Gestaltungsbeirat versucht, diese Steingärten zu verhindern. Das Ergebnis entspricht nicht dem, was die Stadt sich vorgestellt hat“, so der Stadtbaurat.