Gelsenkirchen. . Die Mutter, die ihr drei Monate altes Kind getötet haben soll, hatte Kontakt zum Jugendamt Gelsenkirchen. Behörde erhielt anonymen Hinweis.

Die 34 Jahre alte Frau, die Montagabend ihr drei Monate altes Baby, nach WAZ-Informationen ein Junge, getötet haben soll, war beim Jugendamt Gelsenkirchen bekannt. Nach einem anonymen Hinweis „auf eine Mutter mit Säugling“ in dem Haus in Heßler an der Grothusstraße hatte es Anfang Dezember 2018 einen ersten Behörden-Besuch bei der Mutter gegeben, den letzten nach Angaben der Stadtverwaltung am 20. Dezember. Dabei, so Stadtsprecher Martin Schulmann, sei aufgefallen, dass die Frau weder als Hausbewohnerin gemeldet war, noch eine Krankenversicherung hatte.

Ansonsten, so die Beobachtung der Stadt, „war dort alles in Ordnung. Zudem habe man sowohl bei den angemeldeten als auch bei den unangekündigten Besuchen weder Verwahrlosung festgestellt, noch dass die Frau alkoholisiert gewesen sein oder ein anderes Suchtproblem haben könnte. „Die Mutter konnte ein vollständig geführtes Heft der Früherkennungsuntersuchungen als auch den Nachweis aller Impfungen für das Kind erbringen“, erklärte Schulmann.

Mutter war stark alkoholisiert

Als die Polizei am vergangenen Montag in der Wohnung die Leiche des Jungen fand, hatte die Mutter des Babys einen Alkoholwert von 2,44 Promille im Blut.

Die Polizei hat die Tür der Wohnung versiegelt.
Die Polizei hat die Tür der Wohnung versiegelt. © Kimerlis

Nach dem Auftaktbesuch waren Vertreter der Stadt dennoch dreimal bei der rumänischen Familie. Die Situation sei weiterhin unauffällig gewesen. „Wir haben keinerlei Anzeichen auf Misshandlung oder Vernachlässigung feststellen können“, so Schulmann weiter. Das Jugendamt habe die gültigen Jugendhilfestandards und alle der Jugendhilfe zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausgeschöpft.

Staatsanwaltschaft schweigt zu weiteren Ermittlungen

Vornehmlich sei es bei den Hausbesuchen darum gegangen, Hilfsangebote wie Familienhebammen oder das Familienbüro zu vermitteln beziehungsweise bekannt zu machen. Für den Januar waren dem Sprecher zufolge weitere Termine „zur Klärung der Meldesituation als auch zur Krankenversicherung der Mutter und des Kindes“ vorgesehen.

Die 34-Jährige sitzt in Untersuchungshaft. Staatsanwältin Sonja Hüppe ließ Fragen zu diesem dramatischen Fall, ob sich die Mutter zum Tod ihres Kindes schon eingelassen hat, ebenso unbeantwortet wie die nach dem Verbleib und der Rolle des Vaters sowie des Hauptmieters der Wohnung, einem 49 Jahre alten Gelsenkirchener. „Wir geben derzeit keine weiteren Auskunft zum Stand der Ermittlungen“, so Hüppe. Dass nur die Mutter festgenommen wurde, ist ein Indiz dafür, dass die Ermittler keine Hinweis auf eine mögliche Mittäterschaft der beiden haben.

Die Umstände, die zum Tod des drei Monate alten Jungen geführt haben, bleiben damit noch ungeklärt.

>> Junge ist nicht in Gelsenkirchen zur Welt gekommen

Der Junge ist laut Stadt nicht in Gelsenkirchen auf die Welt gekommen. Wäre er hier in einer Klinik geboren worden, so hätte die Verwaltung Mutter und Kind „viel früher schon auf dem Schirm gehabt“. Weil Mutter und Kind nicht gemeldet waren, zum Beispiel bei der Kindergeldkasse, hatten die Eltern keinerlei Unterstützung. Erst durch den anonymen Hinweis sei die Stadt auf die Familie aufmerksam geworden.