Gelsenkirchen-Feldmark. . Als Präsident, Wettsuchtbeauftragter und Mädchen für alles kämpft der 51-Jährige für die Rennbahn. Sein Ziel: In die Gewinnzone kommen.

„Ich bin hier das Mädchen für alles. Mein Job ist es, zu überleben.“ Mit diese Worten beschreibt Uwe Küster seine Arbeit und zuckt dabei schicksalsergeben mit den Schultern. Doch dem Mann mit dem sympathischen Lachen scheint diese Feststellung nichts auszumachen. Ganz im Gegenteil. Der Rennbahnpräsident und erste Vorsitzende des Betreibervereins der Trabrennbahn, Gelsentrabpark e. V., in Personalunion hat eine Vision. Er will den Trabrennsport in Gelsenkirchen wieder profitabel machen. Zwischenbilanz nach drei Jahren im Amt: Die schwarze Null steht endlich sicher.

Als Uwe Küster vor drei Jahren im Chefsessel Platz nahm, übernahm er ein dickes bilanzielles Minus vom Vorgänger, Tchibo-Erbe Günter Herz. In einer, wie er es nennt, „One Man Show“ ist es ihm seitdem gelungen, die Abwärtsspirale umzukehren. Das erfordert allerdings nicht nur kaufmännisches Geschick, sondern vor allem scheinbar unerschöpfliches Engagement: Manager, Personalleiter, Marketingchef, Pförtner – der 51-Jährige bekleidet alle Positionen selbst.

Keinen direkten Bezug zu Pferden

Dabei wollte Küster das alles eigentlich gar nicht, wie er heute erzählt. Doch nachdem er als Eventprofi die Eröffnung des VIP-Clubs Abano As mit organisierte, sei er gefragt worden. Einen Bezug zum Pferdesport hatte der Vater von Zwillingen nicht. „Ich hatte mal ein Pferd gesehen“, scherzt er. Die Leidenschaft der Trainer, Fahrer, Pferdezüchter und -besitzer ist ihm jedoch neu. „Das ist eine vollkommen fremde, sehr eigenartige Welt, die mich irgendwie fasziniert hat.“ Also ist er geblieben.

Am 1. Januar 2015 gründete er einen neuen Rennbahnverein. Mit wenigen Mitgliedern. „Bei der letzten Vollversammlung saßen hier acht Leute.“ Das sei bewusst so gewählt: „Schließlich wollen wir Entscheidungen treffen.“ Denn dem Sport geht es in Deutschland zunehmend schlechter. Große Gewinne gehören längst der Vergangenheit an. Mit den schwindenden Wetteinnahmen werden auch die Preisgelder kleiner.

„Auf Dauer frustriert das, immer zu hören, dass früher alles besser war“, sagt Küster. Der Sport habe eine Zukunft, da ist er sich sicher. Auch wenn dafür neue Wege beschritten werden müssten. Auf Dauer schwebt ihm ein Zusammenschluss des Trab- und Galopprennsports vor.

Renntage bringen Geld und Renommee

Bis es soweit ist, widmet sich der Hobby-Motorradfahrer dem Alltagsgeschäft: „Alte Herren sitzen in einem schlecht gelüfteten Raum und kloppen sich um die besten Termine.“ Das sind die Veranstaltungen, die Geld und Renommee bringen – meist durch namhafte Sponsoren. Dazu gehört der traditionelle Bild-Renntag im Mai. Neben vierbeinigen Stars stehen da auch zweibeinige Sternchen auf dem Programm.

Jüngeres Publikum begeistern

An solchen Tagen läge der Umsatz über den durchschnittlichen 100.000 Euro. Bei 25 bis 30 Rennveranstaltungen im Jahr ein wichtiger Beitrag. Finanzieren lässt sich das rund 200.000 Quadratmeter große Areal davon nicht. Zumal die Einnahmen durch Wetteinsätze in Preisgelder fließen. Einnahmen, die ohnehin rückläufig sind. Anders als im benachbarten Frankreich wird hierzulande lieber auf Fußball gesetzt.

Trotzdem sind es die Rennen, von denen der Betrieb lebt. Bis zu 80 Arbeitskräfte sind dann im Catering und am Wettschalter beschäftigt. Das wiederum erfordert Planung und Organisation. „Am Renntag ist das hier ein großes Unternehmen, sonst eine Knackwurstbude“, sagt der Dortmunder, der auch als Wettsuchtbeauftragter im Dienst ist, salopp.

Abschied von verstaubten Traditionen

Um den Umsatz zu steigern und ein jüngeres Publikum anzusprechen, hat er den Eintritt, auch im VIP-Club, abgeschafft. „Wir haben so treue Kunden, aber die sind schon in die Jahre gekommen.“ Es sei an der Zeit, sich von verstaubten Traditionen zu verabschieden – und vom Fachchinesisch der Pferdeexperten. Das schließe einfach zu viele potenzielle Zuschauer aus.

Zehn bis 15 Jahre werde es dauern, bis die Ziellinie in Sicht komme und der Betrieb die Überholspur ansteuere, schätzt Küster. So lange will er auf jeden Fall bleiben. Wenn nötig auch weiter als Mädchen für alles. Denn „99 Prozent der Leute in meinem Job haben Pferde, züchten und haben Geld. Ich gehöre zu dem anderen Prozent“. Große Sprünge sind also nicht drin.