Gelsenkirchen. . Großer Sport und eine riesen Party bei herbstlichen Temperaturen auf Schalke. Loipen-Superstar Ole Einar Björndalen frenetisch verabschiedet.

Ab dem frühen Nachmittag strömen sie zu Tausenden in Richtung Veltins-Arena. Auch wenn das Wetter nieselig und grau ist, auf Schalke herrscht ein Winterfeeling, als wären es die schneebedeckten Alpen. Zum 17. Mal lädt die „Joka-Biathlon-World-Team-Challenge“ ins Ruhrgebiet, der Zuspruch ist ungebrochen groß.

Erster Stopp für fast jeden Besucher ist das „Winterdorf“ vor dem Ost-Tor des Stadions. Siebzehn Stände bieten Informationen rund um Wintersport, laute Disko-Musik und jede Menge Spaß, unter anderem mit den amüsanten Vorausscheidungen der Schneeballschlacht-WM. „Super Stimmung“, strahlen die „Pannemänner“, die zwölf Mädchen und Jungs stoßen kräftig mit dem Magenbitter eines bekannten Herstellers an. Der hat an die Radfahrtruppe aus Dorsten, wie Hunderten anderen auch, schöne orangefarbene Hüte verteilt, sie sehen alle aus wie Holländer.

Scharenweise mit Reisebussen angereist

Die Zuschauer hatten viel Spaß bei den vielen Runden der Sportlerinnen und Sportlern.
Die Zuschauer hatten viel Spaß bei den vielen Runden der Sportlerinnen und Sportlern. © Ralf Rottmann

Von denen gibt es aber auch jede Menge echte. „Der Parkplatz war noch nie so voll mit Reisebussen“, informiert die freundliche Parkwächterin von P6, und viele kommen aus dem nahen Nachbarland. In den Gassen des Dorfes der weißen Pavillons ein Geschiebe und Gedränge, mit „Skandal um Rosi“ geht es vorbei an Bier, Glühwein und gebrannten Mandeln über eine Brücke Richtung Arena. Darunter die Loipe, der erste Schnee, den der Besucher heute zu sehen bekommt.

Oben auf der Treppe ein genialer Blick über das bunt angestrahlte Dorf, im Hintergrund bei einbrechender Dunkelheit die ersten Industrielichter, Signale des Ruhrpotts. Wie gemacht für ein Selfie, das denken sich auch Astrid und Stefan aus Buer. „Bisher haben wir Karten für den Biathlon immer verschenkt, in diesem Jahr sind wir zum ersten Mal selbst dabei“. Grandios, das ist ihr erstes Fazit. Und wirklich, bei Betreten der Arena empfängt eine Landschaft, wie in eine kleine Schneekugel gezaubert.

Winterlich dekorierte Arena

 Hier mal eine Schneeballschlacht.
Hier mal eine Schneeballschlacht. © Ralf Rottmann

Grüne Tannen säumen das Feld, Nebelmaschinen sorgen für eine kühle Bergluft, eine angenehme, trockene Kälte empfängt die Zuschauer. Das Finale der Schneeballschlacht-WM verspricht das erste sportliche Highlight. Furios gewinnt das Team „Schneeballwurfmaschine“ mit 103:80. Norbert, Niklas, Jannik und Jörg aus Kiel, zwei von ihnen aktive Handballer, haben sich im zweiten Anlauf den Traum des Sieges verwirklicht. Im vergangenen Jahr sind sie im Achtelfinale ausgeschieden. „Angefeuert zu werden von 46.412 Zuschauern, ist einfach geil“.

Wie gemacht für ein Selfie, das denken sich auch Astrid und Stefan aus Buer.
Wie gemacht für ein Selfie, das denken sich auch Astrid und Stefan aus Buer. © Ralf Rottmann

Profis im Anfeuern sind Uwe und Bianca aus Regensburg. Mit roter Bommelmütze und Kuhglocken wärmen sich die beiden nimmermüden Biathlon-Fans schon mal für die Team-Challenge auf. „Wir haben Biathlon-Dreier Karten vom DSV, Auftakt Schalke und dann die Worldcup-Stationen Oberhof und Ruhpolding“. Nach dem Wettbewerb geht es für die sympathischen Bayern sofort wieder „hoam“, keine Zeit für Sightseeing im Ruhrgebiet. „Das Super-Erlebnis auf Schalke ist eh nicht zu toppen“.

Eisbär als Maskottchen

Superstar Ole Einar Björndalen startet zu seinem letzten Rennen.
Superstar Ole Einar Björndalen startet zu seinem letzten Rennen. © Ralf Rottmann

Die fünf süßen Maskottchen der Veranstaltung, Eisbär Ella vom Zoom Gelsenkirchen, Lotte aus Oberhof, Beppe, der Fuchs aus Ruhpolding, Stan von der anstehenden Handball-WM aus Köln und Skitty, der weiße Tiger des DSV, drehen ihre Runden. Niklas (9) und Tim (7) aus Münster sind ganz begeistert, die Eltern müssen Fotos machen. Nach seinem Lieblingssportler gefragt antwortet Niklas wie aus der Pistole geschossen „Bjoerndalen“. Der überragende norwegische Biathlet, der heute seinen Abschied vom Leistungssport feiert, hat Fans in allen Ländern und allen Altersgruppen. Der tosende Beifall von Tausenden im Stadion brandet tatsächlich, nach den deutschen Athleten, bei ihm am hefigsten auf.

Bestens gelaunt waren diese Zuschauer.
Bestens gelaunt waren diese Zuschauer. © Ralf Rottmann

Die Arena bebt bei jedem Treffer, beim Herzschlag-Finale zwischen Deutschland und Italien bleibt niemand auf den Sitzen, ein Hexenkessel. Eine große Party zu den Siegerehrungen, Spaß und jede Menge spannender Sport, auch in diesem Jahr eine erfolgreiche Mischung für die Veranstaltung. „Im Fernsehen siehse manchma mea, abba die Atmosphäre is unschlagbar“, die Bilanz der vielen waschechten Ruhris auf dem Nachhauseweg.

Bei Lichtblick hatte der Funke Zündprobleme

Die Sieger: Die italienischen Biathleten Lukas Hofer (Mitte, (v.l.n.r.) und Dorothea Wierer feiern den Sieg mit einem Pokal bei der 17. Biathlon World Team Challenge (WTC) in der Veltins-Arena. Der zweite Platz geht an die deutschen Biathleten Franziska Preuß (l.) und Simon Schempp (2.v.l). Platz drei belegen Darja Domratschewa (2.v.r) und Ole Einar Björndalen (r).
Die Sieger: Die italienischen Biathleten Lukas Hofer (Mitte, (v.l.n.r.) und Dorothea Wierer feiern den Sieg mit einem Pokal bei der 17. Biathlon World Team Challenge (WTC) in der Veltins-Arena. Der zweite Platz geht an die deutschen Biathleten Franziska Preuß (l.) und Simon Schempp (2.v.l). Platz drei belegen Darja Domratschewa (2.v.r) und Ole Einar Björndalen (r). © Ralf Rottmann

Wenn es eine Kritik an der rundum gelungenen Veranstaltung von Schalke-Event geben kann, dann die Auswahl der Künstler zur Unterhaltung zwischen den beiden Biathlon-Wettkämpfen. Die Schlager-Girl-Group „Lichtblick“, vier wenig aussagekräftige junge Damen in glänzenden Daunenjacken trafen mit ihren Songs nicht wirklich den Nerv des Publikums, noch nicht mal bei der Zugabe mit bekannten Hütten-Gaudi-Hits. Auf den Rängen kaum Resonanz, viele Zuschauer nutzten die „Pause“, um in den Logen oder Katakomben des Stadions etwas zu essen. Auch die mehrmalige Aufforderung „wir wollen Eure Hände sehen“ führte zu keinem Ruck durch das Publikum. Es schien, als warteten alle nur sehnsüchtig, dass endlich der Sport weitergeht. Gute Musik vom Band wäre wohl effektiver gewesen.