Erle. . Das jecke Jubiläum wirft schon lange seine Schatten voraus, auch wegen einer charmanten Aktion des Präsidenten Björn Tondorf.

„Das Schöne an der Aktion war, irgendwann wussten die Leute, da kommt der Nummernboy. Wenn ich irgendwo ankam, dann war immer die erste Frage, welche Nummer hast Du heute dabei?“

Wovon Björn Tondorf hier erzählt, das ist eine charmante Aktion, die er sich hatte einfallen lassen für die sozialen Netzwerke: Zum 88. Geburtstag der Erler Funken verordnete sich deren Präsident 88 Besuche karnevalistischer Veranstaltungen. Jeder einzelne wurde dokumentiert mit einem Foto und der jeweiligen Nummer auf weißem Papier gedruckt.

Marketing für Karnevalsvereine

„Die Idee kam mir im letzten Jahr bei einem Seminar des Bundes Ruhr Karneval.“ Salopp gesagt sei es da um Marketing für Karnevalsvereine gegangen. „Da wurde das Storytelling vorgestellt.“ Also das erzählen einer Geschichte anhand einer Person. „Und ich habe sofort gesagt, das ist mein Ding, das mache ich.“

Eine große Aufgabe. „Ich habe Anfang Januar angefangen und bin im Karneval bis zur Nummer 43 gekommen.“ Noch nicht einmal die Hälfte. Das bedeutete auch im Sommer eine Herausforderung. Jetzt aber sieht es gut aus, dass Björn Tondorf zur Jubiläumsgala seines Vereins mit der Nummer 88 in der Tasche geht.

Das Brauchtum lebendig halten

Eine gelungene Werbeaktion. Auch weil der Vereinspräsident viele andere Akteure und Vereine einband. „Ich habe immer einen kurzen Text dazu geschrieben und die anderen verlinkt. Mit Erfolg. Wir haben jetzt doppelt so viele Follower.“

Denn so lustig die Aktion daher kommt, sie hat auch eine ernste Seite: Die Jecken müssen sich anstrengen, das Brauchtum lebendig und attraktiv zu halten. Nachwuchssorgen haben eigentlich alle. Die Zahl derer, die wirklich aktiv sind, ist so groß nicht. Auch beim mitgliederstärksten Karnevalsverein der Stadt, den Erler Funken.

Rosenmontagszug durch Buer

Mehrere interessierte Erler Karnevalisten gründeten einst, 1930, gemeinsam mit Mitgliedern des „Rheinischen Heimat- und Trachtenvereins Erle“, der bereits über eine Volkstanzgruppe sowie eine Zupfmusikabteilung verfügte, die KG Erler Funken. Mit einem Wagen und einer Fußgruppe nahm man gleich am Rosenmontagszug teil – der ging damals noch durch Buer.

Der Krieg machte der Narretei vorerst ein Ende. Erst 1948 wurde man in Erle wieder aktiv, erlebte Höhen und Tiefen und prägte den Gelsenkirchener Karneval nachhaltig. So organisierten die Erler Funken in Gemeinschaft mit der Erler Werbegemeinschaft 1970 den „Groß-Gelsenkirchener Rosenmontagszug auf der Cranger Straße.“

Geburtstags-Gala

Ganz zurecht feiern sich die Jecken am kommenden Wochenende selbst. Und das an besonderer Stelle, dem Hans-Sachs-Haus. Mit einer ganz großen Gala. Und mit vielen geladenen Gästen, auch aus befreundeten Vereinen. Mit denen bilde man sowieso eine große Gemeinschaft. „Das Wir-Gefühl im Gelsenkirchener Karneval funktioniert noch gut“, sagt Björn Tondorf. „Das muss man natürlich weiter stärken. Meine Überzeugung ist, da müssen wir, als älteste Gesellschaft der Stadt, auch mit positivem Beispiel voran gehen.“

>>>>>>Die Erler Funken feiern ihren Geburtstag mit einer Gala am Samstag, 17. November, in drei Teilen. Zunächst gibt es einen Empfang nur für Vereinsmitglieder mit Ehrungen. Danach folgt ein Sektempfang für die befreundeten Gesellschaften. Dann beginnt das Programm, bei dem sich die Jecken selbst etwas gönnen.

Mit dabei ist etwa der „Kölschen Caruso“, Tino Selbach, dazu kommen die Kölner Karnevalsgesellschaft Nippeser Bürgerwehr von 1903, die das designierte Dreigestirn stellt. Von dem reist Stadtprinz Michael II mit an. Dritte prominente Gäste sind die Akteure des Tanzkorps „Blaue Jungs“ der KG Lövenicher Neustädter 1903.