Gelsenkirchen-Altstadt. . 30 Mitglieder der Familie können auf dem Altstadtfriedhof beigesetzt werden. Vier Jahre dauerte die Planung. Der Vorstand hatte Bedenken.
Füreinander da sein, auch nach dem Tod – das wollen die Mitglieder der Kolpingsfamilie Gelsenkirchen-Zentral. Deshalb gingen sie nun einen entscheidenden Schritt für den letzten Weg: Auf dem katholischen Friedhof an der Kirchstraße richteten sie eine Gemeinschaftsgrabstätte für Mitglieder und deren Ehepartner ein. Ein ungewöhnlicher Schritt. Auch angesichts des Wandels der Bestattungskultur.
„Wir waren uns keineswegs sicher, dass die Mitglieder diesen Plan gut finden“, sagt Karl Evers, Vorstandssprecher der Kolpingsfamilie. Der Plan, ein eigenes Grabfeld zu schaffen, entstand bereits vor vier Jahren, erzählt er. Abgeschaut bei einer anderen Gemeinschaft des Kolpingwerks. „Wir haben lange überlegt, ob das für uns etwas sein würde“, sagt Evers.
Rund 100 Menschen bei Einweihung
Bei der Pfarrei St. Augustinus fand er mit seiner noch vagen Vorstellung Unterstützung. Es folgten Gespräche mit Friedhofsgärtnern und Steinmetzen. Erst, als alles geklärt war, trat der Vorstand an die Mitglieder heran. Das Echo: Durchweg positiv.
Das zeigte sich auch bei der offiziellen Einweihung der Grabstätte an Allerheiligen. Rund 100 Menschen kamen auf den Friedhof, um bei Gebet und Segnung dabei zu sein. Pastor Marco Quint verlegte die Andacht von der Gedenkstele für den Gründungspräses Pfarrer Heinrich Spaller an das neue, zentral gelegene Grabfeld.
Die meisten Gräber sind schon jetzt reserviert
Bereits vor der Zeremonie waren 25 der insgesamt 30 Urnen- und Erdgräber reserviert, mittlerweile sind es 29. Und das in Zeiten, in denen viele Menschen sich für anonyme Rasenbestattung oder einfache Formen der Feuerbestattung entscheiden. „Umso überwältigter waren wir von der überwältigenden Zustimmung“, sagt Evers. Er denkt bereits darüber nach, das Feld zu erweitern.
Dialog über den Tod anregen
An der Grabstelle sollen Mitglieder die Möglichkeit haben, der verstorbenen Kolpinggeschwister zu gedenken und Hinterbliebene einen Ort für ihre Trauer finden. Ein positiver Nebeneffekt, so Evers, sei, dass das Thema Tod damit aus der Tabuzone geholt werde. Denn: „Wir müssen mit unseren Kindern darüber sprechen, dass wir irgendwann mal auf das Grabfeld der Kolpingsfamilie wollen.“
Die Friedhofsverwaltung hat der Kolpingsfamilie die Fläche unter der Auflage überlassen, sich selbst um Bepflanzung und Pflege zu kümmern. Damit wurde auch bereits begonnen. Bisher sind die Plätze allerdings lediglich reserviert. „Jetzt wollen wir hoffen, dass sie so schnell niemand nutzt“, sagt Evers.
Anfangs Zusammenschluss von Handwerksgesellen
Die Glauben- und Aktionsgemeinschaft Kolpingwerk Deutschland hat 270.000 Mitglieder in 2700 Kolpingsfamilien in 27 Diözesanverbänden bundesweit. Das Werk ist weltweit in 61 Ländern aktiv. Adolph Kolping ist der Gründer des katholischen Sozialverbandes mit Sitz in Köln.
Der Verband nahm seine Anfänge als Zusammenschluss von Handwerksgesellen Mitte des 17. Jahrhunderts.