Gelsenkirchen. . Zwei Eisenbahnbrücken sollten im Stadtgebiet erneuert werden, doch die Arbeiten verzögern sich – weil wohl unzulässige Bauteile verwendet wurden.
Zuerst die gute Nachricht für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger: Seit Mittwoch sind die beiden Unterführungen an der Rotthauser- und der Küppersbuschstraße wieder für den Verkehr frei. Vier Tage früher als angekündigt. Die schlechte Nachricht: Die Umleitungsschilder können direkt stehen bleiben, denn schon bald wird genau dort wieder gebaut. Schuld ist ein Baufehler an den neuen Brücken.
Mitte Oktober sperrte die Stadt die Straßen, die Abbrucharbeiten an den alten Eisenbahnbrücken begannen. Die neuen Brücken liegen auch schon vor Ort, sollten dort fertiggestellt werden. Bei einer Kontrolle dann die Hiobsbotschaft: Die niedersächsische Firma Wittfeld, die mit dem Bau betraut war, hat aus Sicht der Deutschen Bahn unzulässige Bauteile verwendet. Die Bahn-Verantwortlichen reagieren ratlos bis schockiert: „Ich habe eine Menge erlebt, aber das noch nicht“, sagt Michael Dickhut. Er spricht von einem „blöden Fehler“.
Ein Fehler löste eine Kettenreaktion aus
Ein Fehler, der eine regelrechte Kettenreaktion auslöst. Nicht nur, dass beide Straßen erneut gesperrt werden müssen, sobald die Brücken ausgebessert sind: Auch der Bahnverkehr wird beeinträchtigt. Auf der Strecke verkehrt täglich ein Güterzug, der 200 Pkw nach Essen transportiert. Die Deutsche Bahn plant Baustellen daher mit Vorlaufzeiten von mehr als drei Jahren und informiert Nutzer früh.
Damit die Bauarbeiten nicht über Jahre ruhen müssen, ist die Projektleitung nun aber um eine schnelle Lösung bemüht. „Wir stehen in Austausch mit der Firma und dem Autolieferanten“, sagt Projektingenieur Christian Dawo. Er hofft, dass bereits in wenigen Wochen oder Monaten die neuen Brücken eingesetzt werden können. Dafür muss der Bahnverkehr erneut für voraussichtlich vier Tage ruhen, Autos und Fußgänger müssen länger auf Umwege ausweichen. Wann genau es so weit sein wird, sei noch nicht absehbar.
Alle möglichen Arbeiten vorgezogen
Unklar ist auch, wer finanziell für den Fauxpas aufkommt. Dickhut sieht Wittfeld eindeutig in der Verantwortung. Die Firma habe ihren Auftrag augenscheinlich nicht ordnungsgemäß erfüllt. Verbindungselemente müssten deshalb komplett erneuert werden.
Ganz umsonst waren die Vollsperrungen im Bereich der Brücken trotzdem nicht: „Der Abbruch der alten Brücken wurde eingeschränkt durchgeführt. Alles, was man machen konnte, hat man vorgezogen“, erklärt Dawo. Da nicht mehr alle Schienen in Betrieb sind, konnten Teile der alten Brücken bereits abgerissen werden.
Umleitung führte durch einen potenziellen Angstraum
Und: Fehler machen klug. So räumt der Ingenieur Versäumnisse im Bereich der Sicherheit auf den ausgeschilderten Umleitungen ein. Fußgänger wurden von der Rotthauser Straße aus durch den wenig beleuchteten Stadtgarten geführt – einen potenziellen Angstraum. „Das beauftragte Unternehmen hat die Aspekte der Sicherheit nicht ausreichend im Auge gehabt“, sagt Dawo. Das solle in Zukunft besser gelöst werden.
Ein möglicher Grund könnte sein, dass die Brückenbauarbeiten ursprünglich Anfang Mai stattfinden sollten, wo es deutlich länger hell ist. Auch von Seiten der Stadt heißt es, die Kritik sei angekommen und werde künftig bei der Baustellenplanung berücksichtigt.
>> Info: Die Stadt baut parallel zur Bahnbaustelle auf der Wilhelminenstraße. Zwischen Schlosserstraße und Grenzstraße wurden bereits umfassende Bauarbeiten an Versorgungsleitungen, Straßendecke und Fußgängerweg durchgeführt.
Doch auch an dieser Stelle ist noch keine Entspannung der Verkehrslage in Sicht: Ab Montag beginnt der zweite Bauabschnitt von der Schmiedestraße bis zur Kreuzung Wilhelminen-/ Grenzstraße. Die Wilhelminenstraße wird wieder zur Einbahnstraße.