Gelsenkirchen. . Bochum überlegt, bei der Gelsenkirchener Gesellschaft einzusteigen, um den Sozialen Arbeitsmarkt zu organisieren. Existenzangst bei Mitbewerbern.
Um die Arbeitsförderungsgesellschaft Gafög ist in Bochum eine Diskussion entbrannt. Die Bochumer Verwaltung trägt sich nämlich mit der Idee, mit einem Anteil von rund 18 Prozent (Kosten: 15.000 Euro) bei den Gelsenkirchenern einzusteigen, um den kommenden Sozialen Arbeitsmarkt ab 2019 zu organisieren.
Der Gafög-Chef betrachtet die Sache unaufgeregt
Die Bochumer Träger fürchten indes die auswärtige Konkurrenz, und beschwören ein Szenario herauf, bei dem Bochums Gafög-Einstieg große Teile der neuen Bundesmittel für den lokalen Sozialen Arbeitsmarkt abziehen könnte. Sie sehen ihre Existenzgrundlage in Gefahr.
Gafög-Geschäftsführer Stefan Lob betrachtet die Sache wesentlich unaufgeregter: „Ich sehe das so. Wir okkupieren nichts.“ Vielmehr wird in seinen Augen eine bereits lange bestehende Zusammenarbeit fortgesetzt. Als Beispiel nannte Lob die Qualifizierung von Arbeitslosen zu Fahrgastbetreuern mit der Bogestra. Und auch beim Projekt „Best Ager – Perspektive 50+“, an dem acht Jobcenter aus der Region beteiligt waren sowie ein halbes Dutzend Träger aus Bochum, hatte die Gafög als operative Projektleitung kräftig mitgemischt.
Man muss dennoch konstatieren, dass die Anteile der Gelsenkirchener Arbeitsförderer bei einem Einstieg Bochums bei der Gafög größer werden könnte.
Gafög betreut in Gelsenkirchen über 250 Menschen
Stadt hält 28,125 Prozent an der Gafög
Arbeitsfelder der Gafög sind die Qualifizierung, Beschäftigung, Aktivierung und die sozialpädagogische Begleitung und Vermittlung von Jobsuchenden.
Die Gafög-Gesellschafter in Prozent: Gelsenkirchen (28,125), Bottrop (12,5), Gladbeck (9,375), und Gafög (25,0 – Eigenanteil) sowie Stork Baugesellschaft, Waffelfabrik Oexmann, Autocentrum, Pilkington, Hermann Liesenklas GmbH, IBK Wiesehahn GmbH, Seibel & Weyer und Bauchemie Müller (alle 3,125).
Die Zahlen: Die gemeinnützige Gafög betreut in Gelsenkirchen über 250 Menschen in sozialversicherungspflichtigen Jobs, in Gladbeck und Bottrop sind es über 300. Im Zuge des neuen Bundesprogramms für Langzeitleistungsbezieher, vier Milliarden Euro schwer, hat Bochum vor, rund 300 Stellen für solche Menschen einzurichten. In Gelsenkirchen sind es 400. Dafür fließen über fünf Jahre rund 7,5 Millionen Euro jährlich an Fördergeldern nach Bochum, 9,6 Millionen Euro sind es in Gelsenkirchen.
Stiege Bochum bei der Gafög ein, so sehen es Planungen vor, kämen für die Gelsenkirchener nochmals 130 Stellen hinzu – die anderen Trägern in Bochum dann fehlen würden. Daher die laute Kritik.
Gegenargumente gibt es auch
Für die es aber auch Gegenargumente gibt. Denn bei den anvisierten Stellen muss es nicht bleiben, beide Städte haben höhere Quoten im Sinn, Gelsenkirchen beispielsweise bis zu 1500 neue Jobs.
Hintergrund: In Bochum gibt es 6453 Langzeitarbeitslose, in Gelsenkirchen 6864 – die Zahl der Langzeitleistungsbezieher ist aber noch deutlich höher.
Der Aufbau einer eigenen Beschäftigungsgesellschaft, so schätzt man in Bochum, würde zwei Jahre dauern. Die Entscheidung über den Einstieg bei der Gafög fällt der Bochumer Rat am 29. November.