Gelsenkirchen-Buer. . An drei Tagen in der Woche versperren Kleider und Hosen die Sicht auf die Buchhandlung Kottmann. Inhaber Dirk Niewöhner ist empört.
- An drei Tagen in der Woche versperren Kleider und Hosen die Sicht auf die Buchhandlung Kottmann
- Inhaber Dirk Niewöhner ist empört, weil Kunden den Laden nicht sehen und der Umsatz sinkt
- Billige Textilien sollen Menschen die Menschen animieren, teuren Fisch und Gemüse zu kaufen
Papier ist bekanntlich geduldig, und Bücher, diese mit Buchstaben gefüllten Papierseiten, müssen irgendwie noch wesentlich geduldiger sein. Zumindest an Markttagen in Buer.
Denn am Dienstag, Donnerstag und Samstag ist den Besuchern der buerschen Innenstadt der freie Blick in die Auslagen der Buchhandlung Kottmann an der Nienhofstraße verbaut – durch fröhlich bunte Kleider, Hosen, Röcke und Blusen, die auf dem Markt angeboten werden.
Komplette Front zugestellt
„Uns sieht keiner“, sagt Dirk Niewöhner. Der Inhaber der Buchhandlung Kottmann ist weit davon entfernt, amüsiert zu sein. „Die komplette Front meines Geschäfts ist zugestellt“, schimpft er.
Und berichtet von Veranstaltungen, wo der Hauptakteur seinen Buchladen nicht gefunden hat, drei Mal vorbeigelaufen ist und schließlich entnervt zum Handy gegriffen hat, um sich am Kleiderstand vorbei zum Eingang leiten zu lassen.
Sechs Tage die Woche im Ensatz
„Ich tue etwas für die Stadt“, sagt Niewöhner. „Ich halte den Laden in Ordnung, zahle hier meine Gewerbesteuer. Ich habe Angestellte, bilde aus, und sorge, wenn auch im kleinen Rahmen, für die Belebung des kulturellen Lebens. Ich bin sechs Tage die Woche da, verlässlich und konstant.“ Diese Verlässlichkeit könne man den Markthändlern nicht attestieren. Natürlich, bei widrigen Wetterbedingungen bleiben die Händler zuhause.
Doch Niewöhner stört nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität. Natürlich habe er sich bei der Stadt, bei den Gelsendiensten und beim obersten Marktaufseher Siegfried Panteleit bereits beschwert. Man brauche die Stände in der Nienhofstraße, um die Menschen von der Hochstraße zum Markt zu locken, habe man ihm erklärt. „Das kann doch nicht sein“, sagt Niewöhner. „Ich locke mit Billigtextilien, damit die Menschen auf dem Markt teuren Fisch und Gemüse kaufen.“ Das passe nicht. Überhaupt: Der Markt sei für ihn kein Kundenmagnet. „An Markttagen geht mein Umsatz zurück“, sagt Niewöhner.
Katastrophale Politik
Der Buchhändler sieht den Effekt eher umgekehrt. „Wenn überhaupt locken wir, die Geschäftsleute in den Fußgängerzonen, die Kunden zum Markt. Niewöhner empfindet die städtische Marktpolitik als Katastrophe.
Und benennt ein weiteres planerisches Desaster: Beim Caritastag wurden die Buden direkt vor dem Modegeschäft der Beckmanns aufgebaut. „Vor den leeren Schaufenstern des ehemaligen Sinn&Leffer-Hauses wurde kein Stand aufgestellt“, sagt er. Das sei doch absurd, wenig durchdacht.