Gelsenkirchen-Altstadt. . Der Kampf um Freiheit ist Thema in Hans Werner Henzes „El Cimarron“. Der musikalische Kampf in der Flora in Gelsenkirchen war intensiv.

Die zweite Veranstaltung der ambitionierten Reihe „Musik erzählt… von Freiheit“ im Kulturraum „die Flora“ hatte einen idealen Vertreter der musikalischen Freiheit zu Gast: ein Werk von Hans Werner Henze. Freiheit in der Komposition, und mit dem Recital „El Cimarron“ aus dem Jahr 1970 Freiheit auch als literarisches Thema, geschrieben vom großen zeitgenössischen Dichter Hans Magnus Enzensberger.

Henze, einer der bedeutendsten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts, erlebt gerade ein Revival, erst die „Bassariden“ zu den Salzburger Festspielen, dann das Oratorium „Das Floß der Medusa“ zur Ruhrtriennale und jetzt das Kammerwerk für vier Musiker in der Flora. „Ein Dreiklang“, bemerkte Michael Em Walter, künstlerischer Leiter der Reihe, stolz darauf, seinen Veranstaltungsort spirituell in die illustre Reihe einzuflechten.

Die Resonanz war enttäuschend

Als Künstler hatte er das international anerkannte „El Cimarron Ensemble“ unter der Leitung von Michael Kerstan gewinnen können, das sich 1999 just für dieses Stück zusammengefunden hatte.

Mitreißend intensiv präsentierte das „El Cimarron Ensemble“ im Kulturraum „die Flora
Mitreißend intensiv präsentierte das „El Cimarron Ensemble“ im Kulturraum „die Flora" Hans Werner Henzes gleichnamiges Werk. © Foto: Barbara Seppi

Großes Besteck also, konzeptionell wie künstlerisch. Allein, die Resonanz vor Ort war enttäuschend – 20 Personen im Saal. Sie genossen eine intensive, hochkarätige Darbietung dieses einzigartigen Stückes von „demokratischem Musizieren“.

Unglaubliche Tonumfänge, wechselnde Stimmfärbung

Die Bilder des Lebens des kubanischen Sklaven Esteban Montejo rissen in Henzes Tonstruktur den schönfärberischen Filter von historischen Gegebenheiten herunter, die Fratze der Sklaverei, des Krieges, der Unterdrückung trat hervor. Die überragende Interpretation von Koller jagte die Inhalte durch unglaubliche Tonumfänge, wechselte Stimmfärbung und Charaktere.

Leid und Elend sprachen aus den Instrumenten, nach jeder gewonnenen Schlacht kam Ernüchterung, spürbar der Wille, Revolutionen weiterzuführen. Das Ensemble hat „El Cimarron“ schon über 60 Mal aufgeführt, dennoch schien es am Sonntag eine Premiere, so eindrucksvoll zeigten die Künstler das menschliche Streben nach Freiheit.