Gelsenkirchen. . 140 Mentoren arbeiten ehrenamtlich als Leselernhelfer in 33 Gelsenkirchener Grundschulen. Gesucht werden vom Mentor-Verein weitere Aktive.

Kindern eine Zukunft schenken ist bundesweit der Leitgedanke von Leselernhelfern: Sie sollen Grundschulkindern wieder Spaß vermitteln, in Büchern zu stöbern und die Sprache zu verstehen. 140 Mentoren setzen sich einmal in der Woche in Gelsenkirchen in 33 Grundschulen auf die Schulbank. Sie lesen mit ihren Schützlingen, spielen, erklären, plaudern, diskutieren mit ihnen und beantworten Fragen zu Themen, die den Schülern auf den Nägeln brennen.

Über den Verein „Mentor – die Leselernhelfer“ werden die außerschulischen Förderer eingesetzt. Gewinner sind beide Seiten: Die Schüler, die durch die Einzelschulung ihre Lesefähigkeit verbessern und an Selbstbewusstsein gewinnen, wie auch die Mentoren, weil sie mit ehrenamtlichem Engagement die Bildungschancen benachteiligter Kinder erhöhen.

Individuelle Förderung hilft Kindern

Mit Prof. Aladin El Mafaalani hatte Reno Veit im September den Autoren des Buches „Das Integrationsparadox“ für einen Leseabend gewonnen. Die Integrationsgedanken des Schriftstellers stehen auch im Fokus des Vereins, um benachteiligten Schülerinnen und Schülern eine Chance zu geben.

Gründungsvater von Mentor ist der Politikwissenschaftler Reno Veit, der zuletzt im NRW-Bildungsministerium arbeitete. Die Idee kam dem 49-Jährigen, als er auf der Couch saß und gespannt einen Bericht über einen Mann verfolgte, der Erstklässler förderte. Veit: „Er vermittelte den Schülern Spaß am Lesen und die Bedeutung von Bildung.“ In Veits Kopf entstand bereits der Mentorgedanke, auch in Gelsenkirchen eine Organisation mit freiwilligen Förderern auf die Beine zu stellen. Er klopfte an der Sternschule an, stieß dort auf positive Resonanz bei der Schulleitung. Es dauerte nicht lange, da gründete er mit Ehefrau Stefanie den Verein „Mentor – Leselernhelfer Gelsenkirchen e.V.“

Klassenlehrer wählen die Schüler aus

Die Schulen begrüßen die Hilfe durch die Mentoren, die ihre Schüler einzeln während der normalen Unterrichtsstunde betreuen. Nach Rücksprache mit den Eltern wählen die Klassenlehrer die Schüler aus, denen das Lesetraining weiterhelfen soll. „Viele Kinder“, sagt Britta Czysch, Rektorin an der Turmschule, „empfinden den Tag, an dem sie individuelle Hilfe bekommen, als besonderes Ereignis. Sie haben neben der Lesehilfe auch das Gefühl, da nimmt sich jemand regelmäßig Zeit für mich.“

Oft ist kaum Hilfe beim Lesen zu erwarten

Wortschatzbildung, Inhaltsverständnis stehen neben dem Lesetraining auf dem Stundenplan für die individuelle Förderung. Die Mentoren geben ihren Schülern Anerkennung und Hilfe, die sie oft im Elternhaus nicht erhalten.

In manchen Familien mit Migrationsgeschichte wird zu Hause kein Deutsch gesprochen, da ist kaum Hilfe beim Lesen zu erwarten. Doch auch in deutschen Familien gibt es Analphabeten unter den Erziehungsberechtigten. „Mit dem Engagement der Lesehelfer eröffnen wir vielen Kindern eine Chance, nicht abgehängt zu werden, sagt Reno Veit.

Längst nicht alle Nachfragen können erfüllt werden

Doch können nicht alle Nachfragen erfüllt werden. Der 49-Jährige hofft, weitere Ehrenamtler zu finden. Sein Appell richtet sich vor allem an Mentoren, die gerne lesen, mit Kindern arbeiten und in ihrem Leben eine Stunde Zeit haben, um der Entwicklung junger Menschen eine andere Richtung zu geben. Veit: „Vielleicht zeigen ja auch Unternehmen ihr soziales Engagement und geben Mitarbeitern eine Stunde frei fürs Mentorenamt.“

>> Info-Veranstaltung im Fritz-Steinhoff-Haus

Am Dienstag, 9. Oktober, lädt der Verein zu einer Einführungsveranstaltung zum Thema Lesepatenschaften ins Jugendheim Fritz-Steinhoff-Haus, Greitenstieg 4, ein. Es sollen noch mehr Mentoren für die ehrenamtliche Aufgabe begeistert werden.

Seit dem Sommer ist der Verein Träger der freien Jugendhilfe. Die 170 Mitglieder zahlen je 15 Euro an Jahresbeitrag. kontakt@mentor-gelsenkirchen.de