Die neue Modellrechnung zum demographischen Wandel der Bezirksregierung Münster liegt vor. Sie zeigt, dass die Altersstruktur und die Einwohnerzahl sich drastisch verändern werden.
Die positivste Nachricht vorneweg: Gelsenkirchen wird 2030 mit durchschnittlich 46 Jahren wahrscheinlich die jüngste Bevölkerungszahl in der Emscher-Lippe-Region haben. Das Durchschnittsalter wird bis zu diesem Zeitpunkt nur um etwa drei Jahre zunehmen. Migranten und ihrer vergleichsweise noch hohen Geburtenrate sei Dank. Damit sind jedoch die Spitzenwerte in einer insgesamt eher bedenklichen Entwicklung markiert. Vorgelegt wurden sie von der Bezirksregierung Münster, die – auf Basis einer Modellrechnung – eine aktuelle Studie zur Bevölkerungsentwicklung vorlegte. Gerechnet wurde im Landesbetrieb Information und Technik.
Der Bevölkerungsrückgang fällt drastisch aus. In Kurzform. Die Menschen im Emscher-Lippe-Raum werden weniger und älter – was Auswirkungen auf die städtische Infrastruktur, auf Wohnungsbau, auf die Schul- und Kindergartenangebote, aber eben auch auf Pflegeheimplätze und Friedhofs-Vorsorge haben wird. Im Schnitt steigt das Alter um 5,4 Jahre. Im Vergleich zur letzten Auswertung 2005 vollzieht sich die Alterung der Gesellschaft schneller als erwartet. Negativer Spitzenreiter wird Waltrop. 2030 wird dort das Durchschnittsalter bei 55,9 Jahren liegen, haben die Statistiker ermittelt.
Städte wie Recklinghausen, Castrop-Rauxel, Herten, Marl und auch Gelsenkirchen werden fast elf Prozent ihrer Einwohner einbüßen. Dorsten 13, Herten sogar 15 Prozent. Die Einwohnerzahl in der Region ist seit 1994 rückläufig. Anders das Münsterland. Dort wird erst ab 2020 ein dauerhafter Bevölkerungsrückgang erwartet. Im gesamten Regierungsbezirk hat die Bevölkerungszahl 2003/2004 ihr Maximum erreicht. Die Wanderungsprognosen, so die Experten, bleiben leicht positiv. So verlegen mehr Menschen ihren Wohnsitz ins Münsterland als wegziehen. Im NRW-Vergleich schneidet das Rheinland allerdings wesentlich besser ab. Die gegenläufige Tendenz gilt für den Emscher-Lippe-Raum. Allerdings wird der Schwund im nördlichen Ruhrgebiet nicht so deutlich ausfallen wie bisher berechnet. Von 85 900 Menschen weniger gingen die Statistiker bislang aus. Jetzt rechnen sie mit einem Verlust von 61 000 Einwohnern auf 956 400. Im Jahr 2030 werden nur noch 0,91 Mio Menschen in der Region leben. Die Wachstumsgemeinden liegen alle im ländlichen Raum. 44 Kommunen im Regierungsbezirk werden allerdings Einwohner verlieren.
Die Ergebnisse der Prognose bestätigen Regierungspräsident Peter Paziorek, wie wichtig die politische und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Folgen des demografischen Wandels ist und für die nächsten Jahrzehnte bleibt. „Es geht darum, den Regierungsbezirk Münster zukunftsfähiger zu machen. Deshalb müssen wir heute die Fach- und Führungskräfte von morgen gut ausbilden und alles tun, damit sie gerne in unserer Region bleiben.”
Steter Sterbefallüberschuss: Die Zahlen und Fakten
1990-2003 wurde im Regierungsbezirk pro Jahr noch ein Geburtenüberschuss von rund 2500 Fällen registriert. Negativ ist die Entwicklung in GE: -975 (1990-'03); -1246 ('04-'08); -1020 (bis 2019). Die Fortzüge im gleichen Zeitraum: -264; - 832; -490. Gelsenkirchen hatte 1975 noch 322 587 Einwohner, Ende 2003 waren es 272 445, 2030 werden es 234 000 sein. Der Regierungsbezirk hat dann 2,5 Mio Einwohner, 100 000 mehr als 1975.