Gelsenkirchen. . Zentralbad oder Revierpark? Nach der Einigung in der Bäderdebatte ist das eine offene Frage in Gelsenkirchen. Die WAZ weiß, welche Partei welchen Standort will.

Nach der Entscheidung in der Bäderdebatte ist eine Sache klar: Der größere von zwei vorgesehenen Neubauten kommt ans Berger Feld, direkt neben das jetzige Sport-Paradies. Wo hingegen das neue kleinere Hallenbad hochgezogen wird, ist offen. CDU und Grüne sagen ganz klar: am Zentralbad. Als Kompromiss haben die zwei Fraktionen der SPD aber zugestanden, binnen sechs Monaten auch einen Standort im Revierpark Nienhausen zu prüfen.

RVR hat Interesse an Kooperation

Das jetzige Zentralbad wird definitiv in ein paar Jahren aufgegeben.
Das jetzige Zentralbad wird definitiv in ein paar Jahren aufgegeben. © Kleine-Büning

„Sollte das deutlich spürbar Kosten einsparen, dann muss man das bewerten“, so SPD-Fraktionschef Klaus Haertel. Hintergrund: Das an dieser Stelle bereits existierende Freibad wird vom Regionalverband Ruhr (RVR) und nicht von den Gelsenkirchener Stadtwerken betrieben. Ob sich der RVR deshalb an den Baukosten beteiligen könnte, soll Teil der Prüfung sein.

Immerhin scheint der Verband ein Interesse daran zu haben, auf dem Gelände mit der Stadt in Sachen Schwimmbad zu kooperieren. So heißt es in einem Schreiben von Jürgen Hecht, Geschäftsführer der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr (FMR) im RVR, an den städtischen Bäder-Experten Klaus Rostek: „Ihnen gegenüber habe ich (...) deutlich gemacht, welch große Bedeutung der Neubau eines großen Schwimmbades mit einer Erweiterung unserer Saunaanlage auf den Flächen des Revierparks Nienhausen hätte.“

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Hecht spricht gar von einem „Leuchtturmprojekt“ und schwärmt von einem Schwimmbad mit „über 4000 qm Wasserfläche, mit einem 50-Meter-Innen- und Außenbecken“. Der Brief ist datiert auf den 24. August, als Nienhausen auch für die „große Lösung“, die jetzt ans Berger Feld kommt, im Gespräch war.

Hechts Vorstoß hat einen Grund. Offenbar umtreibt ihn eine Sorge: Was passiert mit dem RVR-Freibad, wenn die Stadt ein großes Bad mit Saunalandschaft woanders hinbaut? Er schreibt: „Deswegen fürchte ich einen Einbruch unserer Besucherzahlen besonders in der Sauna, falls auf Gelsenkirchener Stadtgebiet eine neue große Saunaanlage entsteht.“

Heinberg: Schwimmen ist Kulturgut

Für die CDU sind all diese Faktoren sekundär – besonders der Punkt: mögliche finanzielle Beteiligung des RVR. „Für uns ist die Standortfrage keine fiskalische“, so Wolfgang Heinberg, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten.

Er denkt vor allem ans Schulschwimmen und rechnet vor, dass bei einer Fahrtzeit von wenigstens drei Minuten vom Zentralbad nach Nienhausen die ohnehin knapp bemessene Zeit von 30 Minuten im Wasser sich so um weitere sechs Minuten verkürzen würde. „Und dann lohnt sich das Schwimmen langsam nicht mehr.“ Dabei sei Schwimmen so wichtig: „Das ist ja nicht nur sich-nass-machen, das ist ein Kulturgut.“ Wasserzeiten seien da wichtig. Sollte die SPD sich am Ende der Prüfung für einen Neubau im Revierpark entscheiden, „dann ist die CDU raus“.

Ähnlich sieht das Peter Tertocha für die Grünen. Eine Zustimmung zum Standort Nienhausen sei für ihn ausgeschlossen. „Dieses Bad gehört in den Mittelpunkt der Stadt und nicht an die Stadtgrenze zu Essen.“

Klaus Haertel stört diese grundsätzlich ablehnende Haltung. „Sie haben versprochen, sich der finanziellen Verantwortung zu stellen.“ Die Kostenreduzierung für die Stadt müsste allerdings „messbar sein“. Ansonsten sagt auch Haertel, sei „das Zentralbad als Standort besser“.

Schwimmunterricht im Zentralbad

Das Zentralbad wird fürs Schulschwimmen stark frequentiert. Weit über 3000 Schüler haben hier Woche für Woche Schwimmunterricht.

 

Sollte das Hallenbad im Stadtsüden durch den Neubau vom jetzigen Standort in den Revierpark ziehen, würde sich die Anfahrt für die meisten Schüler verlängern.

 

Von 20 Schulen aus wäre der Weg länger, für drei würde sich nichts ändern. Lediglich für zwei Schulen wäre die Anfahrt kürzer.

 

Die Zeit im Wasser ist eh knapp bemessen: Von einer Doppel-Schulstunde (90 Minuten) bleiben abzüglich An- und Abfahrt, Umziehen und Duschen lediglich 30 Minuten netto im Wasser übrig.

 

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