Gelsenkirchen-Ückendorf. . Fahrräder, Kleingeld, achtlos entsorgte Angelhaken: Wenn Fabian Kitschukov mit den Magneten angelt, zieht er jede Menge Schrott aus dem Wasser.
Vielleicht macht Fabian Kitschukov das alles ja für Geld. Aber wenn das so wäre, müsste er wohl dringend mal mit seinem Bankberater sprechen. Denn obwohl der 28-Jährige an diesem Vormittag regelmäßig jubelt: „Schon wieder Geld gefunden“, wird er am Ende nun ein paar Cent in die Gürteltasche stecken können. Und einen Pfennig.
Es ist erst einige Monate her, dass der Heilerziehungshelfer ein neues Hobby fand. „Ich habe mir einen Magneten im Internet bestellt“, sagt er. 100 Kilogramm könne der halten. Es folgte ein größerer Magnet, der das doppelte Gewicht halten kann – und der nächste ist schon bestellt.
Mit den Magneten rund um Gelsenkirchen unterwegs
Regelmäßig ist Kitschukov nun an den Gewässern in und um Gelsenkirchen zu beobachten, wie er seine Magnete auswirft und sie dann bedächtig an der blauen und an der orangenen Schnur durchs Wasser zieht. Irgendwann, das weiß er längst, macht es immer „klack“. Oder „klonk“.
Wie diesmal, unter der Brücke über den Teich am Wissenschaftspark in Ückendorf. Ein Fahrrad hängt am Magneten, oder sagen wir lieber: ein ehemaliges Fahrrad. Komplett verrostet sind die Metallteile, die Pedale nur noch als Fragmente zu erkennen. Es muss schon eine ganze Weile im Wasser gelegen haben.
Was einmal an der Angel hängt, kommt auch raus
„Ich weiß, dass ich zu 99 Prozent Schrott angle“, sagt der Gelsenkirchener lachend. „Aber wenn ich erstmal was an der Angel habe, dann hole ich das auch raus.“ Es geht also doch eher um Spaß, um die Spannung, wenn der Magnet unter Wasser an etwas andockt.
Ein paar Fundstücke behält er, Kleinteile, die in seine Gürteltasche passen. Ein altes Taschenmesser, schon ganz stumpf vom vielen Gebrauch, ein paar Pfennige, ein rostiges Etwas, von dem er glaubt, es sei einmal eine Schraube gewesen. Den Rest entsorgt er, oder überlässt es Schrottsammlern.
Angler macht Menschen neugierig
Niemals würde er etwas wieder zurück ins Wasser werfen, sagt Kitschukov. Und so kann er bei seinem Hobby die Abenteuerlust mit Naturschutz verbinden. Und dazu auch noch ein bisschen Detektiv spielen. Denn hinter jedem Fund verbirgt sich eine Geschichte – oder zumindest eine Frage.
Zum Beispiel diese: Wer hat das Fahrrad in den Teich geworfen? War es ein Dieb, der das Speichenschloss nicht knacken konnte (es ist immer noch verschlossen)? Oder war es doch jemand, der einfach keine Lust mehr hatte auf das betagte Herrenrad? So verrostet und verschlammt, wie es aus dem Wasser kommt, wird sich das wohl nicht mehr abschließend klären lassen.
Vom Kickboard bis zum Lamellenrollo
Wenn Kitschukov seine Magnete auswirft, dann zieht er damit aber nicht nur Metall an, sondern auch neugierige Blicke. Manfred Ernath geht täglich mit Mops Lucy in dem kleinen Park an der Munscheidstraße spazieren und lässt sich das Spektakel nicht entgehen. „Ich finde das gut, was er da macht“, sagt er, und staunt, was der junge Mann da nach und nach aus dem Wasser angelt – obwohl die Bürgerinitiative Ückendorf hier doch ebenfalls einmal im Jahr sauber mache.
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Ein Kickboard hat sich zum Fahrrad gesellt, ein oller Scheibenwischer, ein Lamellenrollo. Es folgen ein weiteres Fahrrad, ein massives Kettenschloss, eine Batterie und noch mehr Kleinkram. Vieles ist umweltschädlich und gefährlich für Menschen und Tiere. Häufig bleiben alte Angelhaken am Magneten hängen, sehr oft Kronkorken, abgebrochene Flaschenhälse – wer möchte da schon reintreten?
Für den Schrottangler wird es jetzt richtig anstrengend. Der große Magnet hat angedockt, erst sieht es aus wie ein Stück Holz, das da aus dem Wasser aufsteigt. Kitschukov zieht und zerrt, jetzt bewährt sich der Handschuh, den er trägt, damit die Schnüre nicht so in die Haut schneiden. Das Holzstück entpuppt sich als Metallpfosten, meterlang. Und an seinem Ende: Ein Schild. Absolutes Halteverbot. Hoffentlich haben sich die Fische daran gehalten.