Gelsenkirchen. . Nach fast 100 Jahren löst sich der Verein endgültig auf. Die Mitarbeiterinnen räumen in diesen Tagen das Büro im Musiktheater im Revier.

Die Theatergemeinde Gelsenkirchen packt die Koffer. Nach einer fast hundertjährigen Vereinsgeschichte löst sich der Verband nun endgültig auf. In dem kleinen Raum im Erdgeschoss des Musiktheaters im Revier stapeln sich in diesen Tagen die Umzugskartons. Die Schränke stehen weit offen, auf den beiden Schreibtischen liegen Papierberge und alte Programmhefte. Dazwischen die beiden langjährigen Mitarbeiterinnen Daniela Hinze und Delia Scholer, die sagen: „Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“

Die Gelsenkirchener Theatergemeinde entstand vor nunmehr 97 Jahren aus der Volksbühnenbewegung heraus mit dem Ziel, möglichst vielen Schichten der Bevölkerung den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. „Wenn das MiR Theater macht, sind Sie mit uns dabei“, hieß lange der Slogan des Vereins. Vorbei!

Reißleine gezogen

Das funktionierte mit verbilligten Abo-Angeboten viele Jahrzehnte lang ganz wunderbar. In den letzten Jahren allerdings gingen die Mitgliederzahlen zurück, außerdem stand eine größere Investition in neue Software an. Da zog der Vorstand um den 1. Vorsitzenden Lars Petersen schließlich die Reißleine, die Auflösung wurde beschlossen.

Jetzt heißt es packen und Abschied nehmen. Am 31. August ist die Theatergemeinde endgültig raus aus dem Musiktheater. „Inzwischen haben wir uns an den Gedanken gewöhnt“, lächeln die beiden Mitarbeiterinnen, die sich 20 Jahre lang um die Interessen der Vereinsmitglieder gekümmert haben.

Wiedersehen an der Theaterkasse

Für die Gelsenkirchenerin Delia Scholer (55) geht es allerdings weiter im MiR, sie wird demnächst an der Theaterkasse sitzen: „Da treffe ich dann wieder auf viele Vereinsmitglieder, darauf freue ich mich.“ Daniela Hinze, ebenfalls ein Kind dieser Stadt, packt nicht nur die Koffer für die Theatergemeinde, sondern auch für sich selbst. Die 48-Jährige zieht es privat nach Kiel. In ihrer Jugend verbrachte sie einige Jahre im Norden und freut sich jetzt auf den Umzug ans Meer.

Gefreut haben sich beide auch über die vielen positiven Reaktionen der Vereinsmitglieder auf ihre bisherige Arbeit: „Wir haben viele Dankschreiben bekommen.“ In den Jahren gab es eine intensive persönliche Betreuung.

Erinnerung an Reisen und Kaffeeklatsch

Gerne erinnern sich Daniela Hinze und Delia Scholer an ganz besondere Höhepunkte. Dazu zählt die jährliche Theaterpreisverleihung. Dazu gehören auch die jährlichen Reisen zur Weihnachtszeit, die unter anderem nach Münster, Aachen oder Dresden führten. Und dazu zählt das Angebot des Kaffeeklatsches. „Den besuchten zum Schluss bis zu 40 Menschen“, erinnert sich Daniela Hinze.

Natürlich gab es auch Tiefpunkte in der langen Vereinsgeschichte, aber darüber wollen die beiden zum Abschied doch lieber schweigen.