Ed Sheeran begeistert 50.000 Fans in Gelsenkirchen
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Gelsenkirchen. Kaum einer glaubte noch an einen Auftritt von Ed Sheeran in der Region, doch am Sonntag begeisterte der Musiker 50.000 Fans in der Veltins Arena.
Fast hatten die Fans befürchtet, Ed Sheeran käme gar nicht mehr. Mülheim - ging nicht. Düsseldorf - durfte nicht. Jetzt aber: der britische Mega-Star gleich zweimal. In der Arena auf Schalke, was vielleicht sogar die schlüssigste Lösung war, immerhin ist “Divide” eine Stadion-Tour.
Er kommt allein, nur mit
seiner Gitarre. Und stünde er nicht auf der Bühne im farbenwechselnden
Scheinwerferlicht, er könnte ja auch einer aus dem Publikum sein, der
Nachbarsjunge, so normal. Mit seiner Jeans, der Pumucklfrisur und dem
königsblauen (!) T-Shirt, auf dem “Hoax” steht, was mal “Schabernack” hieß,
aber heute meist für “Falschmeldung” steht. Aber dieser Mann ist echt, er
braucht keine Spezialeffekte, keine Backgroundsänger, keine Posen, kein
Feuerwerk - jedenfalls bringt er nichts davon mit. Ed Sheeran ist seine eigene
Band.
Steht da, singt, erzählt
Geschichten, nicht nur musikalisch, und ist dabei so dynamisch in Körper und
Klang, dass ein Orchester gar nicht nötig ist. Der will nur singen! Und das,
wie er sagt, am liebsten in Deutschland, wo die Menschen die Musik lieben.
Möglich, dass gerade die Zeiten dafür sind: zurück zu den Wurzeln, zum
Schlichten, Ungekünstelten.
Allerdings hat der
27-Jährige da diese Loopstation zu seinen Füßen, ein Gerät, das Sheraans eigene
Musik aufnimmt und vielstimmig wieder abspielt. Immerhin aber ist der Sound aus
der Konserve frisch und selbstgemacht. Und er hat ja einen Chor: einen
überdimensionalen Chor aus mehrheitlich Frauen, aber auch Paaren aller
Altersklassen, dies ist kein Teenager-Kreisch-Konzert. Obwohl die Leute
schreien sollen, nicht den Ton treffen, Hauptsache, sagt Ed, sie machen mit.
Aber man kann eben alles mitsingen, so ist die Musik von Ed Sheeran, eingängig,
freundlich, das ist vielleicht simpel, aber so gewollt.
Er spielt seine größten
Hits an diesem Abend und am Montag noch ein zweites Mal, alle aus diesem Jahrzehnt
(“The A Team” war 2011 sein Debüt), alle von Platten, die statt Buchstaben
Rechenzeichen tragen. Die meisten von “:”, also “Divide” aus dem vergangenen
Jahr. Natürlich läuft das “Galway Girl”, “Perfect”, “I See Fire”, sein erster
großer Hit in Deutschland, und “Shape of You”, dieses Lied über den Körper
einer Frau - und das, obwohl mancher Kritiker diesen Sänger so gut, weil so
“unschuldig” findet. Die Set-Liste ist bei allenfalls einer winzigen Änderung
seit Monaten so in Stein gemeißelt.
Private Keller-Party
Und trotzdem wird nichts
langweilig. Sheeran-Songs sind alle Hits, da entsteht kein Schweigen. Der
“Hobbit mit den roten Haaren” (so das Fachmagazin “Rolling Stone”) und seine
Gitarren nehmen 50.000 mit, als sei dies eine private Keller-Party, auf der
jeder jeden kennt.
Lange hatte es nach einem
solchen Abend in der Region nicht ausgesehen. Zwar waren 80000 Karten gleich
nach der Ankündigung ausverkauft, dass Sheeran ins Revier kommen würde. Das war
vor mehr als einem Jahr. Doch dann: Mülheim -- Bedenken. An- und Abreise nicht
geklärt, die Logistik! Die Feldlerche! Weltkriegsbomben! Umzug in die
Landeshauptstadt. Doch Düsseldorf -- Bedenken. Das Gelände am Rhein: 100
Baumfällungen! Widerstand! Politik! Nun also Schalke, und dafür doppelt.
Das führt dazu, dass
mancher ratlos in der Schlange steht am frühen Abend vor einem Schalter, der
“Trouble Counter” heißt: Die neuen Karten wurden nicht zugeschickt, sie passen
nicht zu denen der Freunde. Doch den meisten wird geholfen, jubelschreiend
laufen junge Mädchen schließlich Hand in Hand ins Stadion. Wo um zwanzig vor
neun endlich Ed Sheeran auf die Bühne kommt. Und wenn man so will, passt sogar
sein Auftakt-Song zum Ort: Der Künstler startet mit “Castle On The Hill”, und
eigentlich ist die Arena genau das für viele rund um Gelsenkirchen, ein Schloss
auf einem Hügel.
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