Gelsenkirchen-Buer. . Der Klimawandel vor der eigenen Haustür, er ist längst da. Das machte eine VHS-Exkursion zum Stadtteilpark Hugo in Buer deutlich.

Kiwis wachsen in Neuseeland, Italien oder Griechenland. Aber mitten in Gelsenkirchen? Und ob: am Lanferbach neben der Rungenberghalde – im Stadtteilpark Hugo. Dass die Früchte jetzt in unserer Region gedeihen, liegt auch an den veränderten Klimabedingungen. Und genau darum geht es bei der Exkursion „Wetter, Witterung, Klima“ der Volkshochschule Gelsenkirchen und dem Referat Umwelt an diesem lauen Sommerabend.

Zwei Stunden lang erkunden die Teilnehmer unter Leitung von Geograf Michael Godau die Umgebung der Halde. Los geht’s am Regionalforstamt. Und die Teilnehmer kommen schon früh aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Brennnesseln vertragen Hitze nicht

Fasziniert bestaunten die Teilnehmer, welche Pflanzen mit den häufigeren Trockenperioden gut zurechtkommen – und welche auf der Strecke bleiben.
Fasziniert bestaunten die Teilnehmer, welche Pflanzen mit den häufigeren Trockenperioden gut zurechtkommen – und welche auf der Strecke bleiben. © Heinrich Jung

Datteln in dieser Umgebung? Mediterrane Pflanzen auf einem alten Zechenareal? Während die Frauen und Männer durch hohe Gräser stapfen und auf Heuschrecken-Jagd gehen, macht Godau auf vieles aufmerksam, das sich durch den Klimawandel verändert. Heimische Pflanzen wie Brennnessel und Erle halten den langen Hitzeperioden nicht stand und vertrocknen. Dafür tauchen neue Pflanzen in unserem Umfeld auf. So sind der Sommerflieder aus Asien und das schmalblättrige Greiskraut aus Südafrika zu uns gelangt. Beide Arten fühlen sich mittlerweile auch im Ruhrgebiet ziemlich wohl.

Prozessionsspinner liebt Wärme

Eichenprozessionsspinner – hier in einem Nest – lieben trockenes, warmes Wetter.
Eichenprozessionsspinner – hier in einem Nest – lieben trockenes, warmes Wetter. © Heinrich Jung

Einige Pflanzen passen sich der neuen Situation mit längeren Trockenperioden an oder haben von vornherein bessere Voraussetzungen. So verfügen manche über schmalere Blätter, so dass nicht so viel Wasser durch die Sonne verdunsten kann. Oder sie speichern Wasser in ihren Stängeln.

Auch die Tiere passen sich der Trockenheit an. Schnecken mit Gehäuse beispielsweise fallen in eine Trockenstarre und können so überleben. Es gibt aber auch einige Tiere, die sich in dem wärmeren Klima gut aufhalten können. In der Nähe der Halde gibt es seit neustem ein paar Schwalbenschwänze. Ein eher unbeliebter Gast dagegen ist der Eichenprozessionsspinner. Auch er fühlt sich bei warmen Wetter sehr wohl. Michael Godau vermutet, dass er sich in den nächsten Jahren noch weiter ausbreiten könnte.

Eine der Teilnehmerinnen ist Melanie Stobbe (52). Sie wohnt in der Nähe der Rungenberghalde. „Ich wollte mir mal anschauen, was der Klimawandel vor Ort anrichtet. Ich kenne dieses Gelände und trotzdem sehe ich es jetzt mit anderen Augen.“

Teilnehmerin hofft auf Anregungen

Professionelles Interesse treibt Andrea Preuße-Schwake um, Mitarbeiterin des Referats Umwelt. „Ich möchte Veranstaltungen nicht nur mitorganisieren. So lerne ich verschiedene Menschen kennen, kann mich mit ihnen austauschen und ihnen vielleicht Umweltthemen näher bringen, aber auch Anregungen bekommen.“

Am Ende der Exkursion sind alle erschöpft, aber auch zufrieden. Mit ganz neuem Wissen über die eigene Region trennen sich die Wege.